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Ultra-Langstrecke

Airbus und Boeing umgarnen Qantas

Qantas will nonstop von Sydney nach London fliegen. Doch mit welchem Flugzeug? Airbus bringt den A350-900 in Stellung, Boeing wirbt für die 777-8.

Im Oktober nahm Qantas ihre erste Boeing 787-9 in Empfang. «Dieses Flugzeug bedeutet, dass wir endlich eine direkte Verbindung zwischen Australien und Europa anbieten können mit unserem Flug von Perth nach London, der im kommenden Jahr startet», sagte Airline-Chef Alan Joyce. Allerdings wollen sich die Australier damit nicht zufrieden geben – weder mit der Strecke noch mit dem Flugzeug.

Schon im August hatte sich Qantas mit dem «Project Sunrise» an Airbus und Boeing gewandt. Dahinter steckt die Herausforderung, ein Flugzeug zu liefern, mit dem Qantas ab 2022 von Sydney nonstop nach London Heathrow fliegen kann (9188 nautische Meilen oder 17.016 Kilometer) sowie nach New York JFK (8646 nautische Meilen oder 16.012 Kilometer). «Zwei Flugzeuge der nächsten Generation haben schon fast die Reichweite – Boeing 777X und Airbus A350», hieß es auf einer Qantas-Folie, die das Fachportal Australian Aviation veröffentlichte.

Boeing will 777-8 justieren

Nun haben sich die beiden größten Flugzeughersteller der Welt selber zu Wort gemeldet. Boeings Chef-Ingenieur des 777X-Programmes, Michael Teal, sagte, man arbeite mit Qantas zusammen und sei «hochmotiviert», sich mit der Airline am Project Sunrise zu beteiligen «und sicherzustellen, dass unser Flugzeug-Angebot ihren Anforderungen entspricht». Der Jet, den man zurzeit auf dem Papier habe, erfülle zwar noch nicht alle Qantas-Wünsche, übertreffe dafür aber viele der Wünsche, so Teal laut Australian Aviation.

777X-Programmchef Eric Lindblad erklärte, man sehe die 777-8 als Basis für Qantas’ Flugzeug, müsse aber noch Justierungen vornehmen. Zurzeit ist die 777-8 mit einer Reichweite von 8700 nautischen Meilen (16.112 Kilometer) angekündigt und könnte ab 2020 ausgeliefert werden.

Airbus mit Qantas in Toulouse

Der erste Airbus’ A350-900 ULR (Ultra Long Range) soll dagegen schon im kommenden Jahr an den Erstkunden Singapore Airlines gehen, der damit von Singapur nach New York fliegen will. Dieses Modell soll auch die Basis für den Qantas-Flieger sein. Airbus’ Verkaufschef für die Pazifik-Region, Iain Grant, erklärte, der Jet werde 20 Stunden am Stück fliegen können und man arbeite mit der Airline zusammen, um deren Anforderungen gerecht zu werden. «Wir sind begeistert vom Sydney-London-Projekt», sagte Grant dem Fachportal zufolge und betonte, man sei stark eingebunden.

Qantas-Chef Joyce sagte Ende November bei einer Veranstaltung der Royal Aero Society in London: «Kurz bevor ich hierher kam, hatte ich eine Nachricht von Tom Enders, dem CEO von Airbus, der sagte, dass unser Team in Toulouse war, um mit Airbus über ihren A350 zu sprechen und er war sehr beeindruckt von unserer Herangehensweise.» Allerdings betonte Joyce auch: «Wir haben großartige Reaktionen von beiden Herstellern bekommen.»

Weitere Verbesserungen gefordert

Ganz zufrieden ist Qantas trotzdem noch nicht. Mit Blick auf die lange Reichweite sagte Joyce: «Das Flugzeug kann das heute – sowohl die 777 als auch der A350 -, aber wir glauben, es kann das nicht bei vollem Ladegewicht», so der Airline-Chef. «Wir glauben, dass es weiterer Arbeit an beiden Jets bedarf, um dort hinzugelangen.»