Windeenergie: Die Luftfahrtbehörde soll weniger zu sagen haben.

Windeenergie: Die Luftfahrtbehörde soll weniger zu sagen haben.

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Luftfahrt und Politik

Für deutsche Flughäfen eine schwerwiegende Hypothek

Das Vetorecht der Luftfahrtbehörden im Hinblick auf den Neubau von Windkraftanlagen soll aufgehoben werden. Das wäre für viele kleine Flughäfen in Deutschland fatal.

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Öffentliche Verlautbarungen, die man rational nicht nachvollziehen kann, schicken unsere Einbildungskraft in Verschwörungsphantasien. So ging es mir mit der Bundesdrucksache 108/24 mit der die bayrische Landesregierung das Luftverkehrsgesetz ändern will. Künftig soll das Vetorecht der Luftfahrtbehörden im Hinblick auf den Neubau von Windkraftanlagen aufgehoben werden. Mein erster Gedanke: «Die Bayern wollen sich rächen, weil sie vom Rest der Republik immer wieder als Klassenletzter beim Aufbau von Windkraftanlagen vorgeführt werden. – Nein, das kann doch nicht sein!»

Mein zweiter Gedanke: «Die CSU will sich nun doch wieder, nach klaren Aussagen der jüngsten Vergangenheit, einschließlich der diskreditierenden Äußerung ihres Vorsitzenden am Aschermittwoch gegen die grüne Umweltministerin, mit diesem Geschenk die Option für eine Koalition mit den Grünen offenhalten. – Nein, das glaube ich auch nicht!» Mein letzter Gedanke: «Die bayrische Landesregierung beginnt schon mit dem Wahlkampf und will Vorreiter sein bei der von allen Parteien deklarierten Forderung nach sofortigem und drastischem Bürokratieabbau.»

Fehlentscheidungen können korrigiert werden

Mit einer solchen Änderung des Luftverkehrsgesetzes wird der Bestand der dezentralen Flugplätze in Deutschland tendenziell infrage gestellt. Und, nach meiner Überzeugung werden so zukünftige Handlungsmöglichkeiten verspielt. Zunächst zwei Argumente gegen meine «Verschwörungsphantasien»: Es ist bekannt, dass im Durchschnitt alle Flugplätze über rund 60 Prozent Freiflächen verfügen, die zur Energieerzeugung, zum Beispiel durch Photovoltaik, bereitstehen würden.

Sie könnten damit nicht nur zu Stromversorgern, sondern auch zu dezentralen Produzenten von Wasserstoff und nachhaltigem Treibstoff (SAF) werden. Welche Energieform auch immer die klimafreundliche Luftfahrt der Zukunft benötigt, unsere Flugplätze könnten sie liefern. Auf einer nicht geringen Zahl unserer Flugplätze siedelt sich Gewerbe an, das neben der Startbahn auch Energie benötigt. Auch hier könnten die Flugplätze eine sinnvolle Doppelfunktion übernehmen. Neben dem Anschluss an das Luftverkehrsnetz liefern sie den passenden Energieträger gleich mit.

Fehlentscheidungen können korrigiert werden

Warum wir die Flugplätze für ein gelingendes Zukunftsmanagement brauchen? Im Unterschied zu allen landgestützten Verkehrsträgern hat die dezentrale Luftfahrt kaum Klimabelastungen durch den Bau und Erhalt von Infrastruktur und trotzdem eine exponentielle Konnektivität: schon bei 200 Flugplätzen beträgt sie 19900 mögliche Destinationen. Es existieren rund 900 bis 1000 Flugplätze in Deutschland – das entspricht mehr als 499 000 mögliche Destinationen. Jede Resilienz-Strategie, ob im Kriegsfall oder bei Klimakatastrophen, wird diese strategische Infrastruktur benötigen.

Wir benötigen sie aber vor allem für die Lösung unseres wachsenden Mobilitätsbedarfes. Unter der Voraussetzung von klimafreundlichem Fliegen (beispielsweise. Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb oder Power to Liquid und so weiter, in niedrigeren Höhen), lassen sich nicht nur die Gesellschaft spaltende Urbanisierungsprozesse mindern, sondern insgesamt der Mobilitätsbedarf abdecken.

Fehlentscheidungen können korrigiert werden

Schon heute ermöglichen die dezentralen Flugplätze eine Vielzahl von notwendgien Flügen der Daseinsvorsorge, die anders nicht realisiert werden können. Zugleich sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere mittelständigen Unternehmen und die jeweiligen metropolfernen Regionen. Ich spare mir hier weitere Argumente. Zum Glück können in einer Demokratie politische Fehlentscheidungen auch korrigiert werden.

Ulrich Stockmann ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Er war von 1989 bis 2009 als Parlamentarier in der Volkskammer, im Bundestag und im Europaparlament. Seitdem ist er für Verbände des Luftverkehrs tätig. Die Meinung der freien Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.

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