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Privatisierung 1997

Wie Lufthansa privatisiert wurde

Seit mehr als 20 Jahre ist Lufthansa ein vollständig privater Konzern. Die Umwandlung vom Staats- zum Privatunternehmen erfolgte in mehreren Schritten.

Nach wochenlangen Gesprächen haben sich Lufthansa und die deutsche Regierung noch immer nicht abschließend über die Konditionen zur Hilfe in der Corona-Krise geeinigt. Klar ist nur, dass man in Berlin auf eine Beteiligung am Konzern drängt. Zum ersten Mal seit annähernd 23 Jahren wird der Staat also wieder Aktionär von Deutschlands größter Airline.

Die Geschichte von Lufthansa und ihrer Vorläufer reicht 94 Jahre zurück. Die Ära Privatairline ist dabei relativ jung. Bis zur vollständigen Privatisierung im Jahr 1997 waren Lufthansa und ihre Vorgänger stets Unternehmen mit mehrheitlich staatlicher Beteiligung. Der Weg zum unabhängigen Milliardenkonzern erstreckte sich über Jahrzehnte, erfolgte aber hauptsächlich in zwei großen Schüben.

Aktiengesellschaft seit Beginn

Eine Aktiengesellschaft war die Fluglinie schon immer: Die heutige, neue Lufthansa wurde 1953 zunächst unter dem Namen Luftag – Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf – gegründet. Nur ein Jahr später kaufte sie den Namen, den blau-gelben Markenauftritt sowie das Kranichsymbol ihrer Vorgängerin, die 1951 von den Alliierten liquidiert worden war. Die Anteile der neuen Lufthansa teilten sich zuerst die Bundesregierung und das Land Nordrhein-Westfalen.

Ein erster Verkauf von größeren Unternehmensanteilen erfolgte mit dem Beginn des Jetzeitalters. In den 1960er-Jahren stellte auch Lufthansa ihre Flotte von Propellerflugzeugen mit Kolbentriebwerken auf modernere Passagierflieger mit Düsenantrieb um. Moderne Jets wie die Boeing 707, 727 und 737 flogen schneller, weiter und versprachen mehr Erträge – deren Anschaffung war jedoch teuer.

Jetzeitalter sorgt für erste Teilprivatisierung

Um Kapital zu bekommen, ging die Fluglinie an die Börse. 1966 verkaufte die Bundesregierung erstmals größere Anteile der Fluglinie. Sie war dazu bereit, ihren Anteil von annähernd 90 Prozent auf 75 Prozent zu reduzieren. Auch Privatleute konnten sich  beteiligen.

Hohe Ölpreise und Wirtschaftskrise machten in den 1970er-Jahren auch Lufthansa zu schaffen. Ebenso machten die Einflottung von neuen Großraumjets wie die McDonnell Douglas DC-10 und Boeing 747 weitere Kapitalerhöhungen nötig. Sie trug der Staat mit.

Wiedervereinigung und Wandel des Luftverkehrs

Es dauerte bis in die 1990er-Jahre, bis die Lufthansa von einer Teilverstaatlichung zur vollständigen Privatisierung überging. Von 1990 bis 1993 sank der staatliche Anteil von etwa 50 auf 35 Prozent. Genau wie die weltweite Luftfahrtbranche verzeichnete auch die deutsche Fluggesellschaft in diesem Zeitraum hohe Verluste. Mit der deutschen Wiedervereinigung kündigten sich für die Bundesregierung hohe Kosten an.

Ebenso bahnte sich in Europa und USA aufgrund des Abbaus von staatlichen Regulierungen ein Preiskampf zwischen Airlines an, der vor allem den wichtigen Transatlantik-Markt betrafen. Für 1994 beschloss die deutsche Regierung daher den Verkauf der restlichen staatlichen Anteile. Ein privates Unternehmen kann sich im Wettbewerb besser behaupten, so der damalige Tenor. Zudem floss dem Staat so Geld zu.

Damals zweitgrößter Börsengang der deutschen Geschichte

Der letzte Privatisierungsschritt erfolgte am 13. Oktober 1997. Für etwa 35 Deutsche Mark oder umgerechnet etwa 18 Euro verkaufte der Bund seine gesamten restlichen Anteile. Mit 100 Prozent privaten Besitzern wurde nach 33 Jahren ein neues Kapitel in der Geschichte von Lufthansa aufgeschlagen. Nun dürfte das Rad der Geschichte wieder etwas zurückgedreht werden.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen aus der Geschichte von Lufthansa.