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Chapecoense-Tragödie

War Flugzeug von Lamia illegal unterwegs?

Als die Avro RJ85 von Lamia in Kolumbien abstürzte, war sie gemäß einem Medienbericht ohne gültige Versicherung unterwegs. Es war nicht das einzige Vergehen in der Chapecoense-Tragödie.

Für die Associação Chapecoense de Futebol war es ein großer Triumph in schwierigen Zeiten. Anfang Mai gewann der brasilianische Fußballklub die Meisterschaft des Bundesstaates Santa Catarina. Und dies nur sechs Monate, nachdem fast die ganze Mannschaft bei einem Flugzeugabsturz in Kolumbien ums Leben gekommen war.

Die Ermittler arbeiten derweil immer noch an der Klärung der Ursachen des Unfalles von Flug LMI2933 am 26. November 2016. So viel ist aufgrund des ersten Zwischenberichts klar: Die Avro RJ85 von Lamia stürzte wegen Treibstoffmangels ab. Dazu kam es wegen mangelnder Aufsicht sowie zahlreicher Vergehen und Verfehlungen der Piloten und der Fluggesellschaft. Der Geschäftsführer der Airline sitzt deswegen immer noch in Untersuchungshaft.

Auch verbotenes Land angeflogen

Wie sich jetzt zeigt, gehen die Taten des Managements womöglich noch viel weiter als bisher angenommen. Offenbar war die Versicherung für die beiden Flugzeuge von Lamia im Februar 2016 ausgelaufen, wie CNN Español berichtet. Damals hatte Bisa Seguros der Fluglinie mitgeteilt, wegen ausgebliebener Zahlungen sei die Flotte nicht mehr versichert. Das bedeutet, dass die Avros eigentlich gar nicht mehr hätten starten dürfen.

Das ist nicht alles. Selbst wenn die Police noch in Kraft gewesen wäre, hätte die Avro RJ85 nicht nach Kolumbien fliegen dürfen. Denn im Vertrag mit der Versicherung war Kolumbien als Destination ausdrücklich ausgeschlossen. Würde der Bericht stimmen, verdichtete sich nicht nur der Schlamperei-Verdacht gegenüber dem Management, sondern auch gegen die bolivianische Luftfahrtbehörde. Bolivien wies den Bericht aber als falsch zurück, die Flotte sei versichert gewesen.

Familiäre Bande

Die Dirección General de Aeronautica Civil hätte in diesem Fall zwingend einschreiten müssen. Chef der Behörde war zu dem Zeitpunkt aber Gustavo Vargas Villegas, der Sohn des Chefs von Lamia Gustavo Vargas Gamboa. Auch er sitzt in Haft.