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Lufthansa-Chef Carsten Spohr

«Wir stehen zu unseren Boeing-777X-Orders»

Boeing stuft viele 777X-Orders als unsicher ein. Lufthansa bekennt sich dagegen zu ihrer Bestellung - gerade aufgrund der Verspätung.

Wo man auch hinschaut, es läuft nicht gut für den amerikanischen Flugzeugbauer. Boeing 737 Max können aufgrund eines Elektrikproblems vorübergehend wieder nicht ausgeliefert werden, Boeing 787 müssen untersucht werden auf beschädigte Paneele im Frachtraum. Und bei der 777X stuft der Hersteller derzeit 92 der insgesamt 320 Orders als unsicher ein.

Zuletzt gab es Berichte, Cathay Pacific plane, ihre Bestellung von 21 auf nur noch 10 bis 15 Boeing 777X zu reduzieren. Auch Lufthansa hatte 2019 schon mal einen Rückzieher gemacht: Aus ursprünglich 34 angekündigten Bestellungen machte die deutsche Fluggesellschaft 20 feste Orders plus 14 Optionen.

«Das richtige Flugzeug , vor allem jetzt, wo es später kommt»

Von Lufthansa gibt es nun aber Entwarnung: Boeing kann den Auftrag für 20 Boeing 777-9 – die größere Variante der 777X – zu den sicheren Bestellungen zählen. «Wir stehen zu unseren 777-9X-Orders», sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf eine Frage von aeroTELEGRAPH.

Dass die 777X mit viel Verspätung erst ab Ende 2023 ausgeliefert werden soll, ist aufgrund der Corona-Krise kein Nachteil mehr – im Gegenteil. «Wir glauben, es ist das richtige Flugzeug für uns, vor allem jetzt, wo es später kommt», sagt der Lufthansa-Chef. «Wir brauchen in den nächsten Jahren tendenziell erst unsere kleineren Interkont-Flugzeuge.» Bei der 777X verhandele man mit Boeing über den Auslieferungsplan ab 2023.

Verhandlungen über mehr kleine Langstreckenjets

Mit Blick auf kleinere Langstreckenflieger sagt Spohr, diese seien «teilweise im Zulauf», man verhandele aber auch darüber, «zusätzliche zu bekommen». Der Konzernchef hatte schon im Februar erklärt, Lufthansa führe sowohl mit Airbus als auch mit Boeing Gespräche über zusätzliche kleinere Langstreckenflugzeuge.

Auf die Frage, ob es um Umwandlungen von Bestellungen gehe oder gar um neue Orders, sagte Spohr damals, das hänge ganz von den Bedingungen ab. Wenn die Fluggesellschaft ihre 777X-Order nicht reduziert, bleiben folgende Optionen: Lufthansa ordert oder least zusätzliche Boeing 787, über die 20 bereits bestellten hinaus. Oder die Fluglinie setzt zusätzlich zu den offenen Bestellungen für 26 Airbus A350-900 entweder auf weitere A350-900 oder auf A330 Neo oder A321 XLR – als Order, Umwandlung oder Leasing.