Letzte Aktualisierung: um 9:36 Uhr

Unglück vor Costa Rica

Sind Privatflugzeuge absturzgefährdeter?

Gleich zwei deutsche Unternehmer sind kürzlich mit ihren Flugzeugen verunglückt. Mancher fragt sich nun: Sind Reisen in solchen Maschinen gefährlicher als mit Airlines?

An Bord der Unglücksmaschine befanden sich sechs Menschen: Der deutsche Unternehmer Rainer Schaller, seine Lebens­gefährtin, deren zwei Kinder, ein Mitarbeiter Schallers und ein Pilot. Am Freitag (21. Oktober) verschwand die aus dem mexikanischen Palenque kommende Piaggio P.180 vor Costa Rica vom Radar.

In den folgenden Tagen wurden Wrackteile des Geschäftsreiseflugzeuges und zwei Leichen im Meer gefunden. Warum der Flieger mit dem Kennzeichen D-IRSG kurz vor dem Ziel Limón abstürzte, ist unklar.

Privatflugzeuge absturzgefährdeter?

Im September war mit dem Kölner Peter Griesemann bereits ein anderer deutscher Unternehmer mit Familienmitgliedern tödlich verunglückt. Seine Cessna Citation überflog aus Spanien kommend das Ziel Köln und stürzte schließlich vor Lettland in die Ostsee.

Nach den beiden Unglücken erreichte aeroTELEGRAPH nun die Frage: Sind kleinere Privatflugzeuge absturzgefährdeter als große Passagiermaschinen von Fluggesellschaften?

Moderne Businessflieger sind nicht das Problem

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Es kommt nicht auf das Flugzeugmodell an. Flieger wie Piaggio P.180, Cessna Citation und andere moderne Businessflieger sind als Modelle von den Behörden ebenso geprüft und freigegeben wie große Flieger von Airbus, Boeing und Co.

Und auch bei den Maschinen von Fluglinien gilt es zu differenzieren. Denn es gibt Airlines mit besseren und solche mit schlechteren Sicherheitsbilanzen. Und die Länder, in denen die Unternehmen und Flugzeuge zugelassen sind, kontrollieren unterschiedlich streng.

Ein vorsichtiger Blick in die Statistik

All das vorweg gesagt, lohnt sich dennoch ein vorsichtiger Blick in die Statistik. Das National Transportation Safety Board NTSB, das für die Untersuchung von Flugunfällen in den USA zuständig ist, liefert dazu Zahlen für die Vereinigten Staaten.

Da 2020 und 2021 der Luftfahrtverkehr sehr durch die Pandemie beeinträchtigt war, werfen wir einen Blick auf das Jahr 2019. Damals gab es bei den amerikanischen Fluggesellschaften im Fracht- und Passagiergeschäft zwei Unfälle mit Todesopfern. Dabei kamen insgesamt vier Menschen um Leben. So kamen auf 100.000 Flugstunden 0,010 Unfälle mit Todesfolge.

Deutlich höhere Zahlen in der General Aviation

Anders sah es bei der sogenannten Allgemeinen Luftfahrt aus, der General Aviation. Darunter fallen beispielsweise privat oder von Firmen für die Chefetage betriebene Flieger, aber ebenso Freizeitflüge oder Kunstflug. In diesem großen Bereich kam es 2019 laut NTSB in den USA zu 233 Unfällen mit Todesopfern – 414 Menschen kamen dabei ums Leben. Gerechnet auf 100.000 Flugstunden ergeben sich 1,064 Unfälle mit Todesfolge.

Der Unterschied zur Bilanz der Airlines ist gravierend, und das auch in anderen Jahren. Allerdings fallen in den Bereich General Aviation eben auch sehr unterschiedliche Bereiche und Flugzeuge. Die Piaggio P.180 und die Cessna Citation sind hochtechnologische Flieger, aber in die Statistik fließen auch Leichtflugzeuge mit einem einzigen Antrieb ein.

Blick auf Crew und Wartung wichtig

Ein wichtiger Aspekt, der für die gesamte General Aviation gilt und einen großen Unterschied machen kann: Anforderungen und Vorschriften für die Allgemeine Luftfahrt sind weitaus weniger streng als für große kommerzielle Flugzeugbetreiber, etwa was Ausbildung und Einsatz der Pilotinnen und Piloten oder auch die Wartung der Flugzeuge angeht.

Bei großen Businesscharter-Unternehmen, an die höhere Anforderungen gestellt werden, ist die Chance hoch, dass deren Cessna Citation und Co. auf Topniveau gewartet sind und auch die Crews höchste Ansprüche erfüllen. Natürlich kann auch ein privater Besitzer, sei es eine Person oder ein Unternehmen, mit den entsprechenden finanziellen Mittel ein solches Niveau erreichen. Aber es kann auch ganz anders sein.