Cockpit eines Airbus A320 von Lufthansa: Der Kopilot war während zehn Minuten handlungsunfähig.

Cockpit eines Airbus A320 von Lufthansa: Der Kopilot war während zehn Minuten handlungsunfähig.

Lufthansa/Gregor Schlaeger

Autopilot steuerte Airbus A321

Als er alleine im Cockpit war, erlitt der Lufthansa-Kopilot einen heftigen Anfall

Ein Routineflug von Frankfurt nach Sevilla nahm eine unheimliche Wendung: Als der Lufthansa-Kapitän von der Toilette zurückkehrte, öffnete sich die Cockpit-Tür nicht mehr – drinnen reagierte der Kopilot auf nichts. Minuten der Unsicherheit begannen.

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Am 17. Februar 2024 geschah auf einem Flug von Frankfurt nach Sevilla etwas, das man keinem Piloten und keiner Pilotin wünscht: Als der Kapitän des Airbus A321 von Lufthansa von der Toilette zurückkehrte, kam er nicht mehr ins Cockpit. Dort drin befand sich zu jenem Zeitpunkt nur sein Kopilot.

Mit dem hatte sich der Kapitän noch über das Wetter und das Flugzeug unterhalten und nichts Auffälliges bemerkt, bevor er das Cockpit um 10:31:30 Uhr (koordinierte Weltzeit) verließ. Als er vom WC zurückkehrte, gab er um 10:39:27 den Standard-Code fürs Cockpit ein. Doch der Kopilot, der nun die Tür entriegeln sollte, reagierte nicht. Der Kapitän vermutete, er habe den Code falsch eingegeben und versuchte es erneut. Doch er blieb erneut erfolglos - ebenfalls bei drei weiteren Versuchen, wie der Abschlussbericht der spanischen Behörde Comisión de Investigación de Accidentes e Incidentes de Aviación Civil CIAIAC zeigt.

Kopilot blass, schwitzt und bewegt sich seltsam

Auch ein Anruf im Cockpit per Sprechanlage um 10:40:47 Uhr löste keine Reaktion aus. Daher gab der 43-Jährige den Notzugangscode ein. Die Eingabe löst generell zuerst einen lauteren Ton im Cockpit aus und öffnet die Tür dann nach einer Verzögerung automatisch. In diesem Fall öffnete aber der Kopilot noch vor Ablauf der Verzögerung die Tür. Der Kapitän betrat um 10:42:04 wieder das Cockpit und übernahm die Kontrolle über das Flugzeug.

Da der Erste Offizier blass war, schwitzte und sich seltsam bewegte, erhielt er in der Bordküche Erste Hilfe von der Kabinencrew und wurde dann von einem mitreisenden Arzt versorgt. Er kehrte nicht mehr ins Cockpit zurück. Der Lufthansa-Kapitän entschied sich derweil für eine Umleitung nach Madrid, wo er den A321 mit dem Kennzeichen D-AISO rund 20 Minuten später ohne weitere Auffälligkeiten landete.

Unabsichtlich Pedal und Schalter betätigt

Doch was geschah im Cockpit in der Zeit, als der Kapitän nicht dort war? Dank Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder gibt es darüber Erkenntnisse. Autopilot und Autoschub waren aktiviert. Als der Kapitän das Cockpit verließ, wirkte der Erste Offizier noch fit und aufmerksam. Doch als sich der Jet rund 163 Kilometer nordöstlich des Flughafens Madrid befand, wurde der 38-Jährige «plötzlich und schwer handlungsunfähig», wie es im Bericht heißt. Das war um 10:32:06 Uhr wie Geräusche zeigen, die der Stimmenrekorder aufzeichnete.

In den folgenden 46 Sekunden betätigte der Kopilot unabsichtlich Bedienelemente der Flugsteuerung und Schalter. «Aktionen auf dem rechten Pedal lösten die Warnung STOP RUDDER INPUT6 und die Aktivierung der Master Warning aus», heißt es im Bericht unter anderem. «Der Betriebsmodus des Wetterradars änderte sich von WX+T auf TURB7.»

Die Abbildung zeigt, wo der Kopilot unbeabsichtigt Aktionen vornahm.

Autopilot hält Airbus A321 ohne Aufsicht auf Kurs

Derweil gelang es dem Kopiloten nicht, die übrige Besatzung auf seinen Zustand aufmerksam zu machen. Doch Autopilot und Autoschub blieben eingeschaltet und hielten die Flugroute aufrecht. So flog der A321 von Lufthansa etwa zehn Minuten lang im Reiseflug mit eingeschaltetem Autopiloten weiter, jedoch ohne Aufsicht durch einen der Piloten.

In Madrid wurde der 38-Jährige in ein Krankenhaus gebracht. Untersuchungen ergaben, dass es sich um einen epilepsieähnlichen Anfall handelte. Die plötzliche und schwere Handlungsunfähigkeit sei Symptom einer neurologischen Erkrankung gewesen, die weder vom Kopilot selbst noch bei vorherigen flugmedizinischen Untersuchungen festgestellt worden sei, heißt es im Bericht. Bei dieser Untersuchung wäre die Erkrankung auch nur dann erkennbar gewesen, wenn die Symptome zum Zeitpunkt der Untersuchung vorhanden gewesen wären oder sich bereits zuvor manifestiert hätten. Die Erkrankung schließe Flugtauglichkeit aus.

Spanische Behörde empfiehlt Crewmitglied im Cockpit

Die spanische Behörde gibt als Ergebnis der Untersuchung auch Empfehlungen. Der Vorfall verdeutliche den Nutzen einer weiteren autorisierten Person im Cockpit, wenn einer der beiden Piloten das Cockpit verlasse, stellt sie fest. «Die Anwesenheit einer weiteren autorisierten Person hätte dazu beigetragen, die Handlungsunfähigkeit des Kopiloten schnell zu erkennen, die restliche Besatzung zu alarmieren und die Sicherheitstür im Cockpit zu öffnen, um dem Kapitän einen schnellen Zugang und die Übernahme der Kontrolle über das Flugzeug zu ermöglichen», schreibt die CIAIAC.

Daher empfiehlt sie der europäischen Luftfahrtbehörde Easa, Fluggesellschaften über diesen Vorfall zu informieren, damit diese ihre Risikobewertung für solche Situationen auf den Prüfstand stellen können.

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