Die kubanische Nationalairline nimmt im Winter Flüge nach Deutschland auf. Zuerst muss Cubana de Aviación dabei auf einen Wet-Lease-Partner setzen. Doch das soll sich ändern. Das ist allerdings leichter gesagt als getan.
Die neue Verfassung lässt keine Zweifel aufkommen: «Wir, das kubanische Volk, sind davon überzeugt, dass Kuba niemals zum Kapitalismus als einem Regime zurückkehren wird, das auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruht, und dass der Mensch nur im Sozialismus und Kommunismus seine volle Würde erlangen kann». Dennoch handelt Cubana de Aviación mitunter durchaus kapitalistisch.
Die Nationalairline hat nämlich eine Marktlücke ausgemacht. Und die liegt im kapitalistischen Feindesland. Die Airline plant ab Ende November nach Frankfurt zu fliegen - und damit nicht nur in die kapitalistische Bundesrepublik Deutschland, sondern gleich auch noch in das deutsche Finanzzentrum. Es wird neben Madrid ihr einziges Ziel in Europa.
Zwischen Kuba und Deutschland wird Cubana de Aviación ein Monopol haben. Denn Condor hatte vergangenen Dezember beschlossen, die Flüge auf die kommunistische Insel einzustellen. Danach verblieb als einzige Anbieterin aus den deutschsprachigen Ländern Edelweiss. Doch auch die Swiss-Schwester machte Ende Februar Schluss.
Beide Ferienflieger verwiesen auf eine sinkende Nachfrage - vor allem aber auch betriebliche Probleme. Denn wenn ein Flugzeug in Kuba eine Panne hat, wird die Beschaffung von Ersatzteilen wegen des Embargos der USA zu einem Hindernislauf. Der Jet könnte daher viele Tage ausfallen - mit entsprechend hohen Folgekosten.
Diese neue Verbindung stelle «einen bedeutenden Schritt in der Stärkung der Konnektivität zwischen Kuba und Europa dar», erklärte Verkehrsminister Eduardo Rodríguez Dávila bei der Bekanntgabe der neuen Strecke vor einigen Wochen. Er sei eine Reaktion auf die wachsende Nachfrage und die strategische Zusammenarbeit mit Partnern wie Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern. Das letzte Mal steuerte Cubana de Aviación Deutschland vor rund 20 Jahren an.
Vieles ist aber noch unklar. Gemäß dem Flugplandatenanbieter OAG hat der Ticketingspezialist Euroairlines in den globalen Reservierungssystemen (im Jargon GDS genannt) Flüge zwischen Kuba und Frankfurt angemeldet. Doch dabei gibt es noch teilweise sich widersprechende Informationen.
So ist da einerseits ab dem 28. November ein Mal pro Woche ein Nonstopflug von Havanna nach Frankfurt mit einem Airbus A330-200 eingetragen (Q4-434 freitags und Rückflug Q4-435 samstags). Zugleich wurde aber ab dem 25. November auch eine Verbindung ins System gestellt (Q4-432 und Q4433, beide dienstags und samstags), die auf dem Rückweg in Holguin stoppt. Da wird ein Airbus A340-300 angegeben.
Cubana hat selbst keine Flugzeuge, die sich für den Einsatz nach Europa eignen. Deshalb werden die Madrid-Flüge von Plus Ultra durchgeführt. Sie dürfte auch die Verbindung nach Frankfurt übernehmen. Allerdings besitzt sie nur noch A330 und hat ihre A340 ausgeflottet. Der kubanische Verkehrsminister sprach von einem Airbus A330-200, der Platz für 287 Passagiere biete, darunter 17 in der Business Class. Allerdings entspricht das nicht genau der Konfiguration von Plus Ultra.
Rodríguez Dávila träumt aber bereits von mehr. Die staatliche kubanische Fluggesellschaft sei bestrebt, «in Zukunft mit eigenen Flugzeugen zu fliegen». Bis dahin muss allerdings noch einiges gehen. Denn aktuell besitzt Cubana de Aviación nur eine aktive Ilyushin Il-96. Drei weitere Exemplare des russischen Langstreckenfliegers stehen gemäß dem Luftfahrtdatenabieter CH Aviation geparkt in Havanna.
Er betonte aber, dass man auf ein für die eurpäischen Kundinnen und Kunden zugeschnittenes Flugzeug setzen müsse, sprich eines, dem auch Menschen aus Europa vertrauen. Also Airbus oder Boeing statt Ilyushin.