Letzte Aktualisierung: um 20:33 Uhr

Kritik aus der Politik

Soll der Flughafen Kassel herabgestuft werden?

Der hessische Verkehrsminister dachte laut. Er stellte die Frage, ob der Kassel Airport wieder zum einfachen Verkehrslandeplatz herabgestuft werden soll. Er erntet damit auch Kritik.

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Das Sommerangebot ist ansehnlich. Vom Kassel Airport aus gibt es regelmäßige Flüge nach Antalya, Bozen, Fuerteventura, Heraklion, Heringsdorf, Hurghada, Las Palmas, Palma, Teneriffa und Westerland/Sylt. Doch die Frequenzen sind meist gering. Und im Winter bedient mit Sundair nur noch eine Fluggesellschaft den Flughafen in Nordhessen und verbindet ihn mit Fuerteventura, Hurghada, Las Palmas und Teneriffa.

Und so sind die Passagierzahlen bescheiden. 132.000 Menschen nutzen Kassel im Rekordjahr 2018 als Start- und Zielpunkt ihrer Reise. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres zählte der Airport 45.097 Gäste. Das beeindruckt  den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir nicht. «Wenn wir zehn Jahre zurückschauen, dann gab es viel Hoffnung […]. Die haben sich nicht unbedingt erfüllt» sagte er in einem Interview mit der Zeitung HNA Hessische/Niedersächsische Allgemeine.

«Sie werden keine große Fluggesellschaft finden»

Vor 23 Jahren wurde beschlossen, den Flughafen Kassel neu zu bauen und ihm vom Verkehrslandeplatz zum richtigen Flughafen zu machen. Rund 280 Millionen Euro wurden investiert. Seither haben sich die Passagierzahlen etwas mehr als vervierfacht, bleiben allerdings auf einem niedrigen Niveau. 2022 zählte er weniger Gäste als die Flughäfen Erfurt und Westerland und nur halb so viele wie Friedrichshafen und Saarbrücken.

«Sie werden keine große Fluggesellschaft finden, die sich hier ansiedelt. Wenn das Erfolg versprechend wäre, hätte das in den vergangenen zehn Jahren eine gemacht. Also bekommen sie bestenfalls kleinere», so Tarek Al-Wazir, der bei den Wahlen im Oktober für die Grünen Ministerpräsident werden will. Und dann stellte er in der HNA die ketzerische Frage: «Fakt ist, dass Kassel über Straße und Schiene sehr gut angebunden ist. Deshalb stellt sich ja die Frage, ob Kassel weiter Verkehrsflughafen sein muss – nur wenige Kilometer vom Flughafen Paderborn entfernt.»

«Wahlkampfmanöver»

Als Verkehrslandeplatz müsse der Kassel Airport «aber natürlich auf jeden Fall bleiben», so der Politiker weiter. Diese Kategorie von Flughäfen braucht gemäß der deutschen Luftverkehrs-Zulassungs-Ordnung weniger technische Infrastruktur und ist auf Flugzeuge mit einem Abfluggewicht bis zu maximal 20 Tonnen ausgelegt.

Die Aussagen des Ministers werden bereits heftig kritisiert. Sie seien bloß ein «Wahlkampfmanöver», so der Verein Pro Kassel Airport. Eine Rückstufung des Flughafens mache «weder von der Kostenseite noch aus umweltpolitischen Erwägungen irgendeinen Sinn». Der Flughafen entlaste auch den Frankfurter Flughafen und helfe damit, unnötigem Anreiseverkehr zu reduzieren.