Elf Jahre war es her, dass Ryanair-Chef Michael O´Leary dem slowakischen Hauptstadtflughafen zuletzt einen Besuch abgestattet hatte. Doch zum 20-jährigen Jubiläum der Billigairline am Standort nahm sich der irische Airline-Manager am Dienstag (25. November) Zeit für seinen neuen «Lieblingsflughafen», wie er sagt. Denn die Slowakei hat jene Voraussetzungen geschaffen, die der Manager über alles liebt: «Die Regierung hat Gebühren reduziert und Anreize geschaffen, weshalb wir in den kommenden Jahren unser Angebot massiv ausweiten werden», verkündete O´Leary vor versammelten Politikern, die sich gerne Zeit nahmen, um den Chef von Ryanair in Bratislava willkommen zu heißen.
Dass es im nahen Wien derzeit nicht so gut läuft, hat sich zuletzt vergangene Woche gezeigt, als 120 Mitarbeitende der Wiener Ryanair-Tochter Malta Air beim Frühwarnsystem des AMS (Arbeitsmarktservice) zur Kündigung angemeldet wurden. Wie bereits angekündigt, werden fünf Flugzeuge von Malta Air aus Wien abgezogen und deren Basis geschlossen, während Lauda mit Airbus A320 den Ryanair-Flugbetrieb auf der Wiener Basis fortführt.
Boeing 737 Max: O`Learys Sonderflug mit Ryanair von Bratislava nach Wien
Bereits in den vergangenen Wochen kritisierte Ryanair wiederholt die österreichische Bundesregierung. Als Schlafenden Stocker (Bundeskanzler Christian Stocker) und Hoffnungslosen Hanke (Verkehrsminister Peter Hanke) bezeichnet die Fluglinie die Politiker spöttisch. Sie fordert, die Luftverkehrsteuer abzuschaffen und die Kosten für den Flugbetrieb in Wien zu reduzieren, um dort wieder wachsen zu können. «Mehr Passagiere bringen dem Land durch die Ankurbelung der Wirtschaft mehr Einnahmen», argumentiert O`Leary.
Der Druck auf den Standort Österreich und im Speziellen auf den Flughafen Wien stieg, nachdem auch erste Oppositionspolitiker sowie die Luftfahrtindustrie die Forderung nach einer Abschaffung der Ticketsteuer zuletzt unterstützten. Ryanair und O`Leary nutzten die Stimmungslage und luden am Dienstag zu einer doppelten Pressekonferenz - zuerst in Bratislava zum Jubiläum, dann in Wien zur Politiker-Schelte. Dafür flog die Airline die anwesenden Journalistinnen und Journalisten sowie O`Leary und sein Team mit einem 20-minütigen Ultra-Kurzstreckenflug in einer Boeing 737 Max von der Slowakei nach Österreich.
Ryanair-Chef Michael O´Leary beim Boarding mit einer Flugbegleiterin: Kurzer Flug von Bratislava nach Wien. Martin Dichler
Ryanair zählt die österreichische Regierung an
Im Flieger sagte der Ryanair-Chef, dass man gerne in Wien und in Bratislava wachsen würde. «Wir haben heute unsere Ideen den slowakischen Politikern vorgestellt, wir haben angeboten, auf bis zu drei Millionen Passagiere in den nächsten Jahren zu wachsen», sagte der oberste Manager der Airline. «Man war begeistert von unserer Idee, während man im verschlafenen Österreich nur auf ablehnende Reaktion auf unsere Vorschläge trifft.»
Ryanair-Chef Michael O'Leary und Länder-Manager Andreas Gruber in Wien: Politische Stimmungsmache. Martin Dichler
O`Leary argumentiert, dass Österreich gar nichts anderes übrig bleibe, als die Ticketsteuer abzuschaffen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Er sagt provokant: «Wenn nicht jetzt, dann spätestens in ein oder zwei Jahren und dann vielleicht schon mit einer neuen Regierung.» Dabei steht die nächste reguläre Wahl erst 2029 an.