Sie fliegen den Bundeskanzler zum G7-Gipfel, Soldatinnen und Soldaten nach Polen oder bei Naturkatastrophen Hilfsgüter ins Krisengebiet: Die Flugbereitschaft der Bundeswehr ist eine Airline der besonderen Art.
«Jeder Tag ist anders», sagt Martin, Oberstleutnant und einer von rund 100 Piloten der Flugbereitschaft. Im Gespräch an Bord eines grauen Airbus A321 LR – einer der modernsten Maschinen der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung – beschreibt er seinen Job als «vielfältig und hochflexibel». Zwar gäbe es langfristig geplante Flüge, etwa zu internationalen Gipfeln mit dem Kanzler oder Bundespräsidenten, aber oft laute der Auftrag auch einfach: «Martin, kannst du heute oder morgen fliegen?» Etwa, wenn politische Krisen oder Naturkatastrophen kurzfristige Einsätze erfordern.
Die Flugbereitschaft zählt rund 1200 Beschäftigte, Hauptstandort ist Köln/Bonn. Die Flotte umfasst 18 Flugzeuge, darunter drei A350 – die Air Force Ones Deutschlands – sowie Spezialmaschinen für Verwundetentransporte oder Rüstungskontrollflüge.
Dass man bei dieser Airline vieles selbst in der Hand hat, bestätigt auch Hauptfeldwebel Jan. Er ist als Lufttransportbegleiter an Bord und erklärt: «Wir planen Catering, Personal, den ganzen Ablauf – da ist kein Konzern im Hintergrund, der das für uns erledigt». Besonders bei Flügen mit sogenannten WAPs – wichtige amtierende Personen wie Ministern oder dem Bundespräsidenten – sei der Aufwand deutlich größer als im zivilen Bereich. Nach der Landung dauere es oft noch Stunden, bis alles versorgt und dokumentiert sei.
Für Außenstehende bleibt vieles im Verborgenen. Doch Jan gewährt einen seltenen Blick in das Innere des A350: «Vorne gibt es eine Lounge mit Sofas, ein Bad mit Dusche und einen Konferenzraum mit großen Tischen. Weiter hinten folgen Business Class, Premium Economy – dort sitzen Delegationen, Wirtschaftsvertreter, Presse und Sicherheitskräfte». Goldene Wasserhähne? Fehlanzeige. «Dafür aber viel graues Design und Holzimitat – sachlich, funktional, aber hochwertig.»
Auch bei der Uniform wird deutlich: Hier fliegt nicht Lufthansa. Martin trägt einen olivgrünen Overall – kein Maßanzug, sondern Fliegerkombi. «Praktisch und schnell angezogen. Das ist unser Alltag, besonders wenn wir Soldaten transportieren».
Dass die Flugbereitschaft technisch unabhängig arbeitet, gehört ebenfalls zum Konzept. «Wir machen die Daily Checks selbst, haben eigene Techniker in Köln. Wenn’s sein muss, wechseln wir auch mal ein Triebwerk», sagt Martin. Und weil nicht überall ein Hangar wartet, reisen meist auch Mechaniker mit.
Zu den besonderen Einsätzen zählt Martin einen Flug während der Corona-Krise: «Wir haben damals in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Beatmungsgeräte nach Indien geflogen. Die Dankbarkeit vor Ort – das vergisst man nicht.» Und manchmal trifft man sogar Majestäten. «Queen Elizabeth II. war an Bord», erzählt Jan mit leuchtenden Augen. «Ich durfte ihr Tee servieren. Kein Pappbecher, sondern echtes Porzellan – fast eine Teezeremonie.»
Dass dieser Job für viele mehr Berufung als Beruf ist, zeigt sich am Ende des Gesprächs. «Ich komme aus der Gastronomie, war Soldat, liebe das Fliegen – diese Kombination gibts nur hier», sagt Jan. Und Martin fügt hinzu: «Mein Lieblingsflugzeug? Der A350. 19 Stunden nach Canberra – das ist Fliegen, wie ich es liebe.»
Das ganze Gespräch mit den beiden Soldaten der Flugbereitschaft hören Sie jetzt in der neuen Folge unseres Podcasts Luftraum.
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