Vorfeld des Flughafen East Midlands: Im Dezember 2024 ereignete sich ein schwerer Vorfall.

Tui AirwaysWie es zum Sturz einer Flugbegleiterin aus einer Boeing 737 kam

Knapp ein Jahr nach dem dramatischen Sturz einer Flugbegleiterin aus einer Boeing 737 am Flughafen East Midlands liegt der Abschlussbericht vor. Auslöser war auch eine jahrelang tolerierte, aber gefährliche Routine.

Top-Jobs

.

Verkehrsleiter vom Dienst (m/w/d)

Memmingen
Feste Anstellung
Flughafen Memmingen GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
skyside logo 2

Captain for Falcon 2000 EX EASy or LX (S)

Skyside Aviation
Business Aviation
Feste Anstellung
Österreich
Vollzeit
Top jobs

Es passierte kurz vor Weihnachten am Flughafen East Midlands. Die Crew von Flug BY7158 von Tui Airways bereitete die Boeing 737-800 mit der Kennung G-TAWB gerade für den Start nach Lanzarote vor. Eine Kabinenmitarbeiterin war damit beschäftigt, die vordere Tür zu schließen, als sie ihren linken Fuß auf die Stufen der Fluggasttreppe setzte.

In diesem Moment wurde die Treppe weggefahren, und die Frau stürzte in die Tiefe. Die Ambulanz eilte gegen 16:30 Uhr zum Unfallort und brachte die Flugbegleiterin ins Queens Medical Center in Nottingham. Sie erlitt bei dem Sturz mehrere Knochenbrüche. Laut dem kürzlich erschienenen Abschlussbericht der britischen Luftfahrtbehörde AAIB dauerte ihre vollständige Genesung mehrere Monate.

Dritter Dispatcher sorgte für Verwirrung

Der Bericht zeigt auf, wie es zu dem Unfall kommen konnte: Zum Zeitpunkt des Vorfalls waren drei Personen mit der Abfertigung der Boeing 737 von Tui Airways beschäftigt. Die zwei Dispatcher mit Azubi waren an Aufgaben wie Papierprüfung, Ladungskontrolle sowie der Kommunikation mit der Crew.

Zwei der Dispatcher, darunter der Azubi, befanden sich zum Zeitpunkt des Unfalls im Flugzeug. Ein dritter Dispatcher war auch vor Ort, obwohl er eigentlich nicht für diesen Flug zuständig war. Er wollte dem Ramp-Team helfen, also den Mitarbeitenden, die für das Beladen des Flugzeugs und die Fluggasttreppen verantwortlich sind, helfen. Der Flug war bereits verspätet.

Vorfeldmitarbeitende dachten die Tür der Boeing 737 sei zu

Der Fehler ereignete sich, als das Ramp-Team den Dispatcher-Azubi die Treppe hinabgehen sah. Dies bestätigte ihre Annahme, dass die Flugzeugtür bereits geschlossen sei, und sie begannen, die Treppe zu bewegen. Der Bodenmitarbeiter am Fuß der Treppe fuhr die Stützbeine der Vordertreppe ein, um sie für den Abtransport vorzubereiten.

Zwei Ramp-Agenten schoben die Treppe daraufhin zügig vom Flugzeug weg. In der falaschen Annahme, dass die Kabinenaktivitäten abgeschlossen und die Tür bereits geschlossen sei. Einer der Mitarbeiter erklärte später im Bericht der britischen Behörde: «Ich blickte nach oben und sah kein Licht aus der Kabine, also war ich überzeugt, dass die Tür zu war».

Jahrelang falsche Prozesse am Flughafen East Midlands

Kurz darauf hörte der Mitarbeiter den Teamleiter rufen, er solle stoppen. Als er sich umdrehte, sah er eine Flugbegleiterin auf dem Vorfeld liegen und die Passagiertür offenstehen. Das AAIB stellte fest, dass «nicht klar war, wer dafür verantwortlich war, in wessen Verantwortung es lag, zu überprüfen, ob die Flugzeugtür geschlossen und die Stufen frei sind».

Obwohl der Vorgang eigentlich geregelt ist. Der Ramp-Agent steigt die Treppe hinauf, überprüft die geschlossene Tür, steigt die Treppe wieder hinab, und erst dann dürfen die Bremsen der Fluggasttreppe gelöst werden. Diese Praxis wurde am Flughafen jahrelang nicht befolgt.

Auch Tui Airways hat Vorschriften angepasst

«Diese Praxis war so alltäglich, dass selbst diejenigen, die wussten, dass sie nicht erlaubt war, keine Notwendigkeit sahen, dagegen vorzugehen oder sie als Sicherheitsbedenken zu melden», heißt es in dem Bericht.

Sowohl Swissport als auch der Flughafen East Midlands haben ihre Vorschriften im Nachgang angepasst. «Das Bodenabfertigungsunternehmen verlangt nun, dass der Flugzeugdisponent vor Beginn des Turnarounds an der kurzen Einweisung des Teamleiters teilnimmt, damit alle Mitglieder des Rampenteams wissen, wer für diesen Flug als Disponent zuständig ist.», so das AAIB. Auch Tui Airways aktualisierte die Anweisungen für das Personal. Beim Türschließen müssen beide Füße im Flugzeug bleiben.

Flugzeuge fliegen nicht von allein – eine Redaktion ebenso wenig. Hinter aeroTELEGRAPH steckt ein eingespieltes Team, das 365 Tage im Jahr am Start ist, um Ihnen die spannendsten Geschichten aus der Luftfahrt zu bringen. Für den Preis von weniger als einem Getränk am Flughafen genießen Sie aeroTELEGRAPH werbefrei und sichern unsere Unabhängigkeit. Jetzt hier klicken und abonnieren

Mehr zum Thema

Leeds/Bradford Airport: Von hier aus will IPS Airways starten.

Neue britische Fluglinie setzt auf pakistanische Diaspora

Video

Boeing 777X: Stargast in Dubai.
Ein Messeauftritt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis akribischer Vorbereitung. Boeing zeigt, was alles gemacht wird, bis die 777X in Dubai fliegen kann.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin
Visualisierung des ATSB: Es war wirklich sehr knapp.
Am Flughafen Melbourne entgingen zwei Passagierjets nur knapp Katastrophen. Die Flüge von Malaysia Airlines und Bamboo Airways starteten auf einer verkürzten Piste - und sehr knapp über einer Baustelle. Der Untersuchungsbericht offenbart nun, was genau geschah. Und das hat internationale Folgen.
Laura Frommberg
Laura Frommberg
dehnen im flugzeug
Ein Mann zeigt auf Instagram, wie ein eine Yoga-Übung in seiner Sitzreihe macht. Der Influencer Rafazea versucht es auch - und zeigt warum es nicht kappt.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies