Der Flughafen Innsbruck feiert sein 100-Jähriges Jubiläum. Er hat eine bewegte Geschichte - und war auch Schauplatz einer Katastrophe.
Das Staunen war groß als im September 1912 im Rahmen der Innsbrucker Flugtage, erstmals ein Flugzeug am Himmel über Innsbruck zu bestaunen war. Das kaiserliche Militär hatte bereits früh das Potential der Luftfahrt erkannt, doch man musste noch einige Jahre warten, bis die friedliche Nutzung des Flugzeuges in Innsbruck Einzug hielt. Im Jahr 1920 gab die Tiroler Landesregierung den Auftrag zur Errichtung einer Luftverkehrsstation in Innsbruck.
Fünf Jahre später begann der Bau des ersten Innsbrucker Flughafens in der Reichenau. Am 1.Juni 1925 wurde der Innsbrucker Flughafen mit der Aufnahme eines ersten kommerziellen Linienfluges der Süddeutsche Aero Lloyd auf der Verbindung Innsbruck-München feierlich eröffnet. Knapp zwei Jahre später nahm auch die Österreichische Luftverkehrs AG (ÖLAG) den Flugbetrieb auf der Verbindung Wien- Salzburg-Innsbruck auf.
Im Zuge des Anschlusses Österreichs an Nazideutschland wurden die Segelflugorganisationen des Innsbrucker Flughafens der Wehrmacht unterstellt. Der Flughafen in der Reichenau wurde zum Notlandeplatz der Wehrmacht und die Deutsche Lufthansa bediente mit einer Ju-52 die regelmäßige Verbindung Wien-Linz-Salzburg- Innsbruck-München.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eröffnete die französische Besatzungsmacht auf der Ulfiswiese, heute bekannt unter der Bezeichnung des Innsbrucker Stadtteils Kranebitten, den neuen Flughafen Innsbruck-West. Am 15.Januar 1948 feierte man die offizielle Aufnahme des Flugbetriebes. KLM - Royal Dutch Airlines startete am 4.Juni 1950 eine regelmäßige Linienverbindung zwischen Amsterdam und Innsbruck und im Frühjahr des folgenden Jahres nahm auch Swissair den Flughafen Innsbruck in den Flugplan auf.
Am 21.Mai 1955 brachte die britische Eagle Airways erstmals Touristen von London über Luxemburg nach Tirol. Zwischen 1955 und 1968 zählte die britische Fluglinie, die später noch unter anderen Namen in Innsbruck auftrat, zu jenen Fluggesellschaften, die den Grundstein für den bis heute bestehenden britischen Flugtourismus in Innsbruck legte. Nach der Unabhängigkeit Österreichs und der Unterzeichnung des Staatsvertrages mit den Alliierten am 15.Mai 1955 übergab die französische Besatzungsmacht den Flughafen im September des gleichen Jahres an die zuvor gegründete Innsbrucker Flughafenbetriebsgesellschaft.
Es sollte aber noch einige Zeit dauern bis eine österreichische Fluglinie den Flughafen Innsbruck anfliegen sollte. Ab 5. September 1959 bediente die im Jahr zuvor gegründete Austrian Airlines mit einer Vickers Viscount Verbindungen nach Wien, Zürich und Frankfurt. Als im Mai 1959 die IX. Olympischen Winterspiele für 1964 an Innsbruck vergeben wurden, wurde klar, dass man mit den bestehenden Einrichtungen kein Auslangen finden würde, weshalb ein neuer Flughafenbereich südlich der bestehenden Flughafenpiste, samt neuen Terminal, errichtet werden sollte.
Leider hatte die Innsbrucker Flughafenbetriebsgesellschaft damals nur wenig Weitblick, den als der Aufsichtsrat im Jahr 1960 die teure Investition zur Errichtung eines neuen Flughafenterminals absegnete, war eine technische Anflughilfe für den in Österreich noch einzigen verbleibenden Sichtflughafen kein Thema. Die spezielle Lage des Flughafen Innsbruck, umgeben von hohen Bergmassiven und oft heftigen Föhnwinden, machte einen Anflug schwierig und bedarf bis heute eines eigenen Pilotentrainings.
Diese schwierigen Voraussetzungen führte am 29.Februar 1964 zur größten Luftfahrtkatastrophe Österreichs, als eine viermotorige Bristol 175 Brittania der British Eagle Airlines mit 83 Menschen an Bord, beim Versuch in Innsbruck trotz Schlechtwetters zu landen, gegen die Ostflanke des 2677 Meter hohen Glungezers flog und zerschellte. Alle 83 Passagiere und Crewmitglieder fanden dabei den Tod.
Mit der offiziellen Eröffnung des neuen Flughafenterminals am 24. April 1965 verfügte der Innsbrucker Flughafen zwar über moderne Einrichtungen und eine auf 2000 Meter verlängerte Startbahn, jedoch war der Flughafen weiterhin nur bei guter Sicht anzufliegen. Trotz dieser starken Einschränkungen und den damit verbundenen Flugausfällen, zählte man am Innsbrucker Flughafen im gleichen Jahr erstmals 1000 Flugbewegungen. Ein Großteil davon entfiel auf Austrian Airlines (753), gefolgt von Swissair (94) und British Eagle Airways (80).
Trotzdem kam, was kommen musste. Sowohl Swissair als auch Austrian Airlines und in weiterer Folge auch British Eagle verabschiedeten sich Ende der 60er Jahre aus Innsbruck, nachdem alleine im Jahr 1968, 235 Flüge wegen Schlechtwetter abgesagt werden mussten. Nach dem Wegfall der Fluglinien war der Flugverkehr zu Beginn der siebziger Jahre fast zur Gänze zum Erliegen gekommen, weshalb die Innsbrucker Bevölkerung am 17. Juni 1973 bei einer Volksabstimmung über die Zukunft des Flughafens abstimmen durfte.
Nach erfolgter Auszählung stand das Ergebnis fest: 30,52 Prozent der Wähler hatten sich gegen eine Weiterführung des Flugbetriebes entschieden, doch eine große Mehrheit von 69,48 Prozent trat für einen Fortbestand des Innsbrucker Flughafens ein. Für einen Weiterbetrieb des Flugverkehrs am Innsbrucker Flughafen mit modernen Jetfluggerät war eine längst überfällige Modernisierung der technischen Anflughilfen, dass auch als «Wolkendurchstoßverfahren» bezeichnet wurde notwendig.
Rechtzeitig vor Beginn der XII. Olympischen Winterspiele im Jahr 1976 kam dieses Verfahren zum Einsatz, womit ein sicherer Flugbetrieb gewährleistet werden konnte. Der Durchbruch bei der Anwerbung von Fluglinien gelang im Jahr 1979, als die schweizerische Crossair die Linienverbindung Zürich-Innsbruck-Zürich aufnahm und im Charterverkehr die belgischen Fluglinien Sobelair, TEA, als auch die dänische Maersk Air erstmals 10.981 Passagiere nach Innsbruck brachten.
Mit der Gründung von Tyrolean Airways und der Aufnahme des Linienflugbetriebes am 1. April 1980 mit einer 50-sitzigen Dash 7 zwischen Innsbruck und Wien, sowie Zürich, begann eine neue Ära am Innsbrucker Flughafen. Die neue Heimatairline kurbelte den Flugbetrieb gehörig an und im gleichen Jahr überschritt der Innsbrucker Flughafen erstmals die Hunderttausender Passagiermarke.
Mit der Gründung einer eigenen Airline und deren rasanter Expansion feierte der Flughafen nicht nur die Aufnahme neuer Flugverbindungen durch Tyrolean Airways, sondern auch neue Linienverbindungen durch Icelandair, Dan-Air oder der deutsche RFG- Regionalflug (Dortmund). Auch der Ableger der berühmten amerikanischen Fluglinie Pan Am, die Pan Am Express, flog, wenn auch nur für kurze Zeit vom Flughafen Innsbruck nach Berlin-West (Tegel), ab dem Jahr 1987.
Nach Jahren der Rezession konnte der Flughafen Innsbruck erstmals den Lohn für seine Investitionen einsammeln, als im Jahr 1985 über 140.000 abgefertigte Passagiere gezählt werden konnten. Nichts desto trotz blieb die Existenz des Flughafen Innsbruck durch seine unmittelbare Nähe zum Stadtzentrum und die damit verbundenen Anrainerbeschwerden, immer ein Thema.
Während bereits seit vielen Jahren skandinavische und englische Fluggesellschaften das touristische Potential von Innsbruck erkannt hatten, dauerte es bei den heimischen Fluglinien etwas länger. Nach einer Abwesenheit von fast 18 Jahren landete am 6.Mai 1987 zu Trainingszwecken eine Austrian McDonell Douglas MD-81 am Flughafen Innsbruck.
Nach einer Unterbrechung von fast 21 Jahren nahm Austrian Airlines ab 15. Dezember 1990 mit einer MD-87 erstmals wieder einen Linienflug auf der Verbindung zwischen Innsbruck und London/Heathrow auf, während Lauda Air schon bald nach seiner Gründung im Jahr 1969 zuerst mit vereinzelten Charterflügen und später mit Linienflügen, regelmäßiger Gast in Innsbruck wurde.
Der Innsbrucker Flughafen war immer schon dafür bekannt, eine Vorreiterrolle bei der Gründung von Fluglinien zu spielen. Bereits 1980 wurde in Innsbruck mit Tyrolean Airways eine Fluggesellschaft gegründet, die es innerhalb weniger Jahre schaffen sollte zu einer der größten Regionalfluglinien Europas aufzusteigen. Das Jahr 1994 war für Tyrolean Airways durch große Veränderungen geprägt, den einerseits übernahm man mit 1.Juni den Flugbetrieb von Austrian Air Service, der Inlandstochter von Austrian Airlines und außerdem stieg die staatliche Fluglinie am 1.Juli mit einer Beteiligung von 42,85% bei Tyrolean Airways ein.
Mit der Gründung von Air Alps Aviation, erhielt Tyrolean Airways im November 1998 eine unerwartete Konkurrenz auf ihrer Heimatbasis. Unter den Namen KLM Alps flog die neue Fluggesellschaft, die dem Unternehmer Dieter Leitgeb und der schweizerischen Air Engiadina gehörte, auf zunächst drei täglichen Verbindungen zwischen Innsbruck und Amsterdam.
Im Januar 2004 betrieb Air Alps bereits acht Dornier 328 in Europa und beförderte in ihrem Streckennetz rund 750.000 Passagiere. Nach dem Wegfall zahlreicher Anbindungen für Alitalia und den damit verbunden finanziellen Problemen, wurde Air Alps am 20. August 2013 liquidiert. Pünktlich zum 75. Geburtstag des Innsbrucker Flughafens wurde mit Welcome Air eine neue Fluglinie durch den Luftfahrtpionier Jakob Ringler gegründet, die ebenfalls auf die Dornier 328 auf ihren Linienflügen zwischen Innsbruck und Graz ab dem Mai 2000 setzte.
Jakob Ringler hatte in seiner beruflichen Laufbahn nicht nur Tyrolean Airways, Tyrolean Jet Service und Tyrolean Air Ambulance gegründet, sondern war auch federführend bei der Einführung des österreichischen Christopherus Notarthubschraubersystems. Die Thematik des Fluglärms rund um den stadtnahen Flughafen wurde durch den Aufschwung der achtziger und neunziger Jahre nicht weniger, weshalb sich der Innsbrucker Flughafen im Jahr 1990 als erster Flughafen Österreichs dazu entschloss, besonders lauten KAT II Verkehrsflugzeugen die Landung zu verbieten.
Zudem führte man die strengste und restriktivste Betriebszeitenregelung aller österreichischen Verkehrsflughäfen ein. Covid und die Neuzeit Bis zum Jahr 2010 entwickelte sich der Flugverkehr am Flughafen Innsbruck dank des starken Wintercharterverkehrs aus Skandinavien, Großbritannien und aus Osteuropa so gut, dass am 22.Dezember der Millionste Passagier begrüßt werden konnte.
Sein Passagier-Allzeithoch verzeichnete man am Flughafen Innsbruck im Jahr 2019 als 1.144.541 Passagiere den Flughafen benutzten. Doch der Ausbruch der Covid-Pandemie beendete vorerst auch das Wachstum des Innsbrucker Flughafens der im vergangenen Jahr immer noch rund 25 Prozent weniger Passagiere (862.202) abfertigte, als vor der Pandemie. Derzeit beschäftigt den Flughafen Innsbruck wie bereits im vergangenen Jahr, die aktuelle Diskussion rund um die vorübergehende Einstellung der wichtigen Lufthansa Anschlussverbindung zum Lufthansa Hub nach Frankfurt.
Die Deutsche Lufthansa und deren Österreich-Tochter Austrian Airlines werden im Sommerflugplan 2025 wie bereits im Vorjahr, die wichtige Verbindung nach Frankfurt einstellen und Flüge auf der Stammstrecke nach Wien reduzieren. Es scheint derzeit fast so, als ob sich die Lufthansa Gruppe aus Innsbruck zurückziehen möchte, während man die Verbindung zwischen Frankfurt und Salzburg, mit der Aufstockung auf bis zu fünf Flüge tägliche Flüge weiter erhöht.
Trotzdem blickt der Flughafen Innsbruck optimistisch in Zukunft und investiert in seine Infrastruktur. Nach jahrzehntelangem Betrieb war im Jahr 2021 eine Generalsanierung der 2000 Meter langen Piste des Flughafen Innsbruck erforderlich geworden, wofür der Flugbetrieb für rund vier Wochen geschlossen wurde. Bereits im Jahr 2019 war die Absicht zum Neubau eines neuen Flughafenterminals beschlossen worden und eine europaweite Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs in Auftrag gegeben worden. Doch die weltweite Corona-Pandemie hat dem Projekt vorerst ein Ende gesetzt. Im 100-jährigen Jubiläumsjahr des Innsbrucker Flughafens möchte man das Projekt nun neu prüfen.