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Tigray-Konflikt

Eskalation des Bürgerkriegs bedroht Äthiopiens Luftfahrt-Erfolge

Der Tigray-Konflikt weitet sich zunehmend zum Bürgerkrieg in Äthiopien aus. Inzwischen warnen Experten vor Überflügen. Am meisten trifft die Gewalt aber Ethiopian Airlines.

Seit einem Jahr tobt in der nordäthiopischen Region Tigray ein blutiger Bürgerkrieg, der schon Zehntausende Todesopfer forderte. Der Konflikt eskaliert immer mehr und sorgt für eine stetige Verschlechterung der Sicherheitslage im Land am Horn von Afrika. Das bedroht zunehmend auch das Geschäft von Ethiopian Airlines.

Die Fluggesellschaft hat in den letzten zwanzig ihre Heimatbasis Addis Abeba zum internationalen Drehkreuz gemacht. Sie ist heute nicht nur die größte Airline des Kontinents, sondern auch profitabel – sogar im Krisenjahr 2020. Das ist in Afrika selten. Doch seit Beginn des Tigray-Konflikts werden Warnungen laut, dass sich dies rasant ändern könnte. Inzwischen schlägt die Uno Alarm. Das Risiko eines «Abgleitens in einen sich ausweitenden Bürgerkrieg ist nur allzu real», so Unter-Generalsekretärin Rosemary A. DiCarlo.

Sicherheit verschlechtert sich

Die Truppen Tigrays kämpfen gegen das Militär Äthiopiens. Sie nähern sich derzeit sogar der Hauptstadt Addis Abeba, woraufhin die Regierung den Notstand ausgerufen hat. Mehrere Nationen, darunter die USA, haben ihre Staatsbürger zu ihrer eigenen Sicherheit aufgefordert, Äthiopien schnell zu verlassen.

Bereits seit einiger Zeit wird von Überflügen der Tigray-Region und der Wahl bestimmter Flugrouten abgeraten. Das Luftfahrt-Sicherheitsnetzwerk Ops Group erweitert seine Warnung nun auch auf den Rest des Landes. Zudem seien Flüge über nördliche Teile Äthiopiens einer gestiegenen Gefahr ausgesetzt, zum Opfer von Raketenabschüssen zu werden, weil auch die Oppositionstruppen über Boden-Luft-Raketen verfügen. Je größer die umkämpften Gebiete, desto größer die Fläche, die ein Risiko für alle Flugzeuge darstellt.

Ethiopian Airlines mit mehr als einer Sorge

Die größte Fluggesellschaft des Landes wird in der Situation gleich mit mehreren Problemen konfrontiert. Zum einen besteht die Möglichkeit von Sanktionen gegen das staatliche Unternehmen, weil es angeblich illegal Kriegswaffen an Bord von Zivilflugzeugen transportiert haben soll. Es bestreite die Vorwürfe. Zum anderen bedroht die Sicherheitslage Äthiopiens die reibungslose Durchführung von Linienflügen.

Das Geschäftsmodell von Ethiopian Airlines basiert nicht nur auf Reisenden von und zu dem afrikanischen Land. Auch Umsteigepassagiere werden über das Drehkreuz in Addis Abeba reichlich abgefertigt – schließlich gibt es für viele afrikanische Destinationen kaum zuverlässige Alternativen. Besonders diese Kundengruppe geht einer Fluggesellschaft schnell verloren, wenn das Heimatdrehkreuz nicht mehr als sicher gesehen wird.