Die MD-11 von Lufthansa Cargo: Wer sie fliegt, liebt sie.
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«Ich habe in 20 Jahren den Respekt vor diesem Flugzeug nie verloren»

In einer Woche endet eine Ära. Lufthansa Cargo setzt zum letzten Mal die MD-11 ein. Ein Gespräch mit dem ehemaligen Flottenchef Fokko Doyen.

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Mehr als 20 Jahre lang hat Kapitän Fokko Doyen für Lufthansa Cargo Fracht mit der McDonnell Douglas MD-11 rund um den Globus geflogen. Auch die legendären Weltumrundungen hat er miterlebt. Dafür waren die Besatzungrn damals fast drei Wochen unterwegs. Die MD-11 war und ist sein absolutes Lieblingsmuster.

Den Respekt vor diesem Flugzeug hat Doyen nie verloren. Durch das hohe Gewicht des Flugzeugs und die kleinen Tragflächen werden die Anflüge mit einer vergleichsweise hohen Geschwindigkeit durchgeführt. Das erfordert eine Menge Konzentration. Wir unterhielten uns mit dem ehemaligen MD-11-Flottenchef von Lufthansa Cargo am Flughafen Frankfurt.

Wie fühlt es sich an mal wieder auf dem Airport zu sein und in einem Flugzeug?

Fokko Doyen: Ja es ist irgendwie so als wäre ich nie weggewesen. Da hat sich auch nicht viel verändert - außer, dass jetzt hier nur noch eine Triple Seven steht und keine MD-11. Die hätte ich natürlich lieber gesehen. Aber es gibt, wie wir wissen nur noch eine und auch nur noch ein paar Wochen und dann ist sie auch weg und dann ist diese Ära zu Ende. Das tut schon ein bisschen weh.

Sie sind diese Maschine nie geflogen im Vergleich zu MD-11 - Wo ist der Unterschied?

Rein äußerlich zeigt sich das schon. Die Triple Seven ist ein zweimotoriges Flugzeug mit riesigen Triebwerken und entsprechend auch etwas mehr Frachtkapazität als die MD-11 hat. Die hat drei Motoren und war damit auch das letzte Flugzeug dieser Art. Natürlich sind da Dinge, die man absolut vergleichen kann, etwa Anzeigen im Cockpit, die fast identisch sind. Aber jedes Flugzeug ist doch anders und man muss für jedes Flugzeug auch als Pilot eine Lizenz erwerben oder eine Umschulung machen, die recht umfangreich ist.

Ich habe die Triple Seven Mädchenflieger genannt.

Ich fand die Begrüßung gerade sehr spannend – sie haben ihre ehemaligen Kollegen in der 777 getroffen, die jetzt gleich Richtung Tel Aviv fliegen. Und ich glaube sie haben sinngemäß gesagt: «Na wie ist es jetzt mit Eurem Spielzeugflugzeug?»

Ich habe sie Mädchenflieger genannt. Als die Triple Seven kam, war das so die Bezeichnung, wie das auch bei Autofahrern ist, die über andere Autotypen lästern. Die MD-11 ist ja bekannt als anspruchsvoller Flieger und ich habe nach 20 Jahren den Respekt vor diesem Flugzeug nie verloren

Was heißt das?

Der Flieger hat ein relativ hohes Gewicht bei relativ kleinen Tragflächen. Das muss man durch Geschwindigkeit ausgleichen. Wir sind mit der MD-11 im Anflug eigentlich immer deutlich schneller unterwegs als andere Flieger mit maximalem Landegewicht von 223 Tonnen. Wir haben dann eine Geschwindigkeit von über 160 Knoten und eine Triple Seven oder eine Boeing 747 ist da in dem Bereich 20 Knoten langsamer unterwegs.

Kann man sagen: Bei den kleinen Tragflächen handelt es sich um einen Konstruktionsfehler?

Nein. das ist kein Fehler. Das war von Anfang an so geplant. Man hatte zwar durchaus mal vorgesehen, größere Tragflächen dran zu bauen und war sogar mit Airbus im Gespräch. Denn man hatte überlegt, Tragflächen vom A340 an die MD-11 zu bauen. Und es ist eigentlich nur daran gescheitert, dass die Halle in Long Beach, wo die MD-11 gebaut wurde, zu klein war.

Jetzt ist die MD-11 da, wir gehen zum Flieger.

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Fokko Doyen (rechts) mit Christopher Scheffelmeier von unserem Podcast Luftraum.[/caption]

Die MD-11 ist Ihr Lieblingsflugzeug, das wird es auch immer bleiben. Was macht dieses Flugzeug für sie aus?

Das geht mir wie fast allen Piloten die auf der MD-11 geflogen sind: Wir haben fast alle ein sehr inniges Verhältnis zu diesem Flieger gehabt. Wir haben immer vom Cargo Spirit gesprochen. Das hatte natürlich mit dem Flugzeugmodell zu tun - aber auch mit dem wirklich tollen Streckennetz.

Sie waren auch viele Jahre Flottenchef der MD-11 bei Lufthansa Cargo - was war da genau Ihr Job?

Ich war neun Jahre als Flottenchef für die etwas über 400 Piloten der disziplinarische Vorgesetzte. Ich hatte Personalführung für eben alle Kapitäne und Kopiloten dieser Flotte und habe mich bemüht, sehr nah dran zu sein an meinen Kollegen. Ich war schon vorher zwei Jahre geflogen und auch schon vorher Ausbilder gewesen. Ich kannte viele Leute und wurde dann Flottenchef. Natürlich gibt es Kollegen die hier und da mal aus der Reihe tanzen - auch die habe ich begleitet.

Am meisten im Gedächtnis blieben die Ebola-Hilfsflüge.

Wenn wir mal so zurückblicken auf die Geschichte der MD-11 bei Lufthansa Cargo, gab es ja auch einen Unfall. Flug LH8460 hatte 2010 eine Bruchlandung in Riyadh. Was ist damals schiefgegangen?

Es war eine sehr harte Landung in Riyadh. Wobei, die erste Landung war noch nicht einmal so hart, aber der Flieger ist leider wieder  abgehoben und hat ein zweites Mal aufgesetzt, noch härter als beim ersten Mal und ist dann nochmal in die Luft, ein Stück hoch gesprungen und beim dritten Mal hat er mit so viel Belastung aufgesetzt, dass das der Flieger nicht mehr ausgehalten hat und auseinander gebrochen ist. Eigentlich würde man in diesem Fall durchstarten. Man kann das auch, nachdem der Flieger schon aufgesetzt hat. Das ist aber nicht passiert. Das war eine sehr traurige Geschichte. Zu der Zeit hatte ich Urlaub und habe das zu Hause erfahren und bin sofort in die Firma gefahren. Das war ein sehr trauriger Tag für uns alle, aber Gott sei Dank ist den Piloten nicht so viel passiert. Beide fliegen wieder und haben das auch ganz gut verkraftet.

Fracht kann auch kurios sein. Was war das speziellste, das sie je geflogen haben?

Da war zum Beispiel mal ein Nashorn, das hier aus Frankfurt nach Johannesburg gebracht wurde, um dort ausgewildert zu werden. Aber die Flüge, die mir am meisten im Gedächtnis geblieben sind, waren während der Ebola-Epidemie Hilfsflüge an die Westküste Afrikas. Das war schon etwas ganz Besonderes, weil wir dort natürlich jeglichen Kontakt mit dem Personal vermieden haben. Wir hatten Techniker dabei, wir hatten Beladungsspezialisten dabei, und haben dann auch beim Ausladen mitgeholfen. Wir haben auch die Betankung selbst übernommen. Das war schon skurril, irgendwohin zu fliegen, wo die Menschen ja eigentlich nicht wissen, ob sie den nächsten Tag noch erleben. Und wir konnten zumindest einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass dort die richtigen Hilfsgüter hingebracht wurden.

Dieses Interview ist ein Ausschnitt aus der neuesten Folge unseres Podcasts Luftraum. Sie wird präsentiert von Proflight. Mit Proflight nehmen Sie Platz in einem der mehr als 45 Flugsimulatoren von Lufthansa Aviation Training.

Abonnieren Sie gleich «Luftraum», den neuen Podcast von aeroTELEGRAPH mit Christopher Scheffelmeier:

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