Lager von Jettainer in Groß-Gerau, südlich vom Flughafen Frankfurt: Hier ...
Lufthansa-Tochter Jettainer

Wenn 100 Menschen 95.000 Container bewegen

Jettainer nimmt Airlines Arbeit ab. Die Lufthansa-Tochter sorgt dafür, dass Container zur richtigen Zeit dort sind, wo die Kunden sie brauchen - auch dank Künstlicher Intelligenz.

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Es gibt sie in speziellen Varianten für den Transport von Koffern, Autos, Pferden, Kleidung, es gibt sie mit eingebauter Kühlung, es gibt sie abschließbar für wertvolle Fracht wie Gold: die Unit Load Devices, kurz ULD, auf Deutsch Ladeeinheiten oder Lademittel genannt. Sie, das sind Container und Paletten, die im Flugzeug zum Einsatz kommen.

So gut wie jeder Fluggast dürfte schon mal ULD auf dem Vorfeld erspäht haben. Doch wer ist eigentlich dafür zuständig, dass sie zur richtigen Zeit dort sind, wo sie sein sollen? Eine Antwort lautet: Jettainer. Die Lufthansas-Cargo-Tochter ist weltweit eine der größten und wichtigsten Spezialistinnen für das Management von Lademitteln.

18.000 Quadratmeter in Groß-Gerau

aeroTELEGRAPH besuchte das 18.000 Quadratmeter große Lager von Jettainer in Groß-Gerau, südlich des Flughafens Frankfurt. Bis zu 6600 leere Container und Paletten haben in den beiden riesigen Hallen Platz. Drei Lastwagen fahren als Dauershuttle rund um die Uhr zum größten deutschen Airport, bringen Container und Paletten dorthin oder holen sie ab.

In den Hallen gibt es Bereiche für Container, die gelagert werden, und für solche, die repariert werden müssen - oft nach Beschädigungen durch Gabelstapler. Die Reparaturen sind an Partnerfirmen ausgelagert. Eine hat ihre Werkstatt direkt in der Jettainer-Halle.

Hunderte Reparaturen pro Tag

«Vor der Corona-Krise wurden am Standort Frankfurt pro Tag bis zu 300 Container instand gesetzt», sagt Alexander Rudolph, bei Jettainer zuständig für das Reparaturnetzwerk und den effizienten Betrieb am Boden. Die Pandemie drückte die Zahlen. «Aktuell ist es noch rund die Hälfte davon, aber die Zahlen gehen langsam wieder nach oben», so Rudolph.

Doch Jettainer lagert nicht nur aus, wie bei der Reparatur, das Unternehmen profitiert auch davon, dass andere auslagern. Genau genommen ist das der Kern des Geschäftsmodells. Airlines lagern das Management ihrer Lademittel an die Lufthansa-Cargo-Tochter aus. Dafür verkaufen sie in den meisten Fällen alle ihre eigenen Container und Paletten an Jettainer.

Jettainer kauft alle Container der Kunden

Dann berechnet das deutsche Unternehmen, wie viele der ULD es benötigt, um dasselbe zu leisten wie die Fluglinie. «Das sind oft 20 oder 25 Prozent weniger als zuvor», erklärt Verkaufschef Thorsten Riekert. «Im Anschluss stellen wir unseren Airlines eine auf sie zugeschnittene ULD-Flotte zusammen und garantieren die jederzeitige Verfügbarkeit.»

Die Herzkammer des Jettainer-Betriebs ist die operative Zentrale. Von dort aus werden die rund 95.000 Jettainer-Einheiten an 500 Standorten durch die Welt gesteuert - doch dorthin nehmen Rudolph und Riekert niemanden mit, der nicht zu Jettainer gehört. Top secret.

Menschen und Computer ergänzen sich

Schon vor Jahren hat Jettainer die Prozesse mithilfe von Wirtschaftsinformatikern der Universität Köln optimiert. Seitdem liefert das Computersystem den Mitarbeitenden dank großer Datenmengen Vorschläge, auf deren Grundlage die Angestellten ihre Entscheidungen treffen. Das Ganze ist als Künstliche Intelligenz angelegt, also als lernendes System, das mit der Zeit immer besser funktioniert. Die Menschen bringen Kreativität und Intuition ein, der Computer Mustererkennung und Rechenkraft.

Einen anderen technischen Fortschritt hat Jettainer ausprobiert, aber nicht weiterverfolgt: die Container selber intelligent zu machen. Über Sensoren sollten sie unter anderem selber erkennen, wenn sie beschädigt sind, und dies melden. «Derzeit konzentrieren wir uns aber vorrangig auf die Vermeidung von Beschädigungen und haben uns zumindest bei Standardcontainern gegen die Sensoren entschieden», sagt Riekert.

Container selbst bleiben meist simpel

Mitarbeitende fotografieren Beschädigungen nun mit dem Handy und laden die Bilder per App ins System, wo es eine digitale Version jedes Containers gibt. Das ist einfacher und sorgt dafür, dass nicht zusätzliche Teile verbaut werden, die selber kaputt gehen könnten.

Das scheint das Geheimnis von Jettainers Erfolg zu sein: die Dinge schlank und effizient zu halten. Das Unternehmen bewegt stets nur die leeren Container, die Be- und Entladung von ULD mit Fracht und von Flugzeugen mit ULD erledigen andere. Gerade mal 100 Angestellte sind für rund 95.000 Einheiten zuständig. Die Lademittel werden technisch nicht überfrachtet. Die Reparatur ist ausgelagert. Und an der Stelle, an der es kompliziert wird, setzt Jettainer auf die Kombination von Mensch und Künstlicher Intelligenz.

In der oben stehenden Galerie können Sie einen Blick ins Jettainer-Lager werfen.

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