Der Postverkehr in die USA ist aufgrund einer neuen Zollregelung eingebrochen. Die Frachtsparten von Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France und KLM gehören zu den Leidtragenden. Expressdienstleister haben es etwas einfacher.
Er existiert seit 1874 und gehört heute zu den Vereinten Nationen: der Weltpostverein oder Union postale universelle, kurz UPU. Die Organisation mit Sitz in der Schweiz regelt die internationale Zusammenarbeit der Postunternehmen und -behörden sowie die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs. Vergangene Woche äußerte sie sich sehr besorgt über die USA.
Denn Präsident Donald Trump hatte per Durchführungsverordnung (Executive Order) zum 29. August Zollausnahmen für Pakete aus dem Ausland mit einem Wert von unter 800 Dollar (rund 680 Euro) abgeschafft. Ausgenommen sind nur private Pakete, die als Geschenk deklariert sind und deren Inhalt höchstens 100 Dollar (rund 85 Euro) wert ist.
Die UPU teilte mit, am 29. August sei der Verkehr aus ihren 192 Mitgliedsländern in die Vereinigten Staaten im Vergleich zum 22. August um 81 Prozent zurückgegangen. 88 Postbetreiber hätten ihre Postdienste in die USA vorerst teilweise oder vollständig eingestellt.
«Die neuen Vorschriften übertragen erstmals die Last der Zollerhebung und -abführung den Transportunternehmen oder den vom US-Zoll- und Grenzschutz zugelassenen qualifizierten Parteien», erklärte der Weltpostverein. «Transportunternehmen wie Fluggesellschaften signalisierten, dass sie diese Verantwortung nicht tragen wollten oder konnten, und die Postbetreiber hatten noch keine Verbindung zur Liste der qualifizierten Parteien des Zoll- und Grenzschutzes hergestellt, was zu erheblichen Betriebsstörungen führte.» Seit dem 5. September habe man aber mit der Einführung einer Lösung zur Berechnung und Bezahlung der Zölle begonnen, die Postbetreibern die Wiederaufnahme der Zustellung in die USA erleichtere.
Doch wie ist die Lage aktuell bei den großen Frachtfluggesellschaften? aeroTELEGRAPH fragte am 8. September nach. Eine Sprecherin von Lufthansa Cargo erklärte: «Seit dem 25. August 2025 können keine Luftpostsendungen mehr in die Vereinigten Staaten angenommen werden, da Luftfrachtunternehmen derzeit keinen Zugriff auf die erforderlichen Artikel- und Wertdaten haben.» Man arbeite mit Postpartnern, Branchenverbänden und den zuständigen US-Behörden zusammen, um eine tragfähige Lösung für die Wiederaufnahme der Luftpostverkehre in die USA zu entwickeln, so die Sprecherin der Lufthansa-Tochter.
Air France KLM Martinair Cargo, die im französisch-niederländischen Luftfahrtkonzern für die Fracht zuständig ist, teilte mit, man sei im großen Stil beeinträchtigt. «Allein der US-Postverkehr macht etwa 20 Prozent der Tonnage dieses Produkts aus», so ein Sprecher. Durch die aktuellen Störungen erwarte man einen starken Volumenrückgang. «Inzwischen konnten wir einen Teil unserer Frachtkapazität erfolgreich auf andere Produkte umverteilen und so die finanziellen Auswirkungen der Störung im Postsegment abmildern.»
Man arbeite mit den wichtigsten Kunden zusammen, um einen schnellen und koordinierten Neustart zu gewährleisten. «Unsere unmittelbare Priorität ist die Wiederaufnahme der zollbefreiten Sendungen», so der Sprecher, also Briefe und Geschenke unter 100 Dollar. «Dadurch könnten bis zu 35 Prozent unseres US-Postaufkommens erhalten bleiben.» Zudem verhandle man über Vertragsanpassungen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen und so schnell wie möglich wieder den vollen Postverkehr in die USA aufnehmen zu können.
DHL transportiert noch solche Geschenk-Pakete mit einem Wert bis zu 100 Dollar in die USA. Andere Pakete können zudem als teurere Expresssendungen verschickt werden. «Da die in der Executive Order beschriebenen Prozessänderungen in erster Linie den Versand von Postsendungen betreffen, stehen DHL-Kunden weiterhin die Produkte und Dienstleistungen von DHL Express als Versandalternative zur Verfügung», erklärt ein DHL-Sprecher.
So erklärt auch Fedex, man transportiere weiterhin Sendungen in die Vereinigten Staaten, denn «als Expressdienstleister sind unsere internationalen Express-Angebote nicht von den Entscheidungen der Postbetreiber betroffen». UPS teilt mit, man stelle weiterhin Pakete in die USA zu, die Zollabfertigung erfolge wie gewohnt. «Alle erforderlichen elektronischen Zolldaten sind integraler Bestandteil unseres Versandprozesses», so der Konzern. «Die Zollabfertigung ist bei UPS-Expressprodukten bereits inkludiert.» Allerdings erhebe UPS seit dem 8. September eine Gebühr von 2,50 Dollar pro Sendung, die in die USA geht. Auch Fedex hatte zuvor schon eine entsprechende Bearbeitungsgebühr von 2,50 Dollar eingeführt.
Denn auch wenn Fedex, UPS und DHL ihre Expresssendungen weiterhin ausliefern können, ist der administrative Aufwand auch für sie gestiegen. Konkrete Zahlen zu Liefermengen und möglichen finanziellen Rückgängen wollte keines der Unternehmen nennen.