Letzte Aktualisierung: um 8:21 Uhr

Drohende Insolvenz

Flughafen Lugano schickt allen Angestellten blauen Brief

Der Aeroporto di Lugano zittert: Sagen die Bürger der Südschweizer Stadt Nein zu einer Finanzspritze, muss er Insolvenz anmelden. Den Angestellten wurde vorsorglich gekündigt.

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Das Angebot ist überschaubar. Gerade noch zwei Linienverbindungen gibt es am Aeroporto di Lugano – und auch die werden nur saisonal im Sommer bedient. Für dreienhalb Monate fliegt die tschechische Silver Air dann zwei Mal pro Woche auf die italienische Insel Elba und ein Mal auf das kroatische Eiland Lošinj.

Das war bis vor viereinhalb Monaten anders. Vier Mal pro Tag verband Swiss den Flughafen Lugano mit ihrem Drehkreuz Zürich. Ende September kündigte sie jedoch an, die Flüge durch Zugverbindungen zu ersetzen. Für den Airport in der Südschweiz war das ein harter Schlag. Er schreibt schon länger tiefrote Zahlen. Alleine 2018 und 2019 summierte sich das Minus auf 3,5 Millionen Franken oder umgerechnet 3,3 Millionen Euro. Nun ist seine Existenz bedroht.

Mehr als 10 Millionen von der öffentlichen Hand

Der Flughafen Lugano braucht dringend frisches Kapital. Das Parlament des Kantons Tessin hat letzten November einen Zuschuss von 3,32 Millionen Franken bewilligt. Zudem gesteht er dem Airport jährlich weitere 0,52 Millionen zu, um die Verluste bis 2024 zu decken. Der Gliedstaat ist mit 12,5 Prozent am Kapital der Flughafengesellschaft beteiligt.

Die restlichen 87,5 Prozent der Anteile besitzt die Stadt Lugano. Und auch sie will Geld springen lassen, damit sich ihr kriselnder Flughafen neu ausrichten kann. Er will sich künftig als praktischer Businessairport profilieren. Das Stadtparlament gewährte eine Hilfe von 5,76 Millionen Franken. Insgesamt summiert sich die Unterstützung der öffentlichen Hand also auf mehr als 10 Millionen.

Ungewissheit für 77 Angestellte

Doch gegen den Beschluss haben linke Parteien mehr als 3000 Unterschriften gesammelt. Dutzende von Millionen seien in den letzten Jahren erfolglos in den Airport investiert worden – mit mäßigem Erfolg, argumentieren sie. Sie verweisen zudem auf die neuen, schnellen Zugverbindungen und die Nähe zu den beiden Flughäfen von Mailand.

Und deshalb wird am 5. April eine Volksabstimmung durchgeführt. Sagen die Stimmberechtigten von Lugano Nein zur Finanzhilfe, muss der Flughafen umgehend Insolvenz anmelden. Dies erklärte kürzlich der Aufsichtsrat. Im Hinblick darauf hat er allen seinen 77 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine provisorische Kündigung per Ende April geschickt.

Es wird knapp

Die Kündigungen sollen aufgehoben werden, wenn die Bürger der Finanzspritze zustimmen. Aktuell halten sich Befürworter und Gegner die Waage.