Letzte Aktualisierung: um 13:31 Uhr

Wachstum über Billigtochter

Aeroflot dopt Pobeda mit 50 Boeing 737

Aeroflot will ihren Ausbau über die Billigtochter vorantreiben. Dafür bekommt Pobeda Boeing 737 von Aeroflot. Das hat auch Vorteile für die Mutter.

Aeroflot-Chef Vitaly Savelyevs präsentierte vor wenigen Tagen dem russischen Premierminister Mikhail Mishustin einen neuen Wachstumsplan. Nach schweren Verlusten durch die Corona-Krise stellte Russland erst vor wenigen Wochen in Aussicht, der Airline mit Hilfszahlungen in Höhe von umgerechnet etwa einer Milliarde Euro unter die Arme zu greifen.

130 Millionen Passagiere soll die Airline bis 2028 befördern. Vorletztes Jahr waren es annähernd 36 Millionen. Eine wichtige Rolle in Aeroflots Plan spielt Billigablegerin Pobeda. Etwa die Hälfte der Passagiere sollen von der Tochter befördert werden. Um die geplante Ausweitung von aktuell 30 auf 170 Flugzeuge zu stemmen, wird Aeroflot Flugzeuge abgeben.

Fragezeichen über 737-Max-Order

Wie die Tageszeitung Vedomosti aus internen Kreisen erfahren hat, wird Aeroflot ab kommendem Jahr bis 2023 alle ihre 50 Boeing 737-800 an Pobeda abtreten. Der Kurz- und Mittelstreckenflieger kommt bereits bei der Billigairline zum Einsatz. Mit der Maßnahme verlagert Aeroflot Kapazitäten zur Tochter und sorgt für eine schnelle Versorgung mit neuen Flugzeugen.

Ungewiss ist, was aus der Bestellung von 30 Boeing 737 Max für Pobeda wird. Noch immer ist der Flieger gegroundet. Auch weil die Produktion der Boeing 737-800 als Vorgängerin im vergangenen Jahr eingestellt worden ist, sind die Leasingraten für zusätzliche Exemplare derzeit relativ teuer.

Aeroflot muss selber MS-21 unterbringen

Mit der Übergabe der Boeing 737-800 an Pobeda verringert Aeroflot zudem die Zahl der genutzten Flugzeugtypen. Auf Kurz- und Mittelstrecken nutzt die Kernfluglinie auch das europäische Konkurrenzmodell Airbus A320. In naher Zukunft wird Aeroflot zudem mindestens 85 Exemplare des russischen A320- und 737-Konkurrenzprodukts Irkut MS-21 einflotten.

Bereits im vergangenen Jahr drängte die Regierung in Moskau auch darauf, dass bei der Billigtochter der Typ eingesetzt wird. Die Bestellung der 737 Max für Pobeda sollen nach Wunsch des Kreml mit dem einheimischen Modell ersetzt werden. Weil Aeroflot nun in eigenen Reihen Raum für den russischen Jet schafft, könnte Pobeda vorerst weiter eine Eintypenflotte bewahren – für Billigairlines ein wichtiges Instrument, um Kosten niedrig zu halten.

Teurer Umbau

Trotz der relativ günstigen Lösungen zur Vergrößerung Pobedas muss Aeroflot einige Kosten auf sich nehmen. Bisher sind die Boeing 737-800 mit einer Zwei-Klassen-Kabine sowie mit einer Bordküche ausgestattet. Der Umbau zu typischen Ein-Klassen-Billigfliegern mit dichter verteilten Stühlen und kleinerer Bordküche wird pro Flugzeug umgerechnet etwa 800.000 US-Dollar kosten, heißt es aus internen Kreisen.