Wer unter diesen Vorzeichen lieber auf die Powerbank im Handgepäck verzichten möchte, sollte nicht auf die Idee kommen, sie stattdessen ins Aufgabegepäck zu packen - denn dort ist sie nicht erlaubt. Doch was passiert, wenn sie versehentlich doch einmal dort landet?
Aufgabegepäck: Powerbanks sind das eine, Waffen das andere
«Grundsätzlich wird jedes Gepäckstück am Flughafen Frankfurt durchleuchtet», erklärt eine Sprecherin des größten deutschen Airports. Das schreibe das Luftsicherheitsgesetz vor. So müssten die Fluggesellschaften schon beim Check-in dafür sorgen, dass sich keine als Gefahrgut eingestuften oder verbotenen Gegenstände im Gepäck der Reisenden befinden.
Bei verbotenen Gegenständen (nach Paragraph 11 des Luftsicherheitsgesetzes) handelt es sich etwa um Schuss-, Hieb- und Stoßwaffen, Sprengstoffe, Munition, ätzende oder giftige Stoffe. Gefahrgüter (nach Regeln der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation Icao und des Airlines-Dachverbandes Iata) sind etwa Powerbanks, E-Zigaretten oder Feuerzeuge.
Entnahme: Reisende finden schriftlichen Hinweis im Koffer
«Sollten im Rahmen der Luftsicherheitskontrollen gefährliche oder verbotene Gegenstände festgestellt werden, wird ein Beauftragter der Fluggesellschaften hinzugezogen, um das Gepäckstück zu öffnen und den Gegenstand zu prüfen», erklärt die Fraport-Sprecherin. Bestätigt sich der Verdacht, wird der Gegenstand entfernt. «Ein Entnahmeprotokoll, das im Koffer hinterlassen wird, informiert den Fluggast entsprechend über Öffnung und Entnahme.»
Gegenstände mit einem Wert von über 50 Euro werden am Flughafen Frankfurt für vier Wochen im Fundbüro eingelagert. Dinge von geringerem Wert und jene, die nicht abgeholt werden, werden entsorgt. Handelt es sich bei dem entdeckten Gegenstand um Gefahrgut erfolgt eine Meldung an das Luftfahrtbundesamt. Im Falle von verbotenen Gegenständen werden die Bundespolizei und/oder die Landespolizei hinzugezogen.
Vorgehen an deutschen Flughäfen ähnlich, aber nicht identisch
Allerdings sind die Abläufe, in die Flughäfen, Fluggesellschaften und Handling-Dienstleister eingebunden sind, nicht überall gleich. «Dazu bestehen an den einzelnen Standorten spezifische Vereinbarungen über das Verfahren», erklärt eine Sprecherin des Flughafenverbandes ADV. «In vielen Fällen werden auch die betroffenen Reisenden direkt in den Prozess einbezogen.» Insgesamt handele es sich um sehr individuell ausgestaltete Verfahren, die sich auch innerhalb Deutschlands zwischen Flughäfen unterscheiden könnten.
Ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf erklärt etwa: «Ergibt sich während des Scans ein Verdacht, wird das Gepäckstück ausgeleitet und gesondert kontrolliert.» Verbotene Gegenstände, insbesondere Waffen oder Munition, würden umgehend der Bundespolizei gemeldet, Gefahrgüter entnommen und fachgerecht entsorgt. «In solchen Fällen informiert der Flughafen die jeweilige Fluggesellschaft. Diese ist verpflichtet, entsprechende Vorkommnisse an das Luftfahrt Bundesamt zu melden.» Und: «In der Mehrzahl der Verdachtsfälle bestätigt sich der Fund nach dem Öffnen des Gepäckstücks.»
Flughafen Zürich: 140'000 Gefahrgüter im Aufgabegepäck
Dazu, wie viele Funde es insgesamt gibt, wollen sich die deutschen Flughäfen aber nicht äußern. Anders der größte Schweizer Flughafen: «Im Jahr 2024 wurden an den Sicherheitskontrollen am Flughafen Zürich rund 140.000 Gefahrgüter aus dem aufgegebenen Gepäck und weitere 40.000 aus dem Handgepäck entfernt», sagt eine Sprecherin des Airports Zürich. Zur Einordnung: Er zählte im vergangenen Jahr insgesamt 31,2 Millionen Reisende.
Gepäckanlage am Flughafen Zürich: Jeder Koffer wird durchleuchtet. Flughafen Zürich
Der Ablauf ist ähnlich wie der in Frankfurt. «Gefahrgut von geringem Wert wird aus Sicherheitsgründen nach der Abnahme fachgerecht entsorgt», erklärt die Sprecherin. «Wertvollere Objekte wie hochwertige Powerbanks oder Mobilitätshilfen werden hingegen für 30 Tage ebenso fachgerecht zwischengelagert.» Die Fluggäste können die Dinge gegen eine Gebühr nach Voranmeldung abholen. Geschieht dies nicht, werden sie entsorgt.
Flughafen Zürich: «Finale Bewertung trifft immer ein Mensch»
Und wie ist die Chance, dass etwas gar nicht gefunden wird? «Unsere Scanner (Computertomographen) an den Sicherheitskontrollen ermöglichen eine dreidimensionale Analyse des Gepäcks», sagt die Zürcher Flughafen-Sprecherin. Damit sei eine viel präzisere Erkennung möglich als mit klassischen Röntgengeräten. Zudem würden die Mitarbeitenden speziell für die Erkennung von Gefahrgut geschult und regelmäßig weitergebildet, weshalb trotz höherer Automatisierung gelte: «Die finale Bewertung trifft immer ein Mensch.»
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