Letzte Aktualisierung: um 22:40 Uhr

Korruption bei Airbus

Verschlüsselte Sprache, Sportsponsoring und dubiose Partner

Durch Bestechungsgelder wurde Fluggesellschaften und Staaten zum Kauf von Airbus-Fliegern motiviert. Ein Gerichtsurteil aus Großbritannien zeigt, wie das in vier Ländern ablief.

Richterin Victoria Sharp wollte keine Zweifel aufkommen lassen. Schon auf der ersten von 31 Seiten ihres Urteils hält sie fest: «Das Verbrechen war schwerwiegend.» In ihrem Verdikt vom 31. Januar datiert listet sie viele Vergehen von Airbus in Sachen Korruption akribisch auf. Es wurde im Rahmen der außergerichtlichen Einigung veröffentlicht, die der Flugzeugbauer mit Anti-Korruptionsbehörden in Großbritannien, Frankreich und den USA traf. Er zahlt insgesamt fast 3,6 Milliarden Euro, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden.

Die Ermittlungen erstreckten sich über mehr als 20 Länder und umfassten mehr als 30 Millionen Dokumente. Das britische Serious Fraud Office untersuchte im Besonderen die Vorwürfe in Malaysia, Sri Lanka, Taiwan, Indonesien und Ghana. Dazu liefert das Urteil detaillierte Informationen. Alle Fälle spielten sich vor 2015 ab und die Richterin hält fest, sie würden sich zwar in den Details unterscheiden, generell aber ähneln. «Kurz gesagt, Personen, die mit Airbus in Verbindung standen, nicht nur die Angestellten, boten Dritten beträchtliche Summen als Bestechungsgelder an, um den Kauf von Flugzeugen zu sichern.»

Vier Beispiele aus dem Bereich Zivilflugzeuge im Detail:

Fall 1: Taiwan

Transasia Airways war die erste private Fluggesellschaft der Inselrepublik, stellte aber 2016 den Betrieb ein. Laut dem Urteil bestachen Personen, die mit Airbus in Verbindung standen, zwischen 2010 und 2013 einen Manager und Angestellten der Fluglinie, die sich mit der Beschaffung von Fliegern befassten. Insgesamt flossen mehr als 14 Millionen Dollar. Dies geschah über zwei Airbus-Geschäftspartner. Kommuniziert wurde in E-Mails in verschlüsselter Sprache, woran ein Airbus-Mitarbeiter beteiligt war. Zu dieser Zeit bestellte die taiwanesische Fluggesellschaft beim europäischen Flugzeugbauer 20 Jets.

Fall 2: Sri Lanka

Airbus-Mitarbeiter boten gemäß dem Urteil einer Firma 16,84 Millionen Dollar an, die der Ehefrau eines Entscheidungsträgers von Sri Lankan Airlines gehörte. Als Gegenleistung sollte die staatliche Fluglinie zehn Jets von Airbus kaufen und vier weitere leasen. Geflossen seien dann nur 2 Millionen Dollar, heißt es. Dazu sei die Firma als Airbus-Geschäftspartner anerkannt worden. Um die Identität der Person zu verschleiern, die hinter der Firma stand, hätten Airbus-Mitarbeiter eine britische Kontrollbehörde getäuscht.

Mittlerweile ist bekannt, um wen es dabei geht: den ehemaligen Chef von Sri Lankan Airlines, Kapila Chandrasena, und dessen Frau Priyanka Niyomali Wijenayake. Beide sind zur Verhaftung ausgeschrieben.

Fall 3: Malaysia

Personen, die mit Airbus in Verbindung standen, bestachen laut dem Urteil Manager von Air Asia, die für die Flugzeugbeschaffung bei Air Asia und Air Asia X zuständig waren. Zwischen Oktober 2005 und November 2014 orderten die beiden Arlines insgesamt 406 Jets bei Airbus, davon 108 in der Zeit der unzulässigen Zahlungen. Diese bestanden demnach aus 50 Millionen Dollar, die im Rahmen des Sponsorings eines Sportteams flossen, das zwei Air-Asia-Managern gehörte. Zudem hätten Airbus-Angestellte weitere 55 Millionen angeboten, die aber nie gezahlt worden seien, ist weiter zu lesen.

Auf Grundlager dieser Erkenntnisse ermitteln mittlerweile auch die Behörden in Malaysia. Bei dem Sportsponsoring geht es um das ehemalige Formel-1-Team Caterham, das dem heutigen Air-Asia-Vorstandsvorsitzenden Tony Fernandes sowie dem Aufsichtsratspräsidenten Kamarudin Meranun gehörte. Beide haben ihre Posten für zwei Monate niedergelegt. Die Airline bestreitet jedoch jegliches Fehlverhalten. Zudem werfen die beiden Manager dem britischen Serious Fraud Office vor, sie und Air Asia während der jahrelangen Ermittlungen nicht ein einziges Mal kontaktiert zu haben. Sie hätten so nie die Möglichkeit bekommen, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Fall 4: Indonesien

Hier geht es um die Fluglinie Garuda und deren Billigtochter Citilink. Zwischen 2011 und 2014 zahlte ein Geschäftspartner von Airbus gemäß dem Urteil mehr als 3,3 Millionen Dollar zum persönlichen Nutzen von Airline-Mitarbeitern und deren Familien. Es habe sich dabei um Entscheidungsträger bei der Flugzeugbeschaffung gehandelt, speziell bei der Order von 55 Airbus-Jets. Darunter befand sich demnach ein Auftrag vom 20. Dezember 2012 über 25 Airbus A320.

Das britische Urteil können Sie hier herunterladen.