Es ist noch nicht lange her, das stand SAS kurz vor der Insolvenz. Eine veraltete Flotte, kostspielige Mitarbeitende und die Billigfliegerwelle setzten der skandinavischen Airline massiv zu. Nach mehreren gescheiterten Sparprogrammen, war es letztlich die Pandemie, die der Fluggesellschaft das Genick brach. Im Juli 2022 rettete sie sich in den USA in Gläubigerschutz.
Jeden Monat ein neues Flugzeug für SAS
SAS hat 45 Exemplare fest bestellt und sich Optionen für zehn weitere Exemplare der größten E2 gesichert. «Unser Plan sieht vor, dass wir ab Ende 2027 oder Anfang 2028 das erste Flugzeug übernehmen werden. Im Anschluss erhalten wir während vier Jahren jeden Monat ein weiteres Flugzeug», so Van der Werff. Die Entscheidung für oder gegen die zehn zusätzlichen Flugzeuge müsse die Airline in den kommenden fünf Jahren treffen, so der Airline-Chef zu aeroTELEGRAPH.
SAS will die E195-E2 mit 136 Plätzen bestuhlen
Die Skandinavier gaben Embraer den Vorzug vor Airbus mit dem A220, weil sie zum einen bereits ältere Embraer E195-E1 in der Flotte haben und das die Umstellung für das Cockpitpersonal und die Techniker leichter macht. Andererseits hat der brasilianische Regionaljet die optimale Größe für die Bedürfnisse von SAS. «Wir planen die E195-E2 mit rund 136 Sitzen zu bestuhlen», so van der Werff. Der Airbus A220 sei mit bis zu 160 Plätzen zu groß beziehungsweise zu nah an der Airbus-A320-Familie.
Arjan Meijer Chef von Embraer-Commercial (links) und Anko van der Werff (rechts) bei der Unterzeichnung des Vertrages. aeroTELEGRAPH
Alle Flugzeuge aus der Bestellung werden bei SAS Link, der Regionaltochter von SAS, in die Flotte, platziert. Sie betreibt heute bereits 13 geleaste Embraer-E-Jets und erwartet in den kommenden zwei Jahren sogar noch bis zu sieben weitere, so Van der Werff. «Wir sehen einen wachsenden Markt in Skandinavien, für den wir diese Flugzeuggröße benötigen. Damit schließen wir die Lücke zwischen unseren kleineren Bombardier CRJ 900 und ATR und der A320-Familie».
SAS legt die vier letzte Airbus A319 still
Laut van der Werff dient die Embraer-Bestellung einer Mischung aus Flottenmodernisierung und Wachstum, aber vor allem geht es dem Niederländer um mehr Flexibilität. Die vier verbliebenen A319 wird SAS auf jeden Fall stilllegen. Über die Zukunft der ATR und CRJ könne flexibel entschieden werden, so der SAS-Chef. Er sehe grundsätzlich einen Bedarf für Flugzeuge dieser Größe in Skandinavien, sagte er. Aber sollten Nachfrage und Auslastung weiter steigen, könne man auf sie verzichten.
Laut van der Werff ist SAS auf dem richtigen Weg. Die Airline hat in den vergangenen Jahren die durchschnittliche Auslastung von 75 auf über 80 Prozent gesteigert. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass immer mehr Europäerinnen und Europäer Skandinavien als Reiseziel entdecken - besonders im Sommer suchen Reisende zunehmend kühlere Regionen und weniger überlaufene Regionen.
Airline legt den Fokus auf Kopenhagen
Die Bestellung neuer Regionalflugzeuge verfolgt zwei zentrale Ziele: Erstens soll die moderne Flotte die skandinavischen Hauptstädte Oslo und Stockholm besser mit anderen Regionen Skandinaviens verbinden – ein Kernelement des SAS-Geschäftsmodells. Zweitens wird damit das Drehkreuz Kopenhagen weiter ausgebaut, mit zusätzlichen Destinationen und häufigeren Verbindungen, die als Zubringer dienen.
«Wir wollen Kopenhagen zum Drehkreuz für Skandinavien machen, damit Reisende nicht mehr über andere Drehkreuze in Zentraleuropa fliegen müssen», erklärt der Airline-Chef. Mit einem Marktanteil von 38 Prozent ist SAS bereits jetzt die dominierende Fluggesellschaft in der dänischen Hauptstadt. In diesem Sommer fliegt sie vondortKopenhagen aus zu insgesamt 121 Zielen weltweit.