Seither ist viel passiert. Die Wettbewerbsbehörde Kanadas hat den Deal ebenso abgesegnet wie die Aktionäre der beiden Unternehmen. Und das, obwohl der Kaufpreis als Folge der Corona-Krise massiv reduziert wurde. Zuletzt betrug er nur noch 190 Millionen Dollar. Doch auch dieser Betrag fließt nicht. Am Freitag (2. April) gaben die beiden Unternehmen bekannt, die Transaktion aufzugeben.
Bedenken bei einer Vielzahl von Routen
Der Grund dafür: Es bestand keine Aussicht auf eine Bewilligung der Übernahme durch die europäischen Wettbewerbshüter. Man habe zwar «ein umfangreiches Paket von Abhilfemaßnahmen angeboten», erklärt Air Canada. Und das sei über die hinausgegangen, «die von der Europäischen Kommission in früheren Fällen von Fusionen von Fluggesellschaften akzeptiert wurden». Dennoch habe keine Chance auf ein Okay aus Brüssel bestanden. Weitere Kompromisse seien nicht mehr tragbar.
Air Canada und Transat sind die beiden führenden Fluggesellschaften mit einem engmaschigen Streckennetz zwischen Europa und Kanada, erklärt in einer Reaktion EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. «Wir haben eine eingehende Untersuchung eingeleitet, weil wir Bedenken hatten, dass die geplante Transaktion den Wettbewerb auf diesen Märkten negativ beeinflussen und zu höheren Preisen, geringerer Qualität oder weniger Auswahl für Reisende führen würde». Bei einer einer Vielzahl von Transatlantikstrecken habe man wettbewerbsrechtliche Bedenken gehabt.
Transat braucht 500 Millionen Dollar
Für Air Canada ist die Aufgabe der Übernahme verkraftbar. Sie muss jetzt aus eigener Kraft im Urlaubsgeschäft expandieren, das nach Corona allgemein als attraktiv gilt. Zudem muss sie Transat AT 12,5 Millionen Dollar als Entschädigung bezahlen.
Verhandlungen mit neuen Interessenten
Die Führung von Transat AT will nun einerseits schauen, wie das Unternehmen selbstständig überleben kann. Andererseits will es mit anderen potenziellen Interessenten verhandeln. Einer davon ist der kanadische Investor Pierre Karl Péladeau, dem es bisher die kalte Schulter zeigte. Air Canada galt immer als die bessere Partie.
Air Transat fliegt im Winter vor allem sonnenhungrige Kanadier in die Karibik. Für diese Strecken reichen die Airbus A321. Im Sommer befördert der Ferienflieger dagegen Touristen vor allem nach Europa. Die Flotte besteht aus Airbus A330 und A321 sowie A321 LR.