Ein Taucher birgt ein Trümmerteil: Piloten reagierten falsch.

AF447: Bericht zeigt Chaos an Bord

Die Hinterbliebenen der Opfer des Unglückfluges erhielten Details aus der Strafuntersuchung. Auch sie belasten die Crew.

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Einen mechanischen Fehler am Airbus A330 fanden die französischen Strafermittler bisher nicht. Dies zeigt ein Zwischenbericht, der am Mittwoch (Oktober) von Richterin Sylvia Zimerman in Paris den Hinterbliebenen vorgestellt worden ist. Einzig der bekannte Defekt der Pitot-Sonden wurde erneut bestätigt. Er führte dazu, dass die Piloten auf dem Air-France-Flug AF447 von Rio de Janeiro keine zuverlässigen Geschwindigkeitsangaben mehr hatten. Offenbar hatten sie aber zugleich auch keine verlässlichen Angaben mehr über ihre Reiseflughöhe - ein Umstand, welcher bislang unbeachtet geblieben war.

Doch daneben gibt es offenbar keinerlei Anzeichen für Probleme am Flugzeug, wie französische Medien berichten. Vielmehr belastet auch diese Untersuchung die Mannschaft im Cockpit. «Der Strömungsabriss wurde von der Crew in keiner Weise wahrgenommen, sie wurde zu keinem Zeitpunkt erwähnt» so der Bericht. Damit werden die Erkenntnisse aus den Zwischenberichten der Luftfahrtaufsichtsbehörde Bureau d'Enquêtes et d'Analyses BEA weitgehend bestätigt, welche den Piloten gravierende Fehler vorwerfen. Das verstärkt auch den Druck auf Air France. Die Fluggesellschaft ist in Zusammenhang mit dem Crash, der in der Nacht auf den 1. Juni 2009 228 Menschenleben forderte, wegen Totschlag angeklagt. Mit der neuen Zwischenstudie steigt nur der Druck auf die Airline. Denn bereits ganz am Anfang stand offenbar eine Fehleinschätzung des Piloten. Er hatte die Wetterverhältnisse gemäß den Strafermittlern offenbar als «nicht beunruhigend» eingestuft, obwohl seine Stellvertreter erklärten, man habe da «ein rechtes Ding vor uns».

Voll in die Turbulenzen

Eine halbe Stunde begannen die starken Turbulenzen. Der Pilot hatte sich inzwischen bereits zur Nachruhe zurückgezogen, als über dem Atlantik die Probleme begannen. Die Geschwindigkeitsanzeige versagte und der Autopilot schaltete sich aus. Ab jenem Zeitpunkt habe im Cockpit «Verwirrung» geherrscht. Der verantwortliche Ko-Pilot reagierte darauf «nervös und ungenau», so der Zwischenbericht der Strafermittler gemäß französischen Medien. Er hob die Nase des Flugzeuges und stieg so schnell höher. Dadurch brachte er den Jet in eine gefährliche Lage. Bald schon ertönte im Cockpit die Warnung vor einem Strömungsabriss. 54 Sekunden lang war der schrille Ton zu hören. Doch das wurde «komplett ignoriert», so der Bericht. Als der Kommandant ins Cockpit zurückkehrte erklärte der erste Kopilot: «Ich habe keine Kontrolle mehr über das Flugzeug». Kurze Zeit später habe der zweite Ko-Pilot wiederholt: «Wir verlieren die Kontrolle».

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