Wenn Christian Kunsch vom Fliegen spricht, landet er schnell in Barcelona. «Das ist mein Lieblingsziel ab Hamburg», sagt der Geschäftsführer des Hamburg Airport. Dort hat er in den 1990er-Jahren studiert, von dort kommt seine Frau, dort hat die Familie noch eine Wohnung. Seine Karriere in der Luftfahrt begann eher zufällig - mit einem Studentenjob. «Mein erstes Projekt war die Selbstabfertigung der Lufthansa in Stuttgart. Seitdem bin ich in der Branche geblieben. Kennengelernt, für spannend befunden – und nie mehr losgelassen.»
Heute verantwortet Kunsch den größten Flughafen Norddeutschlands. Rund 15 Millionen Passagiere werden 2025 in Hamburg erwartet, immer noch unter Vorkrisenniveau. Operativ aber läuft es so gut wie lange nicht mehr. «Die Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle waren selbst am ersten Ferientag stabil», sagt er. Unter dem Projektnamen Upgrade bündelt der Flughafen 30 Maßnahmen, um das Reisen angenehmer zu machen: neue Kinderspielecken schon vor dem Sommer, modernisierte Toiletten im Abflugbereich. «Es macht wieder mehr Spaß, bei uns aufs Klo zu gehen», formuliert Kunsch mit einem Augenzwinkern.
Flughafen Hamburg begrüßt Senkung der Ticketsteuer
Die Kofferthemen der vergangenen Jahre sieht er eher als Systemproblem denn als Hamburger Versagen. «Wir hatten immer genug Personal. Aber wenn an den Hubs hunderte Koffer ohne Passagiere nachgeschickt werden, liegen die hier auf dem Band – und niemand holt sie ab». Inzwischen habe sich das normalisiert, auch weil die Verspätungslage insgesamt besser sei. «Wenn Flieger zur geplanten Zeit kommen, haben wir auch die richtigen Teams vor Ort.»
Trotz stabiler Abläufe bleibt der Standortdruck auch am Flughafen Hamburg hoch. Deutschland hinkt im europäischen Vergleich hinterher, Airlines setzen ihr knappes Fluggerät lieber andernorts ein. «Europa liegt im Schnitt bei gut 100 Prozent des Vorkrisenniveaus, Deutschland bei etwa 86 Prozent», sagt Kunsch. Kleine Steuerimpulse können da wirken: Die geplante Senkung der Ticketsteuer im kommenden Jahr begrüßt er. «Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Zehn Euro Entlastung pro Passagier wären ideal, jetzt sind es etwa drei Euro. Aber bei typischen Gewinnspannen von zehn Euro pro Fluggast zählt eben jeder Euro».
Hamburg mit Lichtblicken im Streckennetz
Im Streckennetz hat Hamburg durchaus Lichtblicke. Ab Ende März fliegt Royal Jordanian von Amman nach Norddeutschland. Das ist ein Projekt, an dem man «über Jahre» gearbeitet hat. Qatar Airways fliegt mit starker Auslastung nach Doha, Emirates zwei Mal täglich nach Dubai. Ein Comeback des Airbus A380 erwartet Kunsch zwar vorerst nicht, hofft aber langfristig weiter.
Und bei den neuen Langstreckenjets wie dem Airbus A321 XLR zeigt sich der Chef trotz der neuen Air Canada-Verbindung von Montreal nach Berlin entspannt: «Wir waren nicht in der ersten Welle dabei, aber dieses Flugzeug passt perfekt zu unserem Markt. Wir sind im harten Wettbewerb – aber wir sind wettbewerbsfähig».
Olympia-Bewerbung als Chance für Hamburg und Flughafen
Eine Schwäche sieht Kunsch weniger im Produkt als im Marketing: Hamburg sei international schlicht weniger bekannt als Berlin. «Berlin hat den Hauptstadt-Bonus. Unsere Flüge waren von Hamburg aus oft hervorragend ausgelastet, aber die Nachfrage von der Gegenseite hat gefehlt». Das will der Airport gemeinsam mit Stadt und Handelskammer ändern. Eine mögliche Olympia-Bewerbung sieht er als Chance: «Das würde Hamburg weltweit sichtbarer machen – und damit auch die Nachfrage nach Flügen stärken».
Gleichzeitig laufen im Hintergrund Projekte, die Passagiere kaum sehen sollen, die sie aber in Zukunft spüren soll. Die Gepäckanlage wird im laufenden Betrieb für rund 100 Millionen Euro erneuert. «Einen neuen Flughafen auf der grünen Wiese zu betreiben, kann jeder», sagt Kunsch. «Einen hundertjährigen Flughafen umzubauen, während jeden Tag hunderte Flüge laufen – das ist Champions League».
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