Die junge amerikanische Fluglinie verdient an Abschiebungen – und wird dafür heftig kritisiert. Es gibt bereits Boykottaufrufe. Avelo Airlines reagiert darauf - mit einer Tarnlackierung.
Es sei ein lukratives Geschäft, verteidigte Chef Andrew Levy die Entscheidung. Avelo Airlines entschied im April, einen Auftrag der Regierung für Abschiebungsflüge aus den Vereinigten Staaten anzunehmen. «Nach eingehenden Überlegungen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass diese neue Möglichkeit zu wertvoll ist, um sie nicht zu nutzen, da sie uns helfen wird, unsere Finanzen zu stabilisieren und unsere Reise fortzusetzen», sagte Levy. Doch viel Verständnis erntete er dafür nicht.
Die Fluggesellschaft, die eigentlich Billigflüge ab sekundären Zielen in den USA anbietet, sah sich plötzlich mit Boykottaufrufen konfrontiert. «Wir lehnen die unmenschlichen Abschiebepraktiken der Trump-Administration ab, lehnen die Zusammenarbeit mit dem Bundesstaat Connecticut zur Unterstützung von Avelo ab, solange dieser an diesen Praktiken beteiligt ist, und verpflichten uns, Avelo zu boykottieren, solange das Unternehmen von Abschiebeflügen profitiert», heißt es zum Beispiel auf einer Petition auf Change.org.
Auch verschiedene Politikerinnen und -politiker haben die Flüge verurteilt, etwa Ned Lamont und William Tong, Gouverneur und Generalstaatsanwalt in Connecticut, wo Avelo eine Basis unterhält. Man solle ihr wegen der Flüge Steuervergünstigungen wieder streichen, fordert er. Der öffentliche Druck ließ die Airline offenbar nicht kalt.
Sie hat die Lackierung der drei Flugzeuge, die für den Auftrag im Einsatz sind, entfernt. Die Boeing 737 mit den Registrierungen N804VL, N801XT und N805VL tragen nicht mehr die blaue Lackierung von Avelo Airlines, sondern sind ganz in Weiß unterwegs, wie verschiedene Nutzer des Dienstes Bluesky bemerkt haben. Sie vermuten, dass Avelo damit verschleiern möchte, dass sie die Flüge durchführt.
Die Sorge kommt nicht von irgendwoher. Avelo ist nur eine von mehreren Fluggesellschaften, die Verträge mit der Behörde ICE (U.S. Immigration and Customs Enforcement) zur Beförderung von abzuschiebenden Personen abgeschlossen haben. So fliegt auch die in Miami ansässige Charterfluggesellschaft Global X für die Behörde. Und die wurde Anfang Mai Opfer eines Hackerangriffs.
Die Gruppe Anonymous behauptet, persönliche Daten aus den Passagierlisten der Fluggesellschaft erlangt zu haben – darunter auch Informationen über Personen, die an den umstrittenen Abschiebeflügen teilgenommen haben.