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Hat der A350 noch eine Chance?

Emirates platziert eine Rekordbestellung von 50 B777 bei Boeing. Das bringt Airbus mit seinem neuen Flieger arg in Bedrängnis.

«Alles was ich machen muss, ist den Hörer abzuheben und mehr Boeing B777 zu bestellen», sagte Tim Clark im März vor einem Jahr. Der Chef von Emirates zeigte sich damals verärgert über die ständigen Verzögerungen von Airbus beim Bau des neuen Fliegers A350. Man habe Airbus schon diverse Male gesagt, dass sie mehr zeitlichen Spielraum einbauen sollten. «Aber sie wollten es auf ihre Art tun» so Clark weiter. Und er warnte den europäischen Luftfahrtriesen: «Wir haben Airbus deutlich gesagt, dass wir nicht akzeptieren werden, was beim A380 geschah.» Vergangene Woche nun meldete Airbus erneut eine Verzögerung beim A350 – wenn auch keine riesige. Der Baubeginn wurde um ein halbes Jahr auf Frühjahr 2012 verschoben. Die Erstauslieferung findet erst 2014 statt.

Nun hat Clark offenbar den Hörer abgehoben und Boeing tatsächlich angerufen. An der Dubai Air Show 2012 verkündete Boeing die Bestellung von B777-300 ER im Wert von insgesamt 26 Milliarden Dollar (19 Milliarden Euro/23 Milliarden Franken). 50 Maschinen wurden fest geordert, für 20 weitere sicherte sich Emirates eine Option. Es ist der größte Auftrag aller Zeiten für den amerikanischen Flugzeugbauer. Schon jetzt hat Emirates 95 B777 in der Flotte – mehr als jede andere Fluggesellschaft weltweit. Zudem waren schon zuvor 40 weitere Flugzeuge des Typs bestellt worden. Die B777-300 ER fasst rund 365 Passagiere und hat eine Reichweite von 14’700 Kilometern. Der A350 kann mit 300 Passagieren 13’900 Kilometer weit fliegen (A350-900), in der kleineren Version (A350-800) bis 16’300 Kilometer, dann aber bloß mit rund 255 Reisenden. Der A350-100 soll mit 350 Reisenden 14’800 Kilometer weit kommen. Er wird aber frühestens 2017 ausgeliefert.

Airbus in der Klemme

Airbus gibt sich im Rennen zwischen den beiden Erzrivalen noch lange nicht geschlagen. Man erwarte in den nächsten Tagen diverse Bestellungen in Dubai, ließ der Konzern verlauten. Doch für Airbus wird es immer enger. Denn den A340 musste er aus Mangel an Bestellungen kürzlich einstellen. Und der A350 lässt noch auf sich warten. «Ich bin mir sicher, dass der A350 ein Thema an der Messe sein wird» sagte Experte Nick Cunningham vom Beratungsunternehmen Agency Partners der Nachrichtenagentur Bloomberg. «Die Leute werden sich fragen: Ist er wirklich gut genug?» Derweil lieferte Boeing bereits über 1000 B777 aus. «Das Flugzeug hat uns sehr gut gedient in Bezug auf Kosten pro Sitzplatz – speziell bei den hohen heutigen Kersoinkosten» erklärte Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum, Vizepräsident von Emirates. Gegen ein bewährtes Produkt anzukommen ist mit einem neuen nicht einfach – sofern man nicht wirklich viel neues zu bieten hat.