Vor 34 Jahren wurde letztmals ein vollständig in Deutschland entwickeltes Verkehrsflugzeug öffentlich präsentiert. Am Flughafen Oberpfaffenhofen stellte Dornier damals ihre Do328 vor. Der deutsche Flugzeugbauer hatte erkannt, dass es oberhalb seiner Do228 eine Marktlücke für Flugzeuge mit knapp über 30 Sitzen gab.
Damals wurde im Hangar ein frisch poliertes Flugzeug in Blau und Weiß gezeigt, geschmückt mit weiß-blauen Luftballons. Diese gab es am Mittwoch (28. Mai 2025) nicht, aber ebenso ein frisch poliertes Flugzeug. In Oberpfaffenhofen fand der feierliche Roll-out der D328 Eco statt, zu dem viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft angereist war, so auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder.
Aus Vision D328 Eco muss nun Flugzeug D328 Eco werden
Entwickelt wird das Nachfolgemodell der Do328 von Deutsche Aircraft, einer Tochter des amerikanischen Rüstungs- sowie Luft- und Raumfahrtkonzerns Sierra Nevada Corporartion. Seit sechs Jahren arbeitet sie am Projekt. Doch die Arbeiten reichen noch weiter zurück. Denn ursprünglich sollte die Do328 einmal mit türkischen Partnern neu belebt werden. Doch zu einem Vertragsabschluss kam es am Ende nie. Und so wagte man den Alleingang.
«Wir haben hier ein großartiges Produkt», sagte beim Roll-out Deutsche-Aircraft-Co-Chef Nico Neumann. Nun müsse man auch liefern. Denn mit diesem Schritt trete man über von der Entwicklungs- in die Produktionsphase. «Jetzt wird die Vision Realität», so der Manager.
Deutsche Aircraft zeigte noch kein fertiges Flugzeug
Dass noch einiges zu tun ist, zeigte sich auch bei der offiziellen Feier in Oberpfaffenhofen. Im Hangar wurde das erste Testflugzeug gezeigt, die TAC-1. Fertig war es aber noch nicht. So fehlten ihm noch die Triebwerke. Zudem gab es noch kein Interieur und kein fertiges Cockpit, was an den getönten Schreiben zu erkennen war, die neugierige Blicke ins Innere des Flugzeuges verunmöglichten.
Chef Neumann bestätigte aber im Gespräch mit aeroTELEGRAPH: «Das ist der erste Testflieger, der geht auch wirklich in die Luft.» 2026 werde das «Flugtestjahr». Auch die zweite Testmaschine, die TAC-2, werde dann viele Flüge absolvieren. «Wir gehen so von 1500 Flugstunden bis zur Zulassung aus.»
Vieles wurde gegenüber der Do328 verändert
Die D328 Eco habe die DNA der Dornier Do328, so Neumann. Auf der baue man auf. Dennoch sei sie ein grundlegende neues Flugzeug. So hat sie ein völlig überarbeitetes Cockpit mit modernster Avionik (die Gesamtheit der elektrischen und elektronischen Geräte an Bord) und soll in Zukunft auch nur mit einem Piloten betrieben werden können.
Neu ist auch ein sechsblättriger Propeller zu den PW127S-Motoren von Pratt & Whitney Canada, die für einen tieferen Verbrauch von 2,6 Liter pro Fluggast und 100 Kilometer sowie für weniger Lärm sorgen sollen. Außerdem gilt die D328 Eco mit einer Geschwindigkeit von rund 600 Kilometern pro Stunde als besonders schnelles Turbopropflugzeug.
Rumpf wurde um mehr als zwei Meter verlängert
Die grundlegendste Veränderung aber ist der längere Rumpf. Deutsche Aircraft hat die Do328 um 2,1 Meter gestreckt - auf 23,31 Meter. Erkennen lässt sich das an den elf Fenstern auf jeder Seite - zwei mehr als beim Urmodell. Dadurch werden bis zu 43 Passagiere in 1-2-Konfiguration statt 33 Reisende im Flieger Platz finden. Das erhöht die Wirtschaftlichkeit. Daran scheiterte am Ende die Do328, von der nur 220 Exemplare gebaut wurden.
Erste Auslieferung Ende 2027
Man spreche derzeit vor allem mit vielen Betreibern von Do328, die ihre alternden Flieger ersetzen wollten. Vor allem in Indien sieht Neumann riesigen Bedarf. Allgemein setzt Deutsche Aircraft auf Gebiete, in denen die Infrastruktur nicht so ausgebaut ist. Zum Beispiel Australien, Nordkanada oder auch Norwegen.
In der neuen Fabrik am Flughafen Leipzig/Halle will Deutsche Aircraft dereinst 48 Flugzeuge pro Jahr bauen. Die Verantwortlichen betonten beim Roll-out erneut das Ziel, das erste Exemplar Ende 2027 an den Kunden zu übergeben. Bis dahin ist noch einiges zu tun.
Sehen Sie Aufnahmen vom Roll-out der Deutsche Aircraft D328 Eco in der Bildergalerie. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat:
Erster Blick auf die Deutsche Aircraft D328 Eco
Mit einer großen Feier feierte Deutsche Aircraft ...
Mit einer großen Feier feierte Deutsche Aircraft ...
... am 28. Mai 2025 den Roll-out der D328 Eco.
... am 28. Mai 2025 den Roll-out der D328 Eco.
So sieht das neue deutsche Turbopropflugzeug vorne aus.
So sieht das neue deutsche Turbopropflugzeug vorne aus.
Und so von vorne. Es baut auf der Dornier Do328 auf.
Und so von vorne. Es baut auf der Dornier Do328 auf.
Es ist aber 2,1 Meter länger und hat daher elf Fenster auf jeder Seite. Im Innern finden bis zu 43 Passagiere Platz.
Es ist aber 2,1 Meter länger und hat daher elf Fenster auf jeder Seite. Im Innern finden bis zu 43 Passagiere Platz.
Noch trug das erste Testflugzeug keine Triebwerke.
Noch trug das erste Testflugzeug keine Triebwerke.
Die D328 Eco soll auf kurzen Pisten von weniger als 1000 Meter Länge starten und landen können.
Die D328 Eco soll auf kurzen Pisten von weniger als 1000 Meter Länge starten und landen können.
Ein Blick auf das Bug- ...
Ein Blick auf das Bug- ...
... und das Hauptfahrwerk.
... und das Hauptfahrwerk.
Die D328 Eco kann bis zu 600 Kilometer pro Stunde schnell fliegen.
Die D328 Eco kann bis zu 600 Kilometer pro Stunde schnell fliegen.
Die Spannweite misst knapp 21 Meter.
Die Spannweite misst knapp 21 Meter.
Sie hat eine Reichweite von 2200 Kilometer, wenn sie zu drei Viertel beladen ist. Bei voller Beladung reicht es für die Hälfte.
Sie hat eine Reichweite von 2200 Kilometer, wenn sie zu drei Viertel beladen ist. Bei voller Beladung reicht es für die Hälfte.
Die Dienstgipfelhöhe beträgt 9144 Meter, was es möglich macht, schlechtem Wetter aus dem Weg zu gehen.
Die Dienstgipfelhöhe beträgt 9144 Meter, was es möglich macht, schlechtem Wetter aus dem Weg zu gehen.
Das maximale Startgewicht (im Jargon MTOW) beträgt 15,66 Tonnen.
Das maximale Startgewicht (im Jargon MTOW) beträgt 15,66 Tonnen.
Das Interesse am neuen Flieger war groß.
Das Interesse am neuen Flieger war groß.