Letzte Aktualisierung: um 12:45 Uhr

Pannenmaschine von Air France

Defekter A380 fliegt mit drei Triebwerken heim

Der mit zerfetztem Triebwerk in Kanada notgelandete Airbus A380 von Air France soll mit drei funktionierenden Motoren zurück nach Frankreich fliegen. Ein Kapitän erklärt wie.

In Frankreich laufen Vorbereitungen, um den Airbus A380 zurück zu bringen, der am 30. September in Goose Bay in Kanada notlanden musste. Flug AF66 war mit 497 Passagieren und 23 Besatzungsmitgliedern unterwegs von Paris nach Los Angeles und befand sich über Grönland, als es einen lauten Knall gab. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass die Verschalung des äußeren Triebwerks an der rechten Tragfläche zerfetzt war, große Teile fehlten.

Die Landung gelang sicher, die Passagiere wurden mit anderen Flugzeugen abgeholt. Einige Tage später teilte die französische Fluguntersuchungsbehörde BEA mit, eine optische Begutachtung habe ergeben, dass sich der Fan vorne am Treibwerk gelöst und die Verkleidung für die Luftzufuhr mit sich gerissen habe.

 

Piloten werden speziell vorbereitet

Ein Hubschrauber fand in Grönland Überreste des Triebwerks im Schnee. Der A380 mit dem Kennzeichen F-HPJE steht seither in Kanada. Doch nun soll er zurück nach Hause.

Der Rückflug des A380 nach Frankreich macht es nötig, die Reste des kaputten Triebwerkes abzumontieren, wie Insider gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Teile sollen demnach nach Cardiff in Wales gebracht und dort beim Hersteller General Electric untersucht werden. An der Tragfläche wird ein Ersatztriebwerk angebracht, das jedoch nicht zum Einsatz kommt, sondern nur für das Gleichgewicht sorgt.

Offiziell verkündet ist dieser Plan noch nicht und die BEA wollte sich gegenüber der Nachrichtenagentur nicht äußern. Allerdings meldete sich bei Twitter A380-Kapitän Dave Wallsworth von British Airways zu Wort und erklärte, wie eine solch schwierige Operation ablaufen könnte. Demnach wird die Crew, die zum Einsatz kommt, durch einen speziellen Kurs auf den Flug mit drei Motoren vorbereitet.

240 Minuten zum nächsten Flughafen

Auch muss die Besatzung vorher am Simulator das Szenario üben, wobei die Details wie etwa Wettbedingungen so weit wie möglich denen des wirklichen Flugtages gleichen. Wichtig ist laut Wallsworth, dass das Flugzeug wenig Gewicht hat, für den Fall, dass ein weiteres Triebwerk ausfällt und die Piloten nur noch zwei zur Verfügung haben. Fracht und Passagiere seien natürlich nicht erlaubt.

Das nicht funktionierende Triebwerk müsste entweder entkernt werden oder freidrehen. Sollte es freidrehen, müsste es entweder mit Schmiermittel versorgt werden oder die Flugdauer dürfe maximal sieben Stunden betragen. Die Route muss laut dem Kapitän so geplant sein, dass das Flugzeug nie weiter von einer geeigneten Landebahn entfernt ist als 240 Minuten bei der Geschwindigkeit mit zwei nicht funktionierenden Triebwerken.

Kein Schnee, kein starker Seitenwind

Auf der Startbahn werde der Flieger fünf Meter neben der Mittellinie positioniert und zwar auf der Seite, auf der das Flugzeug zwei funktionierende Triebwerke habe. Abheben könne die Maschine auf einer nassen oder trockenen Piste, aber zum Beispiel nicht auf einer schneebedeckten. Der Seitenwind dürfe maximal 10 Knoten stark sein, so Wallsworth.