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Konkurrenzkampf

Das plant Lot mit Condor – wie reagiert Lufthansa?

Die polnische PGL wird durch den Kauf von Condor zur Nummer zwei in Deutschland. Die Lot-Mutter hat mit dem Ferienflieger viel vor. Schaut Lufthansa einfach zu?

«Wir kriegen das hin.» Das war die Kernbotschaft, die Ralf Teckentrup in den vergangenen Monaten immer und immer wieder verbreitete. Der Condor-Chef hatte allen Grund, die 4900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzumuntern und zu beruhigen. Der Ferienflieger flog nach der Pleite seiner Mutter Thomas Cook nur dank staatlich gesichertem Kredit weiter und musste bis im Frühjahr zwingend einen neuen Eigentümer finden.

Das hat die Führung von Condor nun auch geschafft. Wenn die Wettbewerbsbehörden ihre Zustimmung geben und auch die Gläubiger Ja sagen, gehört die deutsche Fluggesellschaft im April definitiv der polnischen PGL. In der Nacht auf Freitag (24. Januar) unterzeichnete die Dachgesellschaft der Nationalirline Lot den entsprechenden Kaufvertrag.

Kompetenzzentrum für Urlaubsflüge

Wie viel PGL für die neue Tochter zahlt, bleibt geheim. Nur so viel wurde verraten: Mit dem Geld kann Condor den Kredit von 380 Millionen Euro gut zurückzahlen. Neben den Polen hatten zwei weitere Interessenten – beides angelsächsische Finanzinvestoren – mitgeboten, aber ihre Offerten fielen tiefer aus.

Condor wird neben Lot Polish Airlines, den Bodenabfertigungsfirmen LS Airport Services und LS Technics, dem Wartungsunternehmen Lot Aircraft Maintenance Services sowie der 2019 neu gegründeten PGL Leasing die sechste Tochter des PGL-Konzerns. Sie wird zum neuen Kompetenzzentrum für Urlaubsflüge. Diesen Bereich habe man vor einigen Jahren aufgegeben und baue ihn nun mühsam wieder auf, erklärte PGL-Chef Rafal Milczarski bei einer Pressekonferenz in Frankfurt.

Neue Flugzeuge

Der Chef des polnischen Staatskonzerns machte klar: Mit dem Status Quo gibt er sich nicht zufrieden. Milczarski will mit Condor expandieren – und zwar nicht nur in Deutschland. Er nannte neben Polen auch Ungarn als Land, in dem er zu wachsen gedenkt. In Budapest hat Lot bereits jetzt ein Langstreckenangebot. Ein Stellenabbau sei bei Condor in jedem Fall nicht zu befürchten. «Es könnten sogar eher mehr Arbeitsplätze werden», so Milczarski. Die deutschen Gewerkschaften begrüßten entsprechend den Deal.

Für das Wachstum soll Condor auch neue Flugzeuge bekommen. PGL-Chef Milczarski sprach bei der Pressekonferenz von 20 Jets, die man als Ersatz für die bisherigen Langstreckenflieger für die neue Tochter bestellen wolle. Derzeit fliegt Condor mit 16 durchschnittlich 24 Jahre alten Boeing 767 in die Ferne.

Dreamliner gesetzt?

Auf welches Modell er bei Condor setzen wird, ließ der PGL-Chef offen. Man wähle das passendste Modell. Er strich jedoch heraus, von welchen Synergien man nun gemeinsam profitieren könne – nicht nur im Einkauf, sondern auch bei der Ausbildung.  Vieles deutet also darauf hin, dass auch Condor Dreamliner bekommen soll. Lot betreibt sowohl Boeing 787-8 als auch 787-9, die in der Größe den 767 der Deutschen ähneln.

Auf der Kurz- und Mittelstrecke dagegen wird Condor wohl bei Airbus bleiben. Er freue sich, mit der Übernahme endlich Airbus-Betreiber geworden zu sein, erklärte Milczarski. Lot besitzt neben Boeing 737 und 737 Max noch Bombardier Dash 8 und Embraer E-Jets. Die Marke Condor werde auch künftig auf den Fliegern stehen, so der PGL-Chef. Denn diese sei «sehr stark».

Lufthansa reagiert oft heftig

Eine große Unbekannte bleibt aber: Wie reagiert Lufthansa auf das Eindringen eines Mitbewerbers in ihren Heimatmarkt? Milczarski spielte die Gefahr einer Gegenreaktion bei der Pressekonferenz herunter. Die Beziehungen seien gut, so der PGL-Chef. Man arbeite gut mit Lufthansa zusammen, unter anderem auch im Rahmen der Star Alliance. Die Kooperation bei Condor, bei der Lufthansa als Zubringer agiert, bringe zudem ja beiden etwas, ergänzte Condor-Chef Teckentrup.

Doch ganz so einfach ist das Ganze wohl nicht. Als Ryanair ankündigte, in Deutschland auf 20 Prozent Marktanteil kommen zu wollen, reagierte Lufthansa mit dem Ausbau von Eurowings. Als Etihad sich in der Schweiz an einer Regionalairline beteiligte und sie zum Zubringer ausbauen wollte, reagierte Lufthansa mit einem massiven Ausbau der Tochter Swiss. In Frankfurt sieht man es also nicht gerne, wenn jemand ins eigene Territorium eindringt.

 Staatlich finanzierter Konkurrent

Dies gilt umso mehr, als dass Lufthansa gerade selbst die touristische Langstrecke als neues Geschäftsfeld aufbaut. Und ihre Destinationen ähneln schon jetzt in großem Maße denen von Condor, auch wenn es noch viel weniger sind. Ob der Platzhirsch wirklich langfristig als Zubringer von Condor agieren wird, jetzt wo diese einem staatlich finanzierten Konkurrenten gehört, ist daher alles andere als sicher.