Unfall der Boeing 737 in Sochi

Utair-Piloten setzten erst knapp vor Hälfte der Piste auf

Die Piloten der in Sochi verunglückten Boeing 737 haben ihr Können offenbar überschätzt. Der Wind tat sein Übriges, um den Jet über die Piste hinausschießen zu lassen.

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In der Nacht zum 1. September verunglückte eine Boeing 737 von Utair am Flughafen Sochi. Der Jet schoss über die Landebahn 06 hinaus, durchbrach einen Zaun, rutschte einen leichten Abhang hinab in ein Flussbett und fing Feuer. An Bord befanden sich sechs Crewmitglieder und laut unterschiedlichen Angaben 164 bis 166 Passagiere. Alle überlebten, 18 trugen Verletzungen davon. Ein Flughafenmitarbeiter starb aufgrund eines Herzinfarktes während der Rettungsarbeiten. Doch wie kam es überhaupt zum Unglück?

Zwar gibt es noch keinen offiziellen Bericht des russischen Interstate Aviation Committee, das die Untersuchung zum Unfall von Flug UT579 leitet. Doch die Zeitung Kommersant und das Nachrichtenportal Life haben mit Experten gesprochen, die den Ermittlungen nahe stehen. Daraus ergibt sich ein Bild der Ereignisse, wie sie bei der Landung der Boeing 737 von Utair geschehen sein könnten.

Landung erst nach 1300 Metern

Das Wetter in dieser Nacht ist stürmisch, regnerisch, die Piste ist nass. Während andere Flugzeuge auf eine Landung in Sochi verzichten und Ausweichflughäfen wie Krasnodar ansteuern, wollen die Piloten von Utairs Boeing mit der Kennung VQ-BJI dennoch landen. Einen ersten Landeanflug auf die kürzere Piste 02 brechen sie ab.

Beim zweiten Versuch wählen sie Landebahn 06. Doch kurz vor der Landung drückt Wind die Maschine überraschend nach vorne. Die 737 fliegt zu diesem Zeitpunkt schon zu niedrig um durchzustarten, da in Sochi die Flugzeuge vom Meer kommend auf die Berge zufliegen. So setzt der Flieger erst bei etwa 1300 Metern auf der Piste auf, die 2890 Meter lang ist. Zudem ist er mit mehr als 300 Kilometern pro Stunde sehr schnell unterwegs für eine nasse Bahn.

Typisch russischer Fehler?

Gemäß Life deuten Daten des Flugdatenschreibers außerdem darauf hin, dass die Piloten die Schubumkehr nach der extremen Landung nicht richtig aktivierten. Ein Informant aus dem Transportministerium wies das Nachrichtenportal in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die entsprechenden Systeme in Flugzeugen russischer Fabrikation und den Jets von Boeing unterschiedlich funktionieren. Piloten, die lange russische Maschinen geflogen seien, würden daher manchmal durcheinander kommen.

Kommersant zufolge hat das Interstate Aviation Committee einen vorläufigen Report an russische Fluglinien verschickt mit dem Rat, die Qualifikation der Piloten in Bezug auf die Schubumkehr zu prüfen. Experten aus dem Ministerium und Ermittler sind sich laut Life unter dem Strich einig: Die Piloten von Flug UT579 überschätzten sich. Und damit gerät die Fluggesellschaft verstärkt in die Kritik.

Tote bei anderem Utair-Unglück

«Es gibt sogenannte Sicherheitsmanagement-Systeme - anscheinend ist das System bei Utair nicht wirksam genug», sagte Alexander Neradko, Chef der Luftfahrtbehörde Rosaviatsia, gemäß der Nachrichtenagentur Interfax. Bisherige Maßnahmen des Unternehmens seien nicht ausreichend. Man warte nun auf die Ergebnisse der Untersuchungen. Und zwar nicht nur zum Unfall der Boeing 737. Am 4. August war bereits ein Helikopter von Utair verunglückt, wobei 15 Passagiere und drei Crewmitglieder starben.

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