Die Lufthansa-Tochter wird künftig mit Flugzeugen von Airbus und Boeing unterwegs sein. Alle Technikerinnen und Technikern sollen an A320 Neo und 737 Max arbeiten können. Technik-Chef Matthias Gruber erklärt, wie sich Eurowings auf die Boeing 737 Max vorbereitet.
Seit 28 Jahren arbeitet Matthias Gruber für die Lufthansa-Gruppe. Als er einst seine Karriere als Flugzeugmechaniker in München begann, hatte Lufthansa noch Boeing 737 Classic in der Flotte. Heute ist er Geschäftsführer von Eurowings Technik und erwartet erstmals wieder Boeing 737, dieses Mal 737 Max. Ab 2027 wird Eurowings mindestens 40 der Jets erhalten.
«Wir haben schon mit den Vorbereitungen für die 737 Max 8 begonnen», sagt Gruber im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. «Die ersten Lehrgänge für unsere Technikerinnen und Techniker werden im November starten.» Dabei betont der Manager, der aktuell noch mit einer reinen Airbus-Flotte arbeitet: «Es ist ein Umdenken, da beide Flugzeuge von der Philosophie her grundverschieden sind.»
Für diejenigen, die nicht bei einem vorherigen Arbeitgeber schon an Boeing 737 gearbeitet haben, steht ein vier- bis sechswöchiger Theorielehrgang an. «Dafür werden in den meisten Fällen Trainer zu uns nach Düsseldorf kommen», erklärt Gruber. «Nach der Theorie stehen dann noch mindestens zwei Wochen praktische Arbeit am Flugzeug mit einem Trainer an.»
Für die theoretische und die praktische Schulung engagiert Eurowings andere Unternehmen, etwa Lufthansa Technical Training aus dem eigenen Konzern oder Partner Nayak. Die sorgen dann auch dafür, dass Flugzeuge zur Verfügung stehen.
«Wir werden eng mit Sun Express zusammenarbeiten und auch mit Tui sprechen, die ja bisher die einzigen deutschen 737-Max-Betreiber sind», so Gruber. Das ist auch wichtig, damit die Technikerinnen und Techniker, die ihre Lehrgänge absolviert und ihre Lizenzen für die 737 Max erhalten haben, diese auch behalten. Denn alle zwölf Monate sind Nachweise nötig.
Da die ersten Lehrgänge schon Anfang 2026 enden, Eurowings die erste Boeing 737 Max aber erst ab Mitte 2027 erwartet, ist die Airline auf Partner angewiesen. Insgesamt wird sie im laufenden Betrieb rund 100 Mechanikerinnen und Mechaniker schulen - mit dem Ziel, dass alle in der Routinewartung Airbus- und die Boeing-Jets versorgen können.
Zu dieser Linienwartung (im Jargon Line Maintenance) gehören sowohl die Checks, die die Flugzeuge alle 48 oder 72 Stunden nachts in Düsseldorf durchlaufen, als auch Service-Checks, die alle zehn Tage stattfinden, bis hin zu sogenannten Module-Checks, die im Durchschnitt alle 52 Tage anstehen. Umfangreichere Wartungsereignisse hat Eurowings an Partner ausgelagert.
Doch bei der Vorbereitung auf die Boeing 737 Max geht es nicht nur um das Personal. «Wir verhandeln gerade auch mit Lufthansa Technik darüber, die Boeing 737 Max 8 in unseren Vertrag für die Komponentenservices aufzunehmen», erklärt Gruber. Und auch das eigene Hauptlager für Teile der Eurowings-Technikabteilung in Düsseldorf wird wachsen. «Wir werden mehr Platz brauchen und suchen derzeit nach zusätzlichen Flächen», so Gruber.
Aber stört es den Technik-Geschäftsführer nicht, künftig Flugzeuge von zwei Herstellern in der Flotte zu haben? «Aus Techniksicht ist die Boeing 737 Max die richtige Entscheidung, um zukunftsfähig in die 2030er-Jahre zu gehen», sagt Gruber. «Die Flugzeuge werden weniger wartungsintensiv sein und darüber hinaus fliegen sie rund eine Stunde länger als der A320 Neo.»
Auch beim maximalem Startgewicht und Tankvolumen hätte die 737 Max 8 die Nase vorne. Zudem gelte: «Natürlich hätten wir auch weitere A320 Neo bestellen können - aber die hätten kaum vor Mitte oder Ende der 2030er-Jahre zur Verfügung gestanden.»
Was Eurowings-Chef Jens Bischof zur Boeing 737 Max sagt, lesen Sie hier im Interview mit ihm.
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