Es ist ein interessantes Projekt: Sun Express gehört gleich zu zwei führenden Airlines in Europa. Und zweien, die auch Konkurrentinnen sind. Das Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines hat seinen Sitz in Antalya und fliegt vor allem von Europa in die Türkei. Aufsichtsrat und Führung der Airline setzt sich aus Vertretern beider Unternehmen und Länder zusammen. Doch das gefällt Turkish Airlines offenbar nicht mehr.
Die Airline aus Istanbul, die 2024 einen Gewinn von 2,4 Milliarden Dollar erzielte, will den 50-Prozent-Anteil der Deutschen an der gemeinsamen Tochter übernehmen und die volle Kontrolle über Sun Express übernehmen. Nach Informationen der Zeitung Corriere della Sera ist die Airline rund 2,5 Milliarden Dollar wert. Turkish Airlines müsste Lufthansa demnach mindestens 1,25 Milliarden Dollar zahlen – möglicherweise zuzüglich eines Aufschlags.
Chef von Sun Express kommt von Lufthansa Group
Sun Express, gegründet 1990, gilt als Erfolgsmodell: 2024 erwirtschaftete die Fluggesellschaft 2,2 Milliarden Dollar (rund 2 Milliarden Euro) Umsatz und einen Reingewinn von 164 Millionen. Die Flotte umfasst 88 Flugzeuge, weitere 45 Boeing 737 Max sind bestellt, ebenso viele Optionen bestehen noch. Bis 2033 soll sie auf 150 Jets wachsen. Chef ist der von der Lufthansa-Gruppe kommende Max Kownatzki.
Lufthansa zeigt sich laut dem Medienbericht wenig geneigt, sich von der Beteiligung zu trennen. Man sehe weiteres Potenzial im Ferienfluggeschäft, heißt es. Turkish Airlines hingegen drängt auf eine rasche Integration von Sun Express, um die eigene Position zwischen Europa und dem Nahen Osten zu stärken - auch mithilfe der Tochter Ajet und neuer Chancen, etwa durch die Wiederöffnung des syrischen Luftraums.
Turkish Airlines will sich auch an Air Europa beteiligen
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