Letzte Aktualisierung: um 19:07 Uhr

Eurowings und Tuifly

Die nächtlichen Postflüge in Deutschland stehen vor dem Aus

Die Deutsche Post möchte ihre innerdeutschen Nachtluftpostflüge beenden. Eine Gesetzesänderung macht das bald möglich. Dadurch verlieren Eurowings und Tuifly ein interessantes Geschäft.

Der Dienst startete im Jahr 1961. Lufthansa nahm damals im Auftrag der Deutschen Bundespost ein Nachtluftpostnetz in Betrieb. Zum Einsatz kamen vier Convair 440 Metropolitan und eine Viscount 814, die tagsüber mit Reisenden flogen, nachts mit Briefen und Paketen.

Auch heute gibt es noch Nachtluftpost in Deutschland. Im Auftrag der Deutschen Post fliegt Eurowings mit Airbus A320 nachts Post zwischen Berlin und Stuttgart. Die Flugnummern lauten EW3001 und EW3002. Tuifly bedient die Routen zwischen Hannover und Stuttgart (X3949/X3950) sowie München (X3951/X3952) mit Boeing 737.

30 Nachtpostflüge pro Woche

Dabei handelt es sich nicht um Hin- und Rückflüge mit derselben Maschine, sondern um Flüge, die größtenteils zur selben Zeit in der Luft sind. So hebt beispielsweise Eurowings-Flug EW3001 um 00:20 Uhr von Berlin in Richtung Stuttgart ab, während Flug EW3002 in die Gegenrichtung um 00:15 Uhr von Stuttgart in Richtung Berlin startet.

Der erste Flug pro Woche findet in der Nacht von Montag auf Dienstag statt, der letzte in der Nacht von Freitag auf Samstag. Insgesamt sind es 30 Nachtpostflüge pro Woche.

Gesetzesänderung ändert Ausgangslage

Schon länger würde die Post die Flüge gerne durch Lkw-Fahrten ersetzen, um die eigene C02-Bilanz zu verbessern. Aber es gibt ein Hindernis. «Solange wir verpflichtet sind, mindestens 80 Prozent aller Briefe bereits am nächsten Werktag zuzustellen, kommen wir um Nachtflüge nicht herum», sagte Ende 2021 Tobias Meyer, der heute Chef des gesamten Konzerns ist, zur Nachrichtenagentur DPA.

Die 80 Prozent sind der Post gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings will das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das mit einer Anpassung des Postgesetzes ändern und so unter anderem die Kosten senken. Es nimmt dabei Tempo raus. Nach der geplanten Neuregelung müssen 95 Prozent der Standardbriefe am dritten Werktag zugestellt sein, 99 Prozent am vierten.

«Post plant mit Wegfall der Nachtflugverbindungen»

Nachdem das Ministerium zu Jahresbeginn die Eckpunkte für die Änderung vorgelegt hatte, kommentierte die Post im März 2023: «Dies würde durch den dann möglichen Verzicht auf die innerdeutsche Beförderung von Briefsendungen per Flugzeug (Nachtluftpost) auch eine nachhaltigere Universaldiensterbringung ermöglichen.» Am vergangenen Freitag (24. November) hat das Ministerium seinen Entwurf in die Ressortabstimmung eingebracht, also in die Abstimmung mit den anderen Ministerien der Bundesregierung.

Und die Position der Post hat sich nicht geändert. Gegenüber aeroTELEGRAPH sagt ein Post-Sprecher: «Die Deutsche Post plant mit dem Wegfall der genannten Nachtflugverbindungen, wenn das neue Postgesetz in Kraft tritt.»

Keine Angaben dazu, wie lange Verträge laufen

Damit würde für Tuifly und Eurowings das Geschäft mit der Post wegfallen. Beide Airlines wollten sich auf Anfrage nicht im Detail zu diesem Szenario äußern. Eurowings schrieb, dass «das neue Gesetz noch nicht final beschlossen ist» und verwies auf die Post.

Ein Tui-Sprecher erklärte, dass «aus vertragsrechtlichen Gründen keine Aussagen zum aktuellen Auftrag gemacht werden können und dies ausschließlich durch die Deutsche Post erfolgen kann». Dazu, wie lange die Verträge zwischen dem Post-Konzern und den Fluggesellschaften noch laufen, wollte keines der drei Unternehmen Angaben machen.

Das oben stehende Video von Swissport aus dem Jahr 2019 zeigt die Beladung eines Tuifly-Jets mit Nachtluftpost.