Windeenergie: Die Luftfahrtbehörde soll weniger zu sagen haben.
Luftfahrt und Politik

Für deutsche Flughäfen eine schwerwiegende Hypothek

Das Vetorecht der Luftfahrtbehörden im Hinblick auf den Neubau von Windkraftanlagen soll aufgehoben werden. Das wäre für viele kleine Flughäfen in Deutschland fatal.

Top-Jobs

logo mjet

CAMO ENGINEER m/f/d

Schwechat, Wien
Feste Anstellung
Business Aviation
MJET GmbH
Österreich
Vollzeit
Top jobs
Zimex logo

Administrator AVOR & CAMO

Vollzeit
Zimex Aviation Ltd.
Flugoperationen
Feste Anstellung
Top jobs
Altenrhein
Schweiz

Öffentliche Verlautbarungen, die man rational nicht nachvollziehen kann, schicken unsere Einbildungskraft in Verschwörungsphantasien. So ging es mir mit der Bundesdrucksache 108/24 mit der die bayrische Landesregierung das Luftverkehrsgesetz ändern will. Künftig soll das Vetorecht der Luftfahrtbehörden im Hinblick auf den Neubau von Windkraftanlagen aufgehoben werden. Mein erster Gedanke: «Die Bayern wollen sich rächen, weil sie vom Rest der Republik immer wieder als Klassenletzter beim Aufbau von Windkraftanlagen vorgeführt werden. – Nein, das kann doch nicht sein!»

Mein zweiter Gedanke: «Die CSU will sich nun doch wieder, nach klaren Aussagen der jüngsten Vergangenheit, einschließlich der diskreditierenden Äußerung ihres Vorsitzenden am Aschermittwoch gegen die grüne Umweltministerin, mit diesem Geschenk die Option für eine Koalition mit den Grünen offenhalten. – Nein, das glaube ich auch nicht!» Mein letzter Gedanke: «Die bayrische Landesregierung beginnt schon mit dem Wahlkampf und will Vorreiter sein bei der von allen Parteien deklarierten Forderung nach sofortigem und drastischem Bürokratieabbau.»

Fehlentscheidungen können korrigiert werden

Mit einer solchen Änderung des Luftverkehrsgesetzes wird der Bestand der dezentralen Flugplätze in Deutschland tendenziell infrage gestellt. Und, nach meiner Überzeugung werden so zukünftige Handlungsmöglichkeiten verspielt. Zunächst zwei Argumente gegen meine «Verschwörungsphantasien»: Es ist bekannt, dass im Durchschnitt alle Flugplätze über rund 60 Prozent Freiflächen verfügen, die zur Energieerzeugung, zum Beispiel durch Photovoltaik, bereitstehen würden.

Sie könnten damit nicht nur zu Stromversorgern, sondern auch zu dezentralen Produzenten von Wasserstoff und nachhaltigem Treibstoff (SAF) werden. Welche Energieform auch immer die klimafreundliche Luftfahrt der Zukunft benötigt, unsere Flugplätze könnten sie liefern. Auf einer nicht geringen Zahl unserer Flugplätze siedelt sich Gewerbe an, das neben der Startbahn auch Energie benötigt. Auch hier könnten die Flugplätze eine sinnvolle Doppelfunktion übernehmen. Neben dem Anschluss an das Luftverkehrsnetz liefern sie den passenden Energieträger gleich mit.

Fehlentscheidungen können korrigiert werden

Warum wir die Flugplätze für ein gelingendes Zukunftsmanagement brauchen? Im Unterschied zu allen landgestützten Verkehrsträgern hat die dezentrale Luftfahrt kaum Klimabelastungen durch den Bau und Erhalt von Infrastruktur und trotzdem eine exponentielle Konnektivität: schon bei 200 Flugplätzen beträgt sie 19900 mögliche Destinationen. Es existieren rund 900 bis 1000 Flugplätze in Deutschland – das entspricht mehr als 499 000 mögliche Destinationen. Jede Resilienz-Strategie, ob im Kriegsfall oder bei Klimakatastrophen, wird diese strategische Infrastruktur benötigen.

Wir benötigen sie aber vor allem für die Lösung unseres wachsenden Mobilitätsbedarfes. Unter der Voraussetzung von klimafreundlichem Fliegen (beispielsweise. Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb oder Power to Liquid und so weiter, in niedrigeren Höhen), lassen sich nicht nur die Gesellschaft spaltende Urbanisierungsprozesse mindern, sondern insgesamt der Mobilitätsbedarf abdecken.

Fehlentscheidungen können korrigiert werden

Schon heute ermöglichen die dezentralen Flugplätze eine Vielzahl von notwendgien Flügen der Daseinsvorsorge, die anders nicht realisiert werden können. Zugleich sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere mittelständigen Unternehmen und die jeweiligen metropolfernen Regionen. Ich spare mir hier weitere Argumente. Zum Glück können in einer Demokratie politische Fehlentscheidungen auch korrigiert werden.

Ulrich Stockmann ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Er war von 1989 bis 2009 als Parlamentarier in der Volkskammer, im Bundestag und im Europaparlament. Seitdem ist er für Verbände des Luftverkehrs tätig. Die Meinung der freien Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.

Mehr zum Thema

Die Era von Aura Aero: Schlüssel zur Mobilität der Zukunft?

Könnte der Flugverkehr eine Alternative für Pendlerinnen und Pendler sein?

Ostseeflughafen Stralsund-Barth: Kleine Flugplätze könnten eine wichtige Rolle bei Katastrophen spielen.

Wie Flugplätze beim Klimaproblem mithelfen könnten

Triebwerk einer Boeing 747: SAF ist knapp und wird lange knapp bleiben.

Eine sinnvolle Problemlösung im Kampf um nachhaltigen Treibstoff

Video

hose runter
Da wollte jemand eine klare Botschaft übermitteln: Ein Video zeigt, wie ein Bodenmitarbeiter vor einem Flugzeug die Hose herunterlässt.
Timo Nowack
Timo Nowack
Il-114-300 soll eine höherer Reichweite bekommen.
Ilyushin plant die Auslieferung der ersten drei Il-114-300 für das Jahr 2026. Bis 2028 soll die Reichweite des Turbopropflugzeuges um fast ein Drittel steigen.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Die Boeing 747-8 nach der Landung in São Paulo: Der Loste fragte nach dem Grund für den Mayday-Ruf.
Dichter Nebel verhinderte die Landung in Buenos Aires. Der Flug aus Frankfurt wich deshalb nach vielen Schleifen und einem Abstecher nach Asuncion nach São Paulo-Guarulhos aus. Dort erklärte die Crew der Boeing 747-8 von Lufthansa einen Notfall.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin