Letzte Aktualisierung: um 17:24 Uhr

Lufthansa-Chef Carsten Spohr

«Derzeit ist das, was wir bieten, nicht fünf Sterne»

Diesen Sommer gab es am Himmel viel Chaos. Lufthansa-Chef Carsten Spohr übt in der Sache auch Selbstkritik.

Schaut man auf die Geschäftszahlen, könnte Lufthansa sich nicht beklagen. Nach dem Umsatz gemessen ist die Gruppe inzwischen mit fast 36 Milliarden Euro der größte Luftfahrtkonzern der Welt. Der Reingewinn lag mit 2,4 Milliarden so hoch wie noch nie. 

Doch darauf ausruhen kann man sich nicht. Im täglichen Geschäft lief es in diesem Sommer Lufthansa alles andere als gut. «Unsere Kunden erleben einen Sommer, der geprägt ist von Verspätungen und Flugausfällen, von Wartezeiten, von Ärgernissen», so Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr am Montag (27. August) bei einer Veranstaltung in Frankfurt. «Derzeit ist das, was wir aus Kundensicht bieten, nicht fünf Sterne.»

Auch Lufthansa hat Anteil am Problem

Auch wenn in diesem Sommer durch Streiks, Lostenmangel und extremes Wetter oft die Schuld auf andere geschoben wurde; der Lufthansa-Chef ist sich darüber im klaren, dass sein Konzern auch einen Anteil daran hat. Das Aus von Air Berlin habe die ganze Branche vor Herausforderungen gestellt. Alle Airlines drängten in den Markt und das führte zu starkem Wachstum

Das wurde nicht immer souverän gemeistert. «Wachstum in unserer Branche geht leider offensichtlich nicht ohne riesige Wachstumsschmerzen», so Spohr. Und das würden leider in erster Linie die Kunden spüren.

Keine andere Wahl

Nach der Pleite von Air Berlin habe man keine andere Wahl gehabt, als die Lücken zu füllen, um Marktanteile in Deutschland zu verteidigen. Das sei eine historische Chance gewesen. Die internen Herausforderungen, die sich daraus ergaben, hofft Spohr bald gelöst zu haben.

Im Oktober sei die Pleite des einst größten nationalen Konkurrenten ein Jahr her. Zwölf Monate Zeit habe man sich gegeben, so Spohr. Dann wolle man die Qualität bei Eurowings so liefern, wie sie für «Europas am schnellsten wachsende Airline» sein solle.

Hoffnung auf Spitzentreffen

Doch nicht alle Probleme hat Lufthansa selbst unter Kontrolle. Spohr kritisiert die Infrastruktur, die mit dem Wachstum nicht mithalten könne. «Es fehlt Personal», sagt er, «Bei der Flugsicherung, den Bodendienstleistungen, den Sicherheitskontrollen.» Hinzu komme, dass man in «mindestens zwei Bereichen veraltete Prozesse» habe: Zum einen bei den Sicherheitskontrollen der Passagiere, aber auch bei der Flugsicherung im Himmel, «die nicht so funktioniert, wie sie könnte».

«Was wir für die Zukunft brauchen ist qualitatives Wachstum, bei dem die Infrastruktur mithält», so Spohr. Dann könne man wieder pünktlich und verlässlich abfliegen. Hoffnung setzt man in der Branche in ein Spitzentreffen Ende Oktober. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wird sich mit Airlines, Flughafenchefs und anderen Branchenvertretern zusammensetzen, um darüber zu reden, wie man solche Situationen wie im Sommer 2018 vermeiden kann.