Das Loadsheet ist ein unverzichtbares Dokument für Flüge. Es erfasst das exakte Gesamtgewicht des Flugzeugs, einschließlich Leergewicht, Passagiere, Gepäck, Fracht und Treibstoff. Dadurch wird sichergestellt, dass das maximale Startgewicht (im Jargon als MTOW abgekürzt) nicht überschritten wird. Gleichzeitig berechnet der Verantwortliche darin die Lage des Schwerpunkts und bestätigt, dass dieser innerhalb der zulässigen Grenzen liegt. Ohne ein korrekt ausgefülltes Loadsheet darf kein Flugzeug starten.
Das richtige Gewicht beeinflusst direkt die Sicherheit, die Leistung und die Wirtschaftlichkeit eines Fluges. Ein zu schweres Flugzeug benötigt eine längere Startbahn, steigt langsamer und verbraucht mehr Treibstoff. Ist das Flugzeug dagegen zu leicht, kann es schneller steigen als geplant, was die Struktur belasten kann. Zudem reagiert es überempfindlich auf Steuerbefehle, was die Flugführung erschwert. Und ist das Gewicht falsch verteilt, kann es kippen.
Qantas-Jet startete deutlich schwerer als berechnet
Erstellt wird das Loadsheet in der Regel vom Bodenpersonal der Fluggesellschaft oder von speziell geschulten Mitarbeitenden des Bodenabfertigers. Vor jedem Start muss die Cockpitcrew die Daten überprüfen. Dass auch das System mitunter fehleranfällig ist, zeigt ein Fall aus Australien. Am 1. Dezember 2024 startete ein Flug von Qantas, für den das Startgewicht um 4,2 Tonnen zu niedrig berechnet worden war.
Aufgrund der vorübergehenden Schließung des Flughafens Sydney wegen schlechter Wetterbedingungen musste die Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen VH-XZK auf dem Weg von Perth in die australische Metropole außerplanmäßig in Canberra landen. An Bord befanden sich zu diesem Zeitpunkt 172 Passagiere. Da 17 Reisende Canberra als Ziel hatten, konnten sie den Flieger direkt verlassen. Der Weiterflug nach Sydney sollte erfolgen, sobald sich die Wetterlage vor Ort verbessert.
Laut dem Kapitän beschleunigte die Boeing 737 sehr langsam
Der Fehler bei der Gewichtsberechnung passierte bei den Vorbereitungen zum Weiterflug nach Sydney. Im Qantas-Abfertigungssystem wurde das Flugzeugmodell nicht ausgewählt, was zur Folge hatte, dass das System 51 Passagiere als ausgeladen markierte, obwohl sie an Bord waren. Das Loadsheet wies ein um 4291 Kilogramm zu niedriges Gewicht aus.
Laut dem kürzlich veröffentlichten Untersuchungsbericht der australischen Luftfahrtbehörde ATSB startete das Cockpitpersonal die Boeing mit einer zu niedrigen Geschwindigkeit – sie war letztlich 3 bis 4 Knoten (rund 5,5 bis 7,5 Kilometer pro Stunde) langsamer als vorgesehen. Dem Bericht zufolge erinnerte sich der Kapitän später, dass das Flugzeug beim Start etwas langsamer beschleunigte, jedoch keine Probleme mit der Steuerbarkeit auftraten.
Eine Fehlerkette war der Auslöser
Doch wie konnte es dazu kommen? Der grundsätzliche Fehler passierte beim Erstellen der Daten vor dem Weiterflug nach Sydney. Laut dem Bericht sollen die Mitarbeitenden den Fehler zwar umgehend bemerkt und auch noch versucht haben, die 51 Personen nachträglich hinzuzufügen. Ohne Erfolg. Sie gingen davon aus, dass der Fehler bei der Beladungskontrolle auffallen würde.
Diese war jedoch nicht informiert. Trotz Bedenken wurde das fehlerhafte Loadsheet an die Besatzung weitergegeben. Erst kurz vor dem Start entdeckte der Load Control Operations Leader die Diskrepanz, konnte die Besatzung aber nicht erreichen - weder per Telefon noch per Funk, da diese den Funkverkehr deaktiviert hatte, um Ablenkungen während der Programmierung des Bordcomputers zu vermeiden.
Qantas hat Verfahren angepasst
Stattdessen informierte er den Gateagent. Während dieser informiert wurde, stand ein Mitglied der Kabinencrew des Qantas-Fluges daneben. Dieser nahm an, dass der Qantas-Mitarbeitende das Problem mitbekommen hätte und die Cockpitcrew über das falsche Loadsheet informieren würde. Das blieb aus. Erst 15 Minuten nach dem Start wurde der Kapitän über den Fehler informiert. Er blieb glücklicherweise ohne Auswirkungen.
Qantas hat Konsequenzen gezogen und seine Verfahren angepasst: Künftig darf das Beladungskontrollpersonal die Besatzung direkt kontaktieren. Zudem ist bei Abweichungen in der Passagierzahl eine manuelle Zählung vorgeschrieben.
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