Die Schweizer Fluggesellschaft rüstet sich für die Hochsaison. Um die Pünktlichkeit in den turbulenten Monaten im Griff zu haben, schuf sie ein neues Team. Die Turnaround-Manager greifen ein, wenn der Zeitplan aus den Fugen zu geraten droht.
«Es wird ein heißer Sommer und ein anstrengender Sommer» - so drückt es einer aus, der es wissen muss. Oliver Buchhofer ist in der Geschäftsleitung von Swiss für den Betrieb zuständig. Und damit fällt auch die Pünktlichkeit in seinen Verantwortungsbereich. Im Sommer, daraus macht er keinen Hehl, wird es anstrengend.
Swiss liegt aktuell vier Prozentpunkte über dem Wert vom vergangenen Jahr – ein erfreulicher Zwischenstand. Und sie liegt zwei Prozentpunkte über dem eigenen Pünktlichkeitsziel von 70 Prozent. Doch laut Buchhofer dürfte es herausfordernd werden, dieses Niveau während der Hochsaison zu halten. Und dies obwohl Swiss bereits das Flugprgramm vorsorglich um 1400 Flüge reduziert hat.
Denn saisonale Schwankungen und externe Faktoren beeinflussen das gesamte Luftverkehrssystem, auf das Fluggesellschaften nur begrenzten Einfluss haben. Derzeit entstehen laut Swiss rund zwei Drittel aller Verspätungen durch Ursachen außerhalb ihres Einflussbereichs.
Den eigenen Anteil konnte Swiss bislang auf etwa ein Drittel senken – mit dem Ziel, diesen Wert bis Jahresende auf unter 25 Prozent zu bringen. Dabei helfen soll unter anderem ein neu geschaffenes Team, das am Flughafen Zürich im Einsatz ist. Die Turnaround-Manager sind dafür verantwortlich, dass die Flugzeuge von Swiss ihre Turnaround-Zeit - also Zeit zwischen Landung und erneuten Start - einhalten. Einen einstelligen Millionenbetrag investiert Swiss dafür pro Jahr.
Und das ist alles andere als einfach. Denn viel Zeit bleibt nicht, wie Stephan Ellenberger, zuständig für die Teams, erklärt. Bei einem Airbus A320, der zum Beispiel Ferienreisende an Mittelmeerziele fliegt, müssen 45 Minuten reichen, um zu ent- und wieder beladen. Um die Passagiere aus- und die neuen wieder einsteigen zu lassen. Um die Kabine zu reinigen, neue Verpflegung zu laden, das Flugzeug zu betanken, Abwasser zu leeren, neues nachzufüllen und dann auch noch die nötigen technischen Checks durchzuführen. Bei Langstreckenjets wird das Ganze noch einmal deutlich aufwändiger.
Die Turnaround-Manager kommen aus verschiedenen Bereichen von Swiss, aber auch von Partnern wie der ABfertigerin Swissport. Sie haben alle ein zwei- bis dreiwöchiges Training hinter sich und sind nun auf dem Vorfeld unterwegs und versuchen, die kritischen Flüge rechtzeitig zum Abheben zu bringen. Aber sie sind auch hinter den Kulissen aktiv. Dort haben sie zum Beispiel die Autorität zu entscheiden, ob ein Flieger auch einmal ohne Gepäck abhebt, damit er pünktlich am Zielort ist und die wartenden Gäste wieder heim bringt.
Das zehnköpfige Team kommt dann zum Einsatz, wenn es wirklich brenzlig wird. Wenn zum Beispiel eine Crew die maximale Dienstzeit überschreiten könnte, würde sie nicht bald abheben. Aber auch, wenn besonders viele Anschlussflüge betroffen sind oder der Flug aus anderen Gründen besonders hohe Priorität hat.
Für die Turnaround-Manager wurde sogar extra eine App erschaffen. In der können und sollen sie ihre Beobachtungen festhalten, die sie machen. Und darauf basierend entwickelt Swiss Ideen, wie man die Prozesse verbessern kann. Ellenberger erzählt, dass es auch schon erste Ideen gibt.
Ein Beispiel: Wer öfter fliegt, hat sicherlich schon einmal gehört, dass das Gepäck von Reisenden, die es nicht ins Flugzeug geschafft haben, wieder ausgeladen werden muss. Oft kostet genau das sehr viel Zeit. Die Turnaround-Manager habe da offenbar bereits Ideen, wie man das effizienter gestalten kann. Und wenn die Maßnahme erfolgreich umgesetzt wird, so Ellenberger, dann wäre durchaus denkbar, dass das Team noch ausgebaut wird.