Letzte Aktualisierung: um 15:22 Uhr

Wintersaison

Österreichs Regionalflughäfen fast ohne Flüge

Die Corona-Krise trifft die österreichischen Regionalflughäfen hart. In Linz und Klagenfurt gibt es im Winter keine Linienverbindungen mehr und auch anderswo läuft wenig.

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Die Corona-Krise hat die Luftfahrt weltweit hart getroffen. Nach dem kurzen Sommerhoch wurden zuletzt wieder etliche Strecken eingestellt und Kapazitäten deutlich heruntergefahren. Gibt es auf den großen Airports vielerorts zumindest noch ein Rumpfprogramm, so bieten manche Regionalflughäfen mittlerweile gar keine Verbindungen mehr an.

Auch die fünf österreichischen Bundesländerflughäfen sind davon betroffen: So gibt es auf den Airports Linz und Klagenfurt aktuell gar keine Linienflüge mehr. Nicht viel besser sieht es in Graz und Innsbruck aus – von dort aus wird lediglich noch Wien angeflogen. Und auch Salzburg, der zweitgrößte österreichische Flughafen, hat mit Düsseldorf nur noch eine Rotation am Laufen. Die Wien-Flüge wurden bereits auf die Bahn verlegt.

Salzburg hat 2020 schon «abgeschrieben»

Damit, dass sich die Situation bald ändern wird, rechnet wohl kaum jemand: Salzburg-Airport-Sprecher Alexander Klaus erklärt gegenüber aeroTELEGRAPH, dass man 2020 bereits «abgeschrieben» habe. «Minimale Hoffnung» gebe es noch für die Monate Februar und März, in denen ja in normalen Jahren Massen an Skitouristen per Flugzeug ins Salzburger Land kommen. «Mal schauen, was wirklich geflogen wird. Wir sind vorsichtig optimistisch, dass wir etwa Frankfurt zurückbekommen und vielleicht noch die eine oder andere Destination», so Klaus.

Corona wird sich jedenfalls stark auf die Passagierzahl im Gesamtjahr auswirken – allerdings schwächer als anderswo: In Salzburg rechnet man mit immerhin rund 700.000 Fluggästen im Gesamtjahr, da die aufkommensstarken Winterurlaubs-Monate Anfang 2020 kaum von Corona betroffen waren. Das wären aber trotzdem um etwa eine Million weniger Fluggäste als im Jahr 2019.

Hoffnung in Innsbruck auf einige Skitouristen

Einen ähnlichen Schwerpunkt wie Salzburg setzt der zweite österreichische Alpen-Airport Innsbruck: Neben einem soliden Angebot an Linienflügen kommen in normalen Jahren ebenfalls viele Skitouristen mit dem Flugzeug nach Tirol. Dieses Jahr ist auch hier alles anders: «Für den restlichen November sowie für den Dezember haben wir fast keine Erwartungen mehr. Die unterschiedlichen Reisewarnungen in Kombination mit den Quarantänebestimmungen machen ein Reisen ja fast unmöglich», so Patrick Dierich, stellvertretender Flughafendirektor von Innsbruck.

Im Laufe des Dezembers könnten Flüge beispielsweise von und nach Frankfurt, London, Amsterdam oder Luxemburg aufgenommen werden. «Ob es dann tatsächlich dazu kommt, lässt sich natürlich heute noch nicht mit Sicherheit sagen», so Dierich. Trotz der gut gebuchten Skiflüge am Anfang des Jahres 2020 muss auch der Tiroler Airport starke Verluste hinnehmen: Bislang hat man insgesamt nur rund die Hälfte der Passagiere des Vergleichszeitraums 2019 gezählt.

Linz mit Fracht-Nische

Noch stärker ist das Minus am Flughafen Linz ausgefallen: In den ersten zehn Monaten ist die Passagierzahl um etwa 85 Prozent zurückgegangen. Winterliche Flüge mit Touristen gibt es in der oberösterreichischen Landeshauptstadt praktisch gar nicht. Und auch hier zeigt man sich hinsichtlich der Entwicklung in den nächsten Monaten pessimistisch: «Wir müssen davon ausgehen, dass die Urlaubs-Wintersaison  zumindest bis Februar nicht stattfinden wird», befürchtet Ingo Hagedorn, Marketingchef des Airports.

In Linz nutzt man allerdings mit der Luftfracht eine Nische, die auch in der aktuellen Phase gut funktioniert. Der Airport ist nach Wien der zweitwichtigste Frachtflughafen Österreichs – und Cargo ist auch in Coronazeiten gefragt. So mache sich eine neue Frachtverbindung nach Istanbul laut Hagedorn «stark bemerkbar». In diesem Segment würden die Tonnagen deutlich wachsen – und auch jene im Road Feeder Segment hätten sich nach den anfänglich langen Grenzwartezeiten wieder erholt. Auch anderweitig versucht man das Beste aus den aktuell fehlenden Passagieren zu machen: «Wir nutzen die aktuelle Situation, um unsere Serviceoffensive weiter voranzubringen. Das neue Café in der Abflughalle wurde fertiggestellt. Derzeit errichten wir im Transit den neuen Duty-Free-Shop und die neue Transit-Gastronomie», so Ingo Hagedorn.

«Herausfordernde» Situation in Graz

Auch der Airport Graz – im Vorjahr mit knapp über einer Million Passagiere nach Salzburg und Innsbruck drittgrößter Bundesländerflughafen – muss 2020 coronabedingt Federn lassen: Von Januar bis Oktober 2020 wurden lediglich rund 194.000 Passagiere abgefertigt – ein Minus von 78 Prozent. Im Gegensatz zu Linz darf man sich in Graz zumindest noch über eine einzige Flugverbindung freuen – nämlich jene nach Wien. «Ab 20. Dezember 2020 ist die Wiederaufnahme der KLM-Flüge nach Amsterdam geplant», hat Airport-Chef Gerhard Widmann zumindest Hoffnung auf eine absehbare zweite Verbindung. Jedenfalls erwartet auch der Grazer Flughafendirektor, «dass sich die sehr herausfordernde Situation in der Wintersaison fortsetzt.»

Ganz besonders ruhig geht es aktuell am kleinsten österreichischen Regionalflughafen Klagenfurt zu, wo im Vorjahr etwa 209.000 Passagiere abgefertigt wurden. Er liegt aktuell bei einem Minus von 74 Prozent. Nachdem die AUA-Flüge nach Wien und die Eurowings-Verbindung nach Köln/Bonn vorübergehend eingestellt worden sind, hat der Airport seine Betriebszeiten reduziert und nur noch von 7 bis 19 Uhr geöffnet. «Für die Weihnachtsferien rechnen wir, nach Rücksprache mit Austrian und Eurowings, derzeit mit der Aufnahme zumindest eines Rumpfprogrammes», erklärt Markeitingleiterin Barbara Schmoczer-Kuchling.

Klagenfurt nutzt Zeit für andere Arbeiten

Die weitere Entwicklung sei jedoch «schwer abschätzbar». «Aber generell ist unsere Einschätzung die, dass das erste Quartal 2021 und auch die Monate darüberhinaus für die Luftfahrt im Allgemeinen und den Airport Klagenfurt im Besonderen außerordentlich schwierig sein werden. Bei uns werden unter anderem auch auch die Frage Skisaison Ja oder Nein und die damit verbundenen Reisebeschränkungen und -warnungen ausschlaggebend sein.» Es sei allgemein eine «noch nie dagewesene, existenziell bedrohliche Situation, die uns große Flexibilität und Durchhaltevermögen abverlangt», so Schmoczer-Kuchling.

Der Flughafen Klagenfurt versuche aber das Beste aus der Situation zu machen. «Wir nützen die Zeit für Optimierungsprozesse in allen Bereichen des Flughafens, wobei die Verbesserung der Servicequalität für unsere Passagiere eine besondere Priorität hat. So haben wir etwas das Gastronomieangebot im Gate-Bereich erneuert und aufgewertet».