Die Boeing 767 von Air Canada nach der Landung: Sie bekam den Übernamen Gimli Glider.

Die Boeing 767 von Air Canada nach der Landung: Sie bekam den Übernamen Gimli Glider.

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Gimli Glider

Als ein Umrechnungsfehler fast zum Absturz einer Boeing 767 führte

Ein Rechenfehler, leere Tanks – und ein ehemaliger Segelflieger am Steuer: Vor 40 Jahren wurde der kanadische Ort Gimli zur Bühne eines der spektakulärsten Notlandungen der Luftfahrtgeschichte. Eine Boeing 767 von Air Canada verwandelte sich in ein riesiges Segelflugzeug.

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Gimli spielt im Weltgeschehen keine Rolle. Nur gerade etwas mehr als 2300 Menschen leben in der Kommune in der kanadischen Provinz Manitoba. Im Sommer und an Wochenenden sind es jeweils deutlich mehr. Denn die Bewohnerinnen und Bewohner aus der nahegelegenen Metropole Winnipeg kommen gerne ins idyllische Dorf am Westufer des Lake Winnipeg, um sich im ruhigen Umfeld zu erholen.

Vor 40 Jahren schrieb der kleine kanadische Ort aber einmal weltweit Schlagzeilen. Und das hatte mit einer brandneuen Boeing 767 von Air Canada zu tun. Sie trug das Kennzeichen C-GAUN und war erst vor drei Monaten ausgeliefert worden. Am 23. Juli 1983 hatte sie die Fluggesellschaft für einen Flug von Montreal nach Edmonton eingeplant. Am Ende aber landete sie jedoch völlig ungeplant in Gimli.

Ein folgenschwerer Umrechnungsfehler

Am Vortag hatten Techniker von Air Canada bei der Routinewartung der Boeing 767 einen fehlerhaften Sensor für die Treibstoffmengenanzeige entdeckt. Es war ein Problem, das bei diesem Flugzeugmodell damals häufig war. Sie schalteten ihn deshalb aus und machten einen Vermerk im Logbuch. Eine Cockpitcrew flog nach einer manuellen Messung der Tankfüllung ohne Probleme mit dem Jet von Edmonton nach Montreal.

Dort übernahmen zwei neue Piloten die Boeing 767 für den Rückflug. Das Problem mit dem fehlerhaften Sensor bestand weiterhin. Und so machten auch sie eine manuelle Messung mittels Tropfstab. Sie beschlossen danach, den Jet gleich in Montreal für die gesamte Strecke nach Edmonton zu betanken. Der Kapitän rechnete zur Ermittlung der benötigten Treibstoffmenge den Wert von Zentimetern über Liter auf Kilogramm um. Dabei aber machte er einen entscheidenden Fehler.

Crew von Air Canada bemerkt, dass etwas nicht stimmt

Der Pilot verwendete den Dichtewert für Treibstoff, den Air Canada normalerweise verwendete. Doch diese Zahl, welche die Airline für alle anderen Flugzeugmodelle verwendete, gab die Dichte in Pfund pro Liter an. Richtig wäre bei der vollständig aufs metrische System ausgerichteten Boeing 767 die Angabe in Kilogramm pro Liter gewesen. Das vom Kapitän berechnete Ergebnis war deshalb völlig falsch.

Und so ließ er die Boeing 767 bei der Zwischenlandung in Ottawa auch nicht auftanken. Die Cockpitcrew glaubte, sie habe für den Flug nach Edmonton 20.400 Kilo Kerosin an Bord. Stattdessen waren es nur 9144 Kilo. Das rächte sich. Auf dem Weg nach Edmonton, auf einer Flughöhe von rund 12.500 Metern meldete die Treibstoffwarnanzeige Eicas niedrigen Druck in der linken Kraftstoffpumpe. Der Kapitän entschied sofort, den Flug nach Winnipeg umzuleiten, das nur rund 192 Kilometer entfernt war. Er leitet den Sinkflug ein.

Kein Schub mehr, kein Strom mehr in der Boeing 767

Innerhalb von Sekunden leuchteten Warnleuchten auf, die einen Druckverlust im rechten Hauptkraftstofftank anzeigten. Nun überschlugen sich die Ereignisse. Wenige Minuten später fiel das linke Triebwerk aus, dann das rechte. Die Boeing 767 befand sich da noch auf rund 10.700 Metern und rund 100 Kilometer von Winnipeg entfernt.

Ohne Triebwerke war auch keine Elektrizität mehr vorhanden. Und so fielen alle elektronischen Anzeigen im Cockpit aus. Es blieben der Crew nur der Magnetkompass, der künstliche Horizont, eine Geschwindigkeitsanzeige und ein Höhenmesser. Sie hatte nun nur noch eine Wahl - möglichst schnell zu landen. Und das segelnd.

Gimli als einzige Lösung

Der Kapitän der Boeing 767 hatte Erfahrung im Segelflug. Und so nutze er dort gelernte Techniken, um den Jet auf der ehemaligen Royal Canadian Air Force Station Gimli zu landen, die damals als Strecke für Beschleunigungsrennen genutzt wurde. Während das Hauptfahrwerk keine Probleme machte, ließ sich das Bugfahrwerk der C-GAUN aber nicht ausfahren.

Die Crew der Boeing 767 visierte die frühere Landebahn 32L an. Sie merkte aber beim Anflug, dass sie zu hoch und zu schnell war. Der fehlende Hydraulikdruck hatte nämlich das Ausfahren der Landeklappen verhindert, welche den Flieger normalerweise bremsen. Der Kapitän beschloss darum, einen sogenannten Vorwärtsslip durchzuführen. Dieses Manöver wird üblicherweise in Segelflugzeugen und Leichtflugzeugen eingesetzt, um schneller abzusteigen. Dabei neigt der Pilot den Flieger in den Wind und betätigt das Gegenruder, um sich weiter auf das Ziel zuzubewegen.

Zwei Faktoren verhinderten eine Katastrophe

Ohne Triebwerke war das Flugzeug beim Landeanflug sehr leise. Dadurch wurden die Menschen in Gimli nicht vor der improvisierten Landung gewarnt. Als sich die Boeing 767 der stillgelegten Landebahn näherte, bemerkten die Piloten, dass im Umkreis von 300 Metern um den voraussichtlichen Aufsetzpunkt Jungen mit Fahrrädern herumfuhren.

Das nicht ausgefahrene Bugfahrwerk führte dazu, dass die Nase am Boden entlangschrammte. Diese zusätzliche Reibung trug zur Verlangsamung des Flugzeugs bei. Auch eine für die Autorennen in der Mitte der Piste angebrachte Leitplanke bremste zusätzlich. Und so kam die Boeing 767 zum Stehen. Alle 61 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder blieben unverletzt. Auch am Boden wurde niemand verletzt.

Bekannt als Gimli-Glider

Die Boeing 767 wurde auf einen Schlag weltberühmt, sie bekam den Übernamen Gimli Glider, der Segelflieger von Gimli. Sie flog noch viele Jahre für Air Canada. Erst Anfang 2008 schickte sie die kanadische Fluggesellschaft in Rente.

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