Vom «brutalen Sanierungsfall» zur «normalen Airline». Der deutsche Ferienflieger ist saniert und schreibt erstmals seit vielen Jahren wieder Gewinn. Angst, dass das Begehrlichkeiten weckt, hat das Condor-Management nicht.
«Wir sind inzwischen wieder eine normale Airline», sagt Peter Gerber. Das sei an sich schon erstaunlich. Denn noch vor drei Jahren sei Condor ein «brutaler Sanierungsfall» gewesen, erklärte der Chef der Fluglinie am Freitag (25. April) in einem Pressegespräch. Nach dem Schock durch die Insolvenz der Mutter Thomas Cook im Jahr 2019 und dem kurz danach folgenden Schock der Covid-19-Pandemie waren die Aussichten für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft düster.
Auch dank staatlicher Hilfe hat Condor überlebt. Inzwischen wurde aber auch viel getan, um den Trend umzukehren. Mit Attestor hat der Ferienflieger einen neuen Mehrheitseigentümer erhalten. Der erlaubte es, mitten in der Krise, die Erneuerung der Langstreckenflotte anzustoßen und neue Flieger zu bestellen. Von 13 alten Boeing 767 wuchs Condor auf aktuell 18 Airbus A330 Neo. Drei weitere A330-900 werden bis Ende 2027 zur Flotte stoßen.
Zudem hat Condor mit dem Streifenlook ihr Image verjüngt und das Geschäftsmodell mit der Aufnahme von Städteflügen weg vom reinen Ferienflieger hin auch zur Airline für Geschäftsreisende geändert. Das habe sich gelohnt, so Gerber. Denn inzwischen ist die Fluggesellschaft operativ profitabel. Den Umsatz steigerte Condor im Geschäftsjahr 2023/24, das Ende September endete, bei 8,5 Millionen Fluggästen und einer Auslastung von fast 92 Prozent um 15 Prozent auf 2,436 Milliarden Euro, wie er bekannt gab. «Dabei half vor allem die erneuerte Langstreckenflotte», so der Manager.
Das Betriebsergebnis (Ebit), das 2021/22 mit minus 299 Millionen Euro noch tiefrot und 2022/23 mit minus 85 Millionen noch rot war, ist nun mit minus 9 Millionen Euro nur noch rosa und liegt in der Nähe der Gewinnschwelle. Schaut man sich das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Rückstellungen (Ebitda) an, war Condor 2023/24 sogar profitabel - trotz Insolvenz des Veranstalters FTI und des Gaza-Kriegs. 34,4 Millionen Euro flog die Streifenairline ein. Im Vorjahr hatte noch ein Minus von 48 Millionen resultiert.
Unter dem Strich schrieb Condor im letzten Geschäftsjahr mit minus 62 Millionen Euro noch einen Reinverlust. Doch die Zeichen stehen auf Gewinn. Denn im ersten Quartal 2024/25 stieg der Umsatz nochmals deutlich, während die Kosten weniger stark stiegen.
Angst, dass das Begehrlichkeiten bei den Mitarbeitenden weckt, hat Gerber nicht. «Unsere Tarifverträge laufen noch bis Ende 2026», so der Condor-Chef. Zudem pflege man allgemein einen respektvollen Umgang zwischen Management und Personal. «Das hat sich in der Vergangenheit für uns als kleines Unternehmen auch bezahlt gemacht», sagte der Manager. Streiks habe es bei Condor noch keine gegeben. Man setze auf ein Miteinander statt auf ein gegeneinander. «Das ist vielleicht auch das bessere Modell.»
Auch Angst, dass der Mehrheitseigentümer Attestor (er hält 51 Prozent, die anderen 49 Prozent liegen bei der staatlichen Auffanggesellschaft SG Luftfahrtgesellschaft) nun schnell Kasse machen möchte, hat Gerber nicht. Dieses Thema werde vor Ende 2026, wenn die letzten Kredite aus der Pandemie zurückbezahlt werden müssen, nicht aktuell.
Und so will er auf dem eingeschlagenen Weg fortschreiten. «Unsere Städteverbindungen laufen über Erwarten gut», so der Condor-Chef. So sei etwa die Verbindung Frankfurt - Wien sehr gut gebucht und auch Frankfurt - Zürich laufe langsam immer besser.