Das zerfetzte Triebwerk der Boeing 777.
Bericht zu Flug BA2276

Unentdeckte Risse und Fehler des Kapitäns

2015 musste eine Boeing 777 von British Airways in Las Vegas den Start wegen eines Triebwerksbrandes abbrechen. Nun ist klar, wie es dazu kam.

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Schwarze Rauchwolken über einem Flughafen sind nie ein gutes Zeichen. Und viele Reisende werden das Bild nicht vergessen, das sich ihnen am 8. September 2015 am Flughafen Las Vegas bot. Weil ein Triebwerk Feuer gefangen hatte, musste eine Boeing 777-200 von British Airways mit 157 Passagieren und 13 Crewmitgliedern an Bord den Start abbrechen. Beim Zwischenfall wurde eine Person schwer verletzt und 19 leicht. Nun hat die US-Behörde National Transportation Safety Board NTSB den Abschlussbericht zum Zwischenfall vorgelegt.

Zum Brand geführt hatte laut den Ermittlern ein Ermüdungsriss im Hochdruckverdichter des linken Treibwerks. Die Daten deuten auch darauf hin, dass dieser eine Weile nicht entdeckt wurde. Der Riss hätte laut dem Bericht bei zwei Inspektionen in den Jahren 2008 und 2014 auffallen können. Weil aber die Inspektion des entsprechenden Teils der Verdichter zu diesen Zeitpunkten nicht vorgeschrieben war, wurde der Riss übersehen.

Piloten machten Fehler

Darauf hat der Triebwerkshersteller General Electrics inzwischen reagiert und die Anweisungen entsprechend angepasst, sodass solche Schäden schneller entdeckt werden. Die betroffenen Spulen müssen nun öfter gecheckt werden. Damit ist die Analyse der Gründe für den Triebwerksbrand ziemlich klar. Doch die Ermittler beschäftigten sich im Nachgang des Unfalls auch mit dem Verhalten der Piloten. Und dort entdeckten sie mehrere Fehler.

Zwar brach die Crew den Start laut dem Bericht zwei Sekunden nach dem Versagen des Triebwerks ab und brachte den Flieger in 13 Sekunden zum Stillstand. Zuvor hatten die Piloten laut ihren eigenen Aussagen ein «bang» gehört. Der Knall ist laut NTSB auch auf dem Stimmenrekorder im Cockpit hörbar. Doch in der Folge hielt sich der Kapitän teils nicht an die vorgeschriebenen Abläufe. Denn die Evakuierung des nur zu 55 Prozent vollen Fliegers dauerte 2 Minuten und 32 Sekunden und verlief ziemlich chaotisch.

Triebwerk zu spät ausgeschaltet

Weil das Feuer auf der linken Seite loderte, mussten Passagiere und Crew den Jet über die rechten Notausgänge verlassen. Doch die zwei hinteren waren zunächst unbrauchbar. Der Grund: Der Kapitän hatte die Evakuierung angekündigt, ohne das rechte Triebwerk zuvor auszuschalten. Daher blies es die heraus gelassenen Notrutschen 43 Sekunden lang nach oben.

Neben dem Kapitän befanden sich noch der Kopilot sowie ein dritter Pilot auf dem Reservesitz im Cockpit. Erst als der dritte Pilot den Kapitän auf den Fehler aufmerksam machte, schaltete er das Triebwerk ab. Zudem bemängeln die Ermittler, dass der Kapitän 22 Sekunden brauchte, um den Treibstoffzufluss zum kaputten Triebwerk zu kappen. In dieser Zeit seien rund 367 Liter Treibstoff ausgelaufen, die das Feuer noch weiter antrieben.

Passagiere nahmen Gepäck mit

Die Kabinencrew hat sich laut dem Bericht an alle Vorschriften gehalten. Das NTSB bemerkt aber auch, dass zu viele Passagiere entgegen der Anweisungen ihr Handgepäck mitgenommen hätten – ein Problem, das bei Evakierungen immer wieder auftritt. Die Flugbegleiter erklärten allerdings im Nachgang, dass die Passagiere damit die Evakuierung nicht verzögert hätten, weil sich der Prozess wegen der hinteren unbrauchbaren Ausgänge ohnehin hinzog.

Immerhin – auch wenn die Bilder des Jets nach dem Brand katastrophale Folgen vermuten lassen – Die Maschine mit dem Kennzeichen G-VIIO konnte von British Airwaya repariert werden und fliegt inzwischen wieder durch die Welt, in letzter Zeit hauptsächlich an Ferienziele in der Karibik.

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