Der Cockpit Voice Recorder des Fluges AF447: Verbrachte fast zwei Jahre im Atlantik.

FlugschreiberAlles, was Sie zur Blackbox wissen müssen

Was sind die Anforderungen an einen Flugschreiber? Wie lange überlebt er im Meer? Und warum werden Daten nicht direkt übertragen? Fragen und Antworten.

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Was ist das wichtigste Grundwissen zur Blackbox?

Die Blackbox ist nicht schwarz, sondern leuchtend orange, damit sie leichter gefunden wird. Der korrekte Begriff ist Flugschreiber und davon gibt es zwei Arten: den Flugdatenschreiber (Flight Data Recorder, FDR), der während des Fluges alle wichtigen Flug- und Flugzeugdaten speichert, sowie den Stimmenrekorder (Cockpit Voice Recorder, CVR), der Gespräche im Cockpit und Geräusche aufzeichnet. Beide sind meist im Heck des Flugzeuges verbaut und sollen Ermittlern nach einem Unglück dabei helfen, den Ablauf zu rekonstruieren. Die Daten werden heutzutage auf SSD-Speichern aufgezeichnet, die unter anderem geschützt sind durch eine Hülle aus Stahl oder Titan sowie eine Hitzeisolierung.

Außerdem ist an den Flugschreibern ein Sender angebracht, der unter Wasser Signale aussendet. Viele Flugzeuge verfügen zusätzlich über einen dritten Typ von Flugschreiber, den Quick Access Recorder (QAR), der technische Daten für die Wartung aufzeichnet, aber nicht wie FDR und CVR dafür ausgelegt ist, einen Absturz zu überstehen.

Die Redaktion von The Guardian hat das Wichtigste noch einmal visualisiert:

Welche Belastungen hält ein Flugschreiber aus?

Um den Absturz eines Flugzeuges über Land oder Wasser zu simulieren, werden Flugschreiber harten Tests unterzogen. Dazu gehört etwa der Aufprall einer Last von 227 Kilogramm mit einer Spitze von 6,5 Millimetern Durchmesser aus einer Höhe von 3 Metern. Ein anderer Test entspricht einem Aufprall von 750 Stundenkilometern gegen eine Betonwand. Auch müssen die Flugschreiber eine Stunde lang eine Temperatur von 1100 Grad überstehen und 10 Stunden eine Temperatur von 260 Grad. Weiterhin werden sie 24 Stunden lang Tiefseedruck ausgesetzt und 48 Stunden lang in Flüssigkeiten wie Kerosin und Öle eingetaucht. Nach all dem müssen sie vollständig auslesbar und analysierbar sein.

Wie man einen Flugschreiber zerstören kann, zeigt der Youtube-Kanal What's Inside:

Wie lange überlebt ein Flugschreiber unter Wasser?

Das ist eine wichtige Frage, wie das Verschwinden von Flug MH370 zeigt, dessen Wrack wohl seit dem 8. März 2014 im Indischen Ozean liegt. Aber sie ist auch sehr schwierig zu beantworten. Daher haben wir bei drei Herstellern von Flugschreibern nachgefragt. Tony Nardone, Präsident von L3 Aviation Products, erklärte, dass die meisten Rekorder schon nach Wochen oder Monaten gefunden würden. «Es ist wenig bekannt über die langfristigen Effekte bei Rekordern, die Jahre unter hohem Druck in Meerwasser verbingen», sagte Nardone, fügte aber an: «Vorausgesetzt, dass das crash-geschützte Speichergehäuse des Rekorders keine schweren mechanischen Schäden erlitten hat, ist es sehr gut möglich, dass Daten nach längerer Zeit erfolgreich wiederhergestellt werden können.»

Auch Scott Montgomery, Produktmanager bei der Universal Avionics Systems Corporation, sagte, die Chance, dass Flugschreiber auch nach vielen Jahren im Ozean noch auslesbar sind, sei heute deutlich größer als in der Vergangenheit. «Da sich die Technologie und die Luftfahrtindustrie weiterentwickelt haben, sind die Anforderungen an CVR und FDR strenger geworden», so Montgomery. Ein Sprecher des Herstellers Honeywell nannte ein Beispiel: «Im Fall des Air-France-Absturzes waren die Rekorder 23 Monate lang in einer Tiefe von 12.800 Fuß (3900 Metern) versunken. Beide Rekorder blieben intakt und haben den Ermittlern wichtige Daten geliefert, um zusammenzusetzen, was mit AF447 geschah

Präziser lässt sich diese Frage wohl kaum beantworten, da Erfahrungswerte fehlen und da jeder Absturz anders verläuft, auch in Bezug auf mögliche Schäden an den Flugschreibern.

Bergung des Flight Data Recorders von Flug AF447 (Bild: BEA/ecpad)

Ändert sich gerade etwas bei den Flugschreibern?

Ja, unter den Eindrücken des Absturzes von AF447 und des Verschwindens von MH370 beschäftigen sich unter anderem die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO und die Europäische Agentur für Flugsicherheit EASA mit dem Thema Flugschreiber. Auf dieser Grundlage legte die Europäische Kommission fest, dass die Unterwassersender der Rekorder

ab spätestens 16. Juni 2018 nicht mehr nur 30 Tage ein Ortungssignal ausstrahlen müssen, sondern 90 Tage. Ab dem 1. Januar 2019 darf der Stimmrekorder außerdem nicht mehr auf den Datenträgern Magnetband und -draht aufzeichnen. Ebenfalls ab diesem Datum muss der CVR die letzten 2 Stunden aufnehmen, allerdings sogar 25 Stunden bei Flugzeugen, die erstmals am oder nach dem 1. Januar 2021 ein Lufttüchtigkeitszeugnis erhalten haben.

Das sind die wichtigsten Änderungen rund um die Flugschreiber, doch es gibt zusätzliche Details und weitere Regelungen. Auch beim Flugwegverfolgungssystem stehen Neuerungen an. Wer sich das genauer ansehen möchte, kann dies in der EU-Verordnung 2015/2338 tun.

Flugschreiber der Universal Avionics Systems Corporation

Warum werden die Daten nicht direkt übertragen?

Wenn Flugschreiberdaten nicht nur im Flugzeug gespeichert würden, sondern nach außen übertragen, wäre die Suche nach verschollenen Rekordern vielleicht gar nicht nötig. In Zeiten, in denen Passagiere im Flugzeug Netflix-Serien streamen, sollte das möglich sein, oder? «Es gibt eine rege Diskussion darum, wie man die Daten sicher zum Betreiber bringt», erklärt der Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, Germout Freitag. «Das Ganze stößt aber an seine Grenzen durch die eventuelle Gefahr von Hackerangriffen und durch Piloten, die nicht permanent unter möglicher Beobachtung stehen wollen.» Die Datenmenge sei dagegen kein Problem. «Man müsste ja auch nicht alle Daten übertragen, sondern zum Beispiel nur die 88 gesetzlich vorgeschriebenen», sagt Freitag.

Der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Markus Wahl, ergänzt: «Die Datenmengen einzelner Flüge sind nicht das Problem, aber alle zusammen würden zu Schwierigkeiten mit der Bandbreite führen, besonders an Hotspots mit vielen Flugzeugen. Auch das ist machbar, aber die Frage ist, was es kostet.» Auch er gibt zu bedenken: «Es wäre ein leichtes, solche Daten abzufangen und eventuell auch zu manipulieren.» Daher sollte man sich gut überlegen, ob man sie ohne Anlass durch die Gegend senden möchte, sagt Wahl. Der Sprecher sieht aber Alternativen zu einer permanenten Übertragung: «Denkbar wäre eine Datenübertragung bei Verdacht auf einen Notfall, etwa, wenn das Flugzeug in einen steilen Sinkflug geht oder bei Überschreitung gewisser Parameter.» Eine andere Option seien absprengbare Blackboxen, die mit einem Fallschirm nach unten gleiten, so Wahl.

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