Boeing 737-800 von Qantas: Das Flugzeug mit der Kennung VH-XZK ist mit einem falschen Abfluggewicht gestartet.

51 Passagiere ignoriertBoeing 737 von Qantas war beim Start vier Tonnen schwerer als berechnet

Ein Flug der australischen Fluggesellschaft startete mit falsch berechnetem Abfluggewicht, weil 51 Passagiere nicht berücksichtigt wurden. Eine Kette von Fehlern führte zum Vorfall. Nun reagiert Qantas.

Top-Jobs

Aero-Dienst

Fluggerätmechaniker (w/m/d) als Prüfer / Certifying Staff (m/w/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Pilatus

Feste Anstellung
Luftfahrt
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
Aero-Dienst

Fluggerätmechaniker (w/m/d) als Prüfer / Certifying Staff (w/m/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Challenger 650

Feste Anstellung
Luftfahrt
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs

Das Loadsheet ist ein unverzichtbares Dokument für Flüge. Es erfasst das exakte Gesamtgewicht des Flugzeugs, einschließlich Leergewicht, Passagiere, Gepäck, Fracht und Treibstoff. Dadurch wird sichergestellt, dass das maximale Startgewicht (im Jargon als MTOW abgekürzt) nicht überschritten wird. Gleichzeitig berechnet der Verantwortliche darin die Lage des Schwerpunkts und bestätigt, dass dieser innerhalb der zulässigen Grenzen liegt. Ohne ein korrekt ausgefülltes Loadsheet darf kein Flugzeug starten.

Das richtige Gewicht beeinflusst direkt die Sicherheit, die Leistung und die Wirtschaftlichkeit eines Fluges. Ein zu schweres Flugzeug benötigt eine längere Startbahn, steigt langsamer und verbraucht mehr Treibstoff. Ist das Flugzeug dagegen zu leicht, kann es schneller steigen als geplant, was die Struktur belasten kann. Zudem reagiert es überempfindlich auf Steuerbefehle, was die Flugführung erschwert. Und ist das Gewicht falsch verteilt, kann es kippen.

Qantas-Jet startete deutlich schwerer als berechnet

Erstellt wird das Loadsheet in der Regel vom Bodenpersonal der Fluggesellschaft oder von speziell geschulten Mitarbeitenden des Bodenabfertigers. Vor jedem Start muss die Cockpitcrew die Daten überprüfen. Dass auch das System mitunter fehleranfällig ist, zeigt ein Fall aus Australien. Am 1. Dezember 2024 startete ein Flug von Qantas, für den das Startgewicht um 4,2 Tonnen zu niedrig berechnet worden war.

Aufgrund der vorübergehenden Schließung des Flughafens Sydney wegen schlechter Wetterbedingungen musste die Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen VH-XZK auf dem Weg von Perth in die australische Metropole außerplanmäßig in Canberra landen. An Bord befanden sich zu diesem Zeitpunkt 172 Passagiere. Da 17 Reisende Canberra als Ziel hatten, konnten sie den Flieger direkt verlassen. Der Weiterflug nach Sydney sollte erfolgen, sobald sich die Wetterlage vor Ort verbessert.

Laut dem Kapitän beschleunigte die Boeing 737 sehr langsam

Der Fehler bei der Gewichtsberechnung passierte bei den Vorbereitungen zum Weiterflug nach Sydney. Im Qantas-Abfertigungssystem wurde das Flugzeugmodell nicht ausgewählt, was zur Folge hatte, dass das System 51 Passagiere als ausgeladen markierte, obwohl sie an Bord waren. Das Loadsheet wies ein um 4291 Kilogramm zu niedriges Gewicht aus.

Laut dem kürzlich veröffentlichten Untersuchungsbericht der australischen Luftfahrtbehörde ATSB startete das Cockpitpersonal die Boeing mit einer zu niedrigen Geschwindigkeit – sie war letztlich 3 bis 4 Knoten (rund 5,5 bis 7,5 Kilometer pro Stunde) langsamer als vorgesehen. Dem Bericht zufolge erinnerte sich der Kapitän später, dass das Flugzeug beim Start etwas langsamer beschleunigte, jedoch keine Probleme mit der Steuerbarkeit auftraten.

Eine Fehlerkette war der Auslöser

Doch wie konnte es dazu kommen? Der grundsätzliche Fehler passierte beim Erstellen der Daten vor dem Weiterflug nach Sydney. Laut dem Bericht sollen die Mitarbeitenden den Fehler zwar umgehend bemerkt und auch noch versucht haben, die 51 Personen nachträglich hinzuzufügen. Ohne Erfolg. Sie gingen davon aus, dass der Fehler bei der Beladungskontrolle auffallen würde.

Diese war jedoch nicht informiert. Trotz Bedenken wurde das fehlerhafte Loadsheet an die Besatzung weitergegeben. Erst kurz vor dem Start entdeckte der Load Control Operations Leader die Diskrepanz, konnte die Besatzung aber nicht erreichen - weder per Telefon noch per Funk, da diese den Funkverkehr deaktiviert hatte, um Ablenkungen während der Programmierung des Bordcomputers zu vermeiden.

Qantas hat Verfahren angepasst

Stattdessen informierte er den Gateagent. Während dieser informiert wurde, stand ein Mitglied der Kabinencrew des Qantas-Fluges daneben. Dieser nahm an, dass der Qantas-Mitarbeitende das Problem mitbekommen hätte und die Cockpitcrew über das falsche Loadsheet informieren würde. Das blieb aus. Erst 15 Minuten nach dem Start wurde der Kapitän über den Fehler informiert. Er blieb glücklicherweise ohne Auswirkungen.

Qantas hat Konsequenzen gezogen und seine Verfahren angepasst: Künftig darf das Beladungskontrollpersonal die Besatzung direkt kontaktieren. Zudem ist bei Abweichungen in der Passagierzahl eine manuelle Zählung vorgeschrieben.

Unabhängiger Luftfahrtjournalismus braucht Auftrieb. Bei aeroTELEGRAPH arbeitet ein Team erfahrener Luftfahrtjournalistinnen und -journalisten, das die Branche seit Jahren begleitet. Für den Preis von weniger als einem Cappuccino im Monat lesen Sie werbefrei – und helfen, dass wir weiter kritisch und fundiert berichten können.Jetzt hier klicken und abonnieren

Mehr zum Thema

ticker-qantas

Qantas wertet First Class im Airbus A380 auf

ticker-qantas

Qantas und Virgin Australia: Australiens Airlines schränken Powerbanks an Bord ein

ticker-qantas

Qantas setzt Flüge zwischen Melbourne und Honolulu Anfang 2026 aus

ticker-qantas

420 Angestellte: Qantas richtet Zentrum für digitale Innovation in Adelaide ein

Video

Airbus A340-300 in Global-Airlines-Livery: Wird das das zweite Flugzeug für Global Airlines?
Im Mai führte sie ihre ersten vier Flüge durch, dann wurde es still um die britische Fluglinie. Während ihr Airbus A380 von Global Airlines in Tarbes steht, gibt Chef James Asquith ein neues Lebenszeichen und präsentiert einen Airbus A340.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Evangel auf dem Weg ins Mid-America Flight Museum: Von dem Flugzeug wurden nur acht Exemplare gebaut.
Das Mid-America Flight Museum in Texas hat ein neues Exponat: die Evangel 4500. Das Flugzeug ist robust und sollte in den 1960er Jahren die Buschflugzeuge sicherer machen. Der kommerzielle Erfolg blieb aus.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Die Kantine von Korean Air: Das Tollste kommt asm Ende des Flurs.
Im modernisierten Verwaltungssitz von Korean Air speisen Mitarbeitende nicht nur kostenlos – sie genießen auch einen Blick, der sonst nur Technikern vorbehalten ist: Die Kantine bietet freie Sicht in den riesigen, ins Gebäude integrierten Hangar.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin