Die Auslieferung der neuen US-Präsidentenjets könnte sich noch mehr verspäten. Jetzt verliert Donald Trump die Geduld mit Boeing - und greift offenbar auf ein gebrauchtes Flugzeug zurück.
Der Umbau von zwei Boeing 747-8 zu neuen amerikanischen Präsidentenflugzeugen verzögert sich immer weiter. Der 3,9-Milliarden-Dollar-Auftrag aus Donald Trumps erster Amtszeit als Präsident ist inzwischen Jahre im Rückstand und liegt weit über dem ursprünglichen Budget. Interne Probleme bei Zulieferern, Technik und Struktur, unter anderem bei nachträglich eingeschnittenen Türen, haben für Verzögerungen gesorgt.
Erst war die Auslieferung für 2024 geplant, dann für 2026 oder 2027 – nun ist sogar 2029 im Gespräch. Boeing soll laut einem Bericht der Zeitung Wall Street Journal mittlerweile sogar signalisiert haben, dass die neuen Maschinen möglicherweise erst um das Jahr 2035 fertig werden. Das gefällt Präsident Donald Trump gar nicht. Denn so würde die Auslieferung nicht mehr in seine Amtszeit fallen.
Schon im Februar gab Trump daher bekannt, dass er sich auf dem Gebrauchtmarkt nach einer Alternative umschaut. Jetzt ist er offenbar fündig geworden. Wie die Zeitung berichtet, hat der Präsident den Rüstungskonzern L3 Harris damit beauftragt, eine ausgemusterte Boeing 747 aus dem ehemaligen Besitz der katarischen Regierung zu einem vorläufigen Präsidentenflugzeug umzurüsten. Das soll schon Ende des Jahres abheben.
Die Boeing 747-8 mit der heutigen Registrierung P4-HBJ ist rund 13 Jahre alt und wurde einst an die Airline der katarischen Herrscherfamilie, Qatar Amiri Flight, ausgeliefert. Dort trug sie zunächst die Kennzeichen A7-HJA und dann A7-HBJ. Seit Dezember 2023 ist sie bei Global Jet auf der Isle of Man mit ihrem heutigen Kennzeichen registriert.
Das Übergangsflugzeug würde das derzeitige Paar alternder, stark modifizierter Boeing-747-200 ergänzen, die beim Militär VC-25A heißen und als Air Force One bezeichnet werden, wenn sich der Präsident an Bord befindet. Die US-Luftwaffe wünscht sich schon seit Langem ein drittes Flugzeug als Ersatz, falls einer der beiden aktuellen Jets gewartet werden muss, sagten mit der Sache vertraute Personen dem Wall Street Journal.
Die VC-25A-Maschinen stammen noch aus der Zeit der ersten Bush-Regierung und müssen immer öfter aufwendig gewartet werden – das kann die Reisemöglichkeiten des Präsidenten bei Auslandsbesuchen einschränken, wenn gerade einer der Flieger repariert werden muss.
Die Zwischenlösung mit L3 Harris bietet laut Militärexperten allerdings nur eingeschränkte Fähigkeiten gegenüber den neuen Air Force One (VC-25B) von Boeing. Zu deren Modifikationen gehören unter anderem streng geheime Kommunikationssysteme sowie unabhängige Fluggasttreppen, die den Einsatz der Maschinen auch in schwierigen Landeumgebungen ermöglichen. Eine ursprünglich vorgesehene Fähigkeit wurde jedoch gestrichen: Anders als ihre Vorgänger werden die neuen Präsidentenflugzeuge nicht mehr in der Luft betankbar sein.
Andrew Hunter, ehemaliger Beschaffungschef der U.S. Air Force, geht davon aus, dass ein derart schneller Umbau auch keinen vollwertigen VC-25A-Ersatz ermöglichen kann. Wahrscheinlich werde sich die Umrüstung auf Kommunikationssysteme, Sicherheitstechnik und das äußere Design beschränken. Auch eine Lackierung im von Trump bevorzugten Farbdesign für den Interimsflieger sei intern diskutiert worden.
Für die beiden 747-8, die Boeing für die Regierung umbaut, hatte die Biden-Regierung die Designpläne aus Trumps erster Amtszeit mit Blick auf die technische Verträglichkeit abgelehnt. Die dunkelblauen Komponenten könnten zu Überhitzung führen. In seiner zweiten Amtszeit hat Trump nun aber schon mehrmals betont, dass er sein Design umsetzen will. Boeing hat laut Wall Street Journal eine Präsentation mit möglichen anderen Farbschemata erstellt, einschließlich Variationen von Trumps Farbschemas mit blauen und roten Streifen, aber einem grauen oder weißen Untergrund.