Letzte Aktualisierung: um 11:03 Uhr

Air Bridge Cargo

Russische Boeing 747 fliegt rätselhaften Umweg über Finnland und Ostsee

Eigentlich fliegt Air Bridge Cargo auf der Route von Moskau nach Leipzig geradeaus Richtung Westen, doch ein Flug machte einen auffälligen Abstecher. Offenbar mit Absicht.

Auf dem Weg von Moskau nach Leipzig nahm eine Boeing 747 von Air Bridge Cargo Airlines am Samstagabend (15. Januar) auf Flug RU675 einen ungewöhnlichen Umweg. Anstatt nach dem Start in Moskau Domodedovo wie üblich geradeaus Richtung Westen zu fliegen, startete das Frachtflugzeug mit der Registrierung VQ-BRH Richtung Norden.

Erst anderthalb Stunden später – bereits auf der Höhe der Mitte Finnlands – drehte es nach links ab. Von dort aus flog die Boeing 747-8 F zunächst über Finnland und schließlich östlich vom schwedischen Gotland die gesamte Ostsee entlang. aeroTELEGRAPH-Recherchen zufolge war der Abstecher schon im Voraus geplant, der Grund ist aber weiterhin ein Rätsel.

Kein schlechtes Wetter

Einen solch großen Umweg bekommt man manchmal zu sehen, wenn extreme Wetterverhältnisse keine direktere Verbindung zulassen. Das ist hier aber gleich auszuschließen, denn es gab zu dem Zeitpunkt kein Unwetter, dem Air Bridge Cargo durch eine extrem nördliche Route hätte ausweichen müssen.

Wenn ein Land die Nutzung seines Luftraums nicht erlaubt, oder eine Airline sich etwa aus Sicherheitsgründen gegen den Überflug bestimmter Länder entscheidet, dann sorgt das schon mal für merkwürdige Umwege. Doch auch das war hier offenbar nicht der Fall. Selbst beim Umfliegen mehrerer Länder wäre ein so weit nördlicher Abstecher sinnlos.

Route war geplant

Gemäß aeroTELEGRAPH vorliegenden Informationen war der abweichende Ablauf des Fluges geplant. Man wusste schon vor dem Start von einer deutlich längeren und zeitintensiveren Route als üblich, sowohl in Russland als auch im Zielland Deutschland. Auch die finnische Luftwaffe hat inzwischen in einer Stellungnahme bestätigt, dass der Flugverlauf von Air Bridge Cargo Airlines geplant war.

An Bord der Boeing 747 befanden sich ausschließlich für DHL in Leipzig bestimmte Container- und Paletten-Ladungen aus Hongkong. Das zu etwa 95 Prozent beladene Flugzeug machte in Moskau Domodedovo offiziell nur einen Tankstopp. Der vorliegende Ladeplan zeigt, dass in Russland keine Fracht ein- oder ausgeladen werden sollte. Der Stopp dauerte insgesamt über zweieinhalb Stunden.

Über finnische Militärstützpunkte geflogen

Finnische Medien berichten derweil besorgt, dass die Route unter anderem an Standorten mehrerer Militärflughäfen in Finnland entlang verlief, darunter ein wichtiger Geheimdienststützpunkt. Das finnische Militär erklärt dazu: «Die Streitkräfte spekulieren nicht über die Absichten von zivilen Fluggesellschaften und deren Flugrouten.»

Auf eine Anfrage von aeroTELEGRAPH bestätigte die Muttergesellschaft Volga-Dnepr Group die Route. «Der Flugplan wurde mit Eurocontrol koordiniert». Die Frage, warum es zu dem Umweg kam, wollte das Unternehmen allerdings nicht beantworten.