Letzte Aktualisierung: um 14:16 Uhr

Vorwürfe in Belgien

Scheinselbstständigkeit bei EM-Airline Klasjet?

Auch die deutsche Elf flog bei der Euro 2020 mit der litauischen Charterairline. In Belgien laufen jetzt Ermittlungen gegen Klasjet wegen Vergehen im Bereich der Sozialen Sicherheit.

Zu seinem letzten Spiel mit der deutschen Nationalmannschaft flog Jogi Löw mit einer Boeing 737. Der Deutsche Fußballbund DFB hatte eine Maschine von Klasjet gechartert, um das Team zum Achtelfinale nach London zu bringen. Nicht nur für die Deutschen war die litauische Charterairline bei der Euro 2020 unterwegs. Auch Polen, Tschechien und Belgien setzten auf sie.

Für die Wahl der Airline hatte vor allem der belgische Fußballverband heftige Kritik einstecken müssen. Denn früher hatte er jeweils auf Brussels Airlines gesetzt. Klasjet betreibe Sozialdumping und zahle seinen Mitarbeitenden Löhne, «die weit unter den belgischen Standards liegen», so der Vorwurf European Transport Workers’ Federation. Die Löhne der Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter betrügen zwischen 540 und 1300 Euro im Monat.

Angeblich via Dubai angestellt

Auf die Vorwürfe der Gewerkschaften reagierte das belgische Amt für Soziale Sicherheit. Noch während der Fußball-Europameisterschaft wurde das Flugzeug von Klasjet mit der belgischen Elf in Brüssel ein erstes Mal untersucht. Die Besatzung musste sich ausweisen.

Am 30. Juni hat sich das am Flughafen Charleroi wiederholt. Dieses Mal wurden die sechs Besatzungsmitglieder von Klasjet drei Stunden lang vernommen. Offenbar wurden ihnen auch die Mobiltelefone abgenommen.

Botschaft wurde eingeschaltet

«Es gibt sicherlich ein Problem mit Scheinselbstständigkeit und illegaler Vergabe von Unteraufträgen», erklärte danach Arbeitsinspektor Charles-Eric Clesse gegenüber der Nachrichtenagentur Belga. Die Angestellten von Klasjet seien von einer Firma in Dubai angestellt.

Klasjet lässt das nicht auf sich sitzen. Der freie Verkehr von Personen, Waren und Dienstleistungen innerhalb der EU sei ein Grundrecht. Deshalb seien solche Aktionen unzulässig, sagt Rita Domkute, Chefin der litauischen Fluggesellschaft. Die Rechte der Angestellten seien verletzt worden, so hätten sie nicht in ihrer Muttersprache Aussagen dürfen. Zudem sei ihnen ein Anruf verweigert worden, um etwa juristische Hilfe anzufordern.

Botschaft wurde eingeschaltet

Man prüfe rechtliche Schritte, um sicherzustellen, dass solche Aktionen in Zukunft nicht mehr vorkämen, so Domkute weiter. Und man werde den eigenen Ruf verteidigen, erklärte sie in einer Mitteilung. Auch die Botschaft Litauens in Belgien wurde eingeschaltet.