Arbeit bei Skyguide: Jeder Bereich des Luftraums soll künftig von jedem Arbeitsplatz aus zu bewirtschaften sein.
Finanzkontrolle deckt auf

Finanzlage bei Schweizer Flugsicherung Skyguide «sehr besorgniserregend»

Die Schweizer Finanzkontrolle warnt vor einer finanziellen Schieflage der Flugsicherung. Probleme rund um das Digitalisierungsprogramm Virtual Center schaffen das Risiko, dass Skyguide ihren Auftrag künftig nicht mehr vollumfänglich erfüllen kann.

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Die Schweizer Flugsicherung Skyguide befindet sich zu 99 Prozent im Besitz des Staates. Um ihre finanzielle Situation zu stabilisieren, beschloss der Bundesrat im Corona-Jahr 2020 eine Erhöhung des Aktienkapitals um 150 Millionen Franken. 2021 gewährte der Bund Skyguide zudem ein nachrangiges Darlehen in Höhe von 250 Millionen Franken.

Dennoch droht die Flugsicherung nun, in finanzielle Schieflage zu geraten, wie ein Bericht zeigt, den die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK am 19. Mai veröffentlicht hat. Die Finanzlage von Skyguide sei «sehr besorgniserregend», schreibt die EFK. Ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung bestehe das Risiko, dass Skyguide ihrem Auftrag nicht mehr vollumfänglich nachkommen kann.

Programm verzögert, Kosteneinsparungen bleiben aus

Im Zentrum steht dabei das Programm Virtual Center, kurz VC. Damit will Skyguide die Digitalisierung vorantreiben und erreichen, dass Fluglotsinnen und - lotsen künftig in der Lage sind, jeden Bereich des Schweizer Luftraums von jedem Arbeitsplatz in den beiden Flugsicherungsstellen in Genf und Dübendorf aus zu bewirtschaften.

Das Programm läuft bereits seit dem Jahr 2011 und zunächst waren Kosten von 262 Millionen Franken veranschlagt. Nach den ersten beiden Etappen ist die Plattform jetzt betriebsbereit. In der dritten und letzten Etappe, die aktuell im Gange ist, soll die Umsetzung der flexiblen Operationen erfolgen.

Andere Initiativen waren vorrangig

«Für diese dritte Etappe rechnete Skyguide für den Zeitraum 2021 bis 2034 ursprünglich mit einem Nutzen von rund 238 Millionen Franken» schreibt die Finanzkontrolle. «Außerdem hatte das Unternehmen vor, bis 2024 Einsparungen von 21 Millionen Franken zu realisieren.» Doch es kam zu Verzögerungen.

Die Finanzkontrolle stellte in insgesamt schon vier Prüfungen des Programms Virtual Center fest, «dass die erwarteten Kosteneinsparungen ausgeblieben waren, da sich das Programm aufgrund anderer vorrangiger Initiativen verzögert hatte». Die Prioritäten hätten sich auf Aktivitäten im Bereich der Systemstabilität und Compliance verlagert.

Skyguide fehlen IT-Fachkräfte - und das dürfte so bleiben

«Die Situation ist heikel», wird die Finanzkontrolle deutlich. Der ursprünglich für 2024 und dann für 2027 anvisierte Abschluss des Programms sei innerhalb weniger Monate zwei Mal verschoben worden, erst auf 2029 und dann auf 2031. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf 286 Millionen Franken. «Der erwartete Nutzen aus der dritten Etappe hat sich zeitlich nach hinten verschoben und wurde für den Zeitraum bis 2034 auf rund 110 Millionen Franken nach unten korrigiert», heißt es. «Die geplanten Einsparungen bleiben aus.»

Eine der Ursachen für die Verzögerung ist laut der Untersuchung der anhaltende Mangel an IT-Fachkräften. Schulungen und Neueinstellungen haben dem Bericht zufolge bisher noch nicht den gewünschten Effekt gezeigt. Darüber hinaus ändere sich die Verfügbarkeit der Ressourcen schnell und unvorhersehbar. Daher sei zu befürchten, dass die Engpässe weiter bestehen und sich der Programmabschluss noch weiter nach hinten verschiebe.

Schwierige Position in Verhandlungen mit EU

«Darüber hinaus bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der Finanzierung der Skyguide-Aktivitäten», heißt es weiter. Die anstehenden Verhandlungen mit der Europäischen Kommission über die Flugsicherungsgebühren für den Referenzzeitraum 2025 bis 2029 dürften für das Schweizer Unternehmen schwierig verlaufen, da es die höchste Kostenbasis aller europäischen Anbieter habe.

Außerdem «deuten die aktuellen Liquiditätsprognosen darauf hin, dass das Unternehmen nicht über ausreichend Mittel verfügt, um seine Strategie umzusetzen und seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen», schreibt die Finanzkontrolle.

Skyguide muss über die Bücher

Skyguide sei sich der besorgniserregenden Situation bewusst. Angesichts der ungünstigen Aussichten sei ein Umdenken erforderlich, so der Appell der Finanzkontrolle. Sie hat einerseits der Eidgenössischen Finanzverwaltung bereits in ihrer Prüfung 2023 eine Neubeurteilung der finanziellen Situation von Skyguide empfohlen.

Andererseits ist die Flugsicherung aufgefordert, Möglichkeiten für Kostensenkungen zu prüfen. Und die Finanzkontrolle rät dem Unternehmen, «den Beitrag des Programms Virtual Center zur Erreichung der strategischen Ziele des Unternehmens zu überdenken».

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