Eine Boeing 787 von Lufthansa musste in Indien den Start abbrechen. Erst hieß es, dass Probleme mit dem Bugfahrwerk der Auslöser gewesen seien. Neue Informationen zeigen eine ganz andere Geschichte.
Indien ist ein Wachstumsmarkt. Und vom Boom will auch Lufthansa profitieren. Die deutsche Fluggesellschaft baut ihr Angebot auf dem Subkontinent deshalb stetig aus. So fliegt sie seit Anfang 2024 von Frankfurt vier Mal wöchentlich nach Hyderabad, der Hauptstadt des südindischen Bundesstaates Telangana. Sie gilt als wichtiges Technologiezentrum.
Die Flüge sind reine Routine. Doch am 21. Mai sorgte der Rückflug nach Frankfurt für Schlagzeilen: Flug LH753 war schon auf der Piste von Hyderabad, die Boeing 787-9 mit dem Kennzeichen D-ABPD beschleunigte auf rund 270 Kilometer pro Stunde und war kurz vor dem Abheben, als die Cockpitcrew den Start abbrechen musste. Die Bremsen liefen heiß, mehrere Reifen platzten.
Der Dreamliner musste danach mehrere Tage in Indien bleiben. Kurz nach dem Zwischenfall berichtete das auf Zwischenfälle spezialisierte Portal Aviation Herald, dass ein Problem mit den Rädern des Bugfahrwerks Auslöser des Startabbruchs gewesen sein. Doch nun hat es neue Informationen zum Vorfall veröffentlicht.
Demnach soll es beim Einsteigen von Flug LH753 zu Problemen in der Kabine gekommen sein. Was genau vorgefallen ist, ist nicht bekannt. Es hat jedoch dazu geführt, dass der dritte Pilot die Kabine per Kamera überwachte. Der Dreamliner rollte da zum Start. Das Cockpitpersonal gab Schub, währenddessen öffnete sich die Tür eines Ofens in der vorderen Bordküche und Porzellan fiel heraus.
Eine der Flugbegleiterinnen von Lufthansa stand auf, um den Ofen zu sichern und zu verhindern, dass weiteres Essen und Geschirr heraus fiel, dabei rutschte sie auf dem bereits auf dem Boden liegenden Essen aus und stürzte. Ihre Kollegin bemerkte, wie sich der Inhalt der Bordküche - Geschirr und Essen - bewegte und drohte, auf ihre Kollegin zu fallen. Sie sprang auf und eilte zum Ofen, um zu helfen.
Der dritte Pilot bemerkte eine Flugbegleiterin am Boden und die andere, die ihr offensichtlich zu Hilfe eilte. Er alarmierte sofort den Kapitän über den offensichtlichen Notfall an Bord. Dieser entschied, den Start trotz der hohen Geschwindigkeit abzubrechen.
Nachdem der Dreamliner von Lufthansa zum Stillstand gekommen war und feststand, dass kein Notfall vorlag, rollte er von der Piste. Durch die hohen Brenntemperaturen öffneten sich sieben von acht Sicherheitsventilen der Reifen, der Dreamliner blieb auf der Rollbahn manövrierunfähig stehen. Die Passagiere stiegen über eine Treppe aus.
Daten des Flugverfolgungsdienstes Airnav Radar zeigen, dass die Boeing 787-9 D-ABPD erst acht Tage später, am 29. Mai, nach Frankfurt überführt wurde. Welche weiteren Schäden aufgetreten sind, ist unklar. Seit seiner Ankunft hat sie keine weiteren Linienflüge durchgeführt.