Letzte Aktualisierung: um 23:25 Uhr

Venezuela droht Lufthansa und Co.

Venezuela soll Airlines Milliarden schulden. Air Canada stellt darum die Flüge ins Land ein. Auch andere reagieren. Das provoziert die Regierung.

Venezuela gilt als eines der ölreichsten Länder der Welt – doch die Wirtschaft liegt am Boden und wird nur durch neue Kredite aus Russland und China am Leben gehalten. Das bekommen auch viele Fluggesellschaften zu spüren: Sitzplätze oder Frachtkapazitäten, die sie in Venezuela verkaufen, werden in der heimischen Währung Bolívar bezahlt. Allerdings gelten Devisenbeschränkungen. Der Umtausch in Dollar wird eigentlich von einer staatlichen Behörde abgewickelt – doch die hält mittlerweile Zahlungen in Milliardenhöhe zurück. Offenbar fehlen dem Land die Devisen.

Davon ist auch die Lufthansa betroffen. Offenbar wartet allein die deutsche Airline auf mehr als 100 Millionen Dollar. Zur genauen Höhe der Förderung wollte sich Lufthansa gegenüber aeroTELEGRAPH nicht äußern. Allerdings verzeichnet das Unternehmen alleine für das vergangene Jahr eine Ergebnisbelastung in zweistelliger Millionenhöhe, hatte Finanzvorstand Simone Menne bei der Vorstellung des Jahresergebnisses mitgeteilt.

Airlines reduzieren Flüge nach Venezuela

«Die Lufthansa beobachtet die Situation in Venezuela mit großer Sorge», erklärte ein Unternehmenssprecher. Gemeinsam mit dem Internationalen Luftverkehrsverband Iata wolle man versuchen, das Problem zu lösen. Die Lufthansa bietet weiterhin täglich eine Verbindung von Frankfurt nach Caracas. Allerdings kommt nun ein kleinerer Airbus A330 statt ein A340 zum Einsatz.

Drastischere Schritte hat nun Air Canada ergriffen – offiziell wegen der anhaltenden Unruhen in dem Land. Daher stelle Air Canada alle Flüge nach Venezuela bis auf weiteres ein, erklärte die Airline. Bislang flog Air Canada dreimal wöchentlich von Toronto nach Caracas. Passagiere erhalten eine Rückerstattung bereits gekaufter Tickets oder können auf andere Flüge umbuchen. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass der wahre Grund für den Rückzug bei der mangelnden Zahlungsbereitschaft der venezolanischen Regierung liegt.

Regierung trotzig

Präsident Nicolás Maduro reagierte trotzig: «Alle Airlines, die sich aus Venezuela zurückziehen, werden während unserer Regierungszeit nicht mehr in das Land zurückkehren. Die Fluggesellschaften haben keine Ausreden wegen der Reduzierung von Flügen, da wir immer gut bezahlen.» Nach seiner Meinung sind die geplanten Aussetzungen Teil des Wirtschaftskrieges gegen Venezuela. In den vergangenen Monaten hatten bereits viele Fluggesellschaften ihre Verbindungen nach Venezuela reduziert.

Laut einer Recherche der venezolanischen Tageszeitung Ultimas Noticias haben Air France, Lufthansa, Iberia, Air Europa, American Airlines, Copa und Lan Peru die Anzahl der Sitze auf den Flügen nach Venezuela um bis zu 35 Prozent reduziert. Avianca strich zwei Drittel seiner Flüge, Tiara Air aus Aruba fast 80 Prozent. Tame aus Ecuador und Air Europa aus Spanien hatten ihre Verbindungen nach Venezuela bereits im Januar eingestellt.

Airlines warten auf 3,7 Milliarden Dollar

Die IATA warnte allerdings vor einer kompletten Aussetzung der Flüge nach Venezuela. Laut IATA-Chef Tony Tyler warten 26 verschiedenen Fluggesellschaften seit Monaten darauf, dass das sozialistische Regime Schulden in Höhe von rund 3,7 Milliarden US-Dollar begleicht. «Es ist nicht zu akzeptieren, dass Venezuelas Regierung sich nicht an die Regeln hält», sagte er in einer Rede.

Viele Airlines zögern vor dem Schritt, ihre Verbindungen komplett aufzugeben. Zum einen wollen sie nicht auf die Flugrechte im früher attraktiven Geschäft verzichten, zum anderen befürchten sie den Totalverlust des Geldes. In dieser Woche trafen sich Vertreter von Regierung und Fluggesellschaften, um nach einer Lösung zu suchen. Luftfahrtminister Hebert García Plaza stellte die Zahlung der in diesem Jahr angelaufenen Beträge in Aussicht, während man nach einem «Verhandlungsmodus suche» um den Airlines die restlichen Schulden zu bezahlen.