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Flugtest

Das bietet die Business Class von Kenya Airways

Kenya Airways verbindet Europa 25 Mal pro Woche mit Nairobi. Was bietet die Fluggesellschaft in der Business Class? Wir haben es getestet.

Am 13. Juni setzt Kenya Airways zwei weitere Punkte in Europa auf ihre Netzkarte. Die Nationalairline fliegt ab dann vier Mal pro Woche von Genf via Rom nach Nairobi. Bereits jetzt bedient sie mit ihren Boeing 787-8 Dreamlinern täglich Amsterdam, London und Paris. Insgesamt stehen also wöchentlich 25 eigene Flüge im Angebot – zusammen mit den Skyteam-Partnern Air France und KLM ist die Auswahl an Flügen noch größer. Doch was bietet die Fluggesellschaft Passagieren, die möglichst direkt nach Ostafrika fliegen wollen? Wir haben die Business Class von Kenya Airways im Mai 2019 auf der Strecke Amsterdam – Nairobi getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Webseite der Fluggesellschaft ist aufgeräumt. Alle für den Passagier wichtigen Vorgänge (Buchung, Check-in, Buchungsänderung, Upgrade und so weiter) sind mit einem Klick zu erreichen. Über das Menü findet man die weiteren Informationen spielend. Die Ladegeschwindigkeit ist zudem gut. Das gefällt uns. wir checken über die App ein. Auch das funktioniert einwandfrei. Beim Rückflug müssen wir die Daten nicht mehr mal eingeben, sie sind bereits gespeichert – ohne Login. Volle Punktzahl.

Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Für Business-Class-Gäste von Kenya Airways stehen in Amsterdam Skyteam-Gemeinschaftsschalter zur Verfügung. Wir sind früh dran, deshalb müssen wir keine Sekunde anstehen. Das Einchecken geht schnell, der Mann am Schalter ist sehr freundlich und kompetent. Die Zeit bis zum Abflug verbringen wir in der KLM Crown Lounge, die in Sachen kulinarischem Angebot und Platz wenig zu wünschen übrig lässt. Auch gibt es genug Plätze mit Blick aufs Vorfeld. Das Einsteigen ist dann sehr effizient, allerdings sind die Platzverhältnisse beim zugeteilten Gates am Flughafen Amsterdam-Schiphol eng. Darum müssen wir uns durch herumstehende Leute nach vorne zum Priority Boarding kämpfen. Dieser Mangel liegt aber hier nicht an der Fluggesellschaft selbst.

Crew: ★★★★☆. Wer einmal in Kenia war, weiß, wie herzlich die Menschen im Land sein können. Diese natürliche Herzlichkeit vermissen wir an Bord. Die Bedienung ist sehr professionell, freundlich und serviceorientiert. Auch wissen die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter gut über Menü und Weinkarte Bescheid. Die Abläufe sind jedoch manchmal etwas mechanisch und wirken mitunter zu sehr einstudiert. Hier würden wir uns mehr afrikanische Lebensfreude wünschen.

Kabinenausstattung: ★★★★☆. Die Business Class weist in den Boeing 787-8 von Kenya Airways 30 Sitze auf. Sie sind in einer 2-2-2-Konfiguration angeordnet und verteilen sich auf zwei Abteile ganz vorne im Flugzeug, die durch eine Bordküche und Toiletten voneinander abgetrennt sind. Das Interieur ist gut gepflegt, nicht zerkratzt und kommt in den Farben Grau, Braun und Sandbraun daher. Das wirkt professionell und elegant. Die Toiletten sind von der Größe und Einrichtung her Branchenstandard. Platz in den Gepäckfächern ist mehr als genug vorhanden. Zur Beleuchtung gibt es das bekannte Mood Lighting, also Beleuchtung, welche die Stimmung positiv beeinflussen soll.

Sitz: ★★★★☆. Der Abstand zum Vordersitz beträgt bei Kenya Airways 189 Zentimeter (74 Zoll), das ist in etwa Branchendurchschnitt. Die Breite der Sessel ist mit 79 Zentimeter (31 Zoll) ebenfalls ansprechend. Aufgrund der 2-2-2-Konfiguration muss man jedoch mit einer Gymnastikeinlage über seinen Nachbarn steigen, wenn man nachts aufstehen will. Das ist weniger schön, aber auch bei anderen Fluggesellschaften so. Das Sitzkissen empfinden wir als angenehm – es ist nicht zu hart und nicht zu weich. Der Sitz lässt sich per Knopfdruck in verschiedene Positionen oder auch individuell verstellen und zudem in ein flaches Bett verwandeln. Unser Sessel steht in der vordersten Reihe und ist darum etwas kurz, sodass wir beim Schlafen trotz durchschnittlicher Größe mit den Füßen unten anstoßen. Das ist ein wenig nervig. Eine Leselampe ist ebenso vorhanden wie eine Fernbedienung für das Unterhaltungssystem. Als Stauraum gibt es vorne in der Armlehne einen Schlitz für Bücher, Laptop oder Tablet, am Fußende ein größeres Regal, in das etwa die Schuhe passen, und in der Armlehne seitlich nochmals Platz für eine Flasche. Etwas mehr Ablagefläche direkt am Sitz für Bücher, Mobiltelefon oder andere persönliche Gegenstände vermissen wir.

Sauberkeit: ★★★★☆. Hier gibts wenig zu bemängeln. Alles ist sauber, auch in den Ritzen, in denen man als Passagiere manchmal unschöne Überraschungen findet. Einen Punktabzug gibt es lediglich für den bereits leicht abgewetzten Sitzbezug. Das ist nicht schlimm, wirkt aber unschön.

Mahlzeiten: ★★★★★. Etwas begeistert uns wirklich. Gleich zum obligaten Begrüßungs-Champagner (Grande Reserve Premier Cru Brut von Gobillard et Fils) gibt es ein Amuse-Bouche, diesen kleinen Gruß aus der Küche, den man aus guten Restaurants kennt. Das mundete hervorragend und ist ein um einiges phantasievollerer Einstieg als gewärmte Nüsse. Dann wird uns die Speisekarte in einem Kunstleder-Etui gereicht. Das wirkt gediegen. Als Vorspeise wählen wir den Sellerie-Salat mit Walnuss, Orange und Echtem Kerbel. Dazu trinken wir ein Glas Waterford Elgin Sauvignon Blanc aus Südafrika. Beim Hauptgang setzen wir auf die Riesen-Kürbisravioli an einer Basilikumsauce, die mit Cherry-Tomaten und gegrillten Zucchini ergänzt werden. Dazu wählen wir den uns empfohlenen Diemersfontein Pinotage, ebenfalls aus Südafrika. Die Nachspeise laßen wir weg. Zum Frühstück gibt es dann Fruchtsalat, Müsli, Joghurt und Brötchen. Dazu feinen kenianischen Tee und Saft. Alles in allem ist die Küche wirklich gut, da hat Kenya Airways einigen Konkurrenten etwas voraus.

Unterhaltungssystem: ★★★☆☆. Wer Filme schauen will – was wir immer nutzen, um im Kino Versäumtes nachzuholen – kann das in der Boeing 787-8 von Kenya Airways auf einem mittelgroßen Bildschirm tun. Die Auswahl an Filmen (Blockbuster, Bollywood, Klassiker, World Cinema), TV-Serien und Dokus ist überschaubar und nicht so üppig wie bei vielen Konkurrenten. Auch Filme aus Afrika gibt es zu sehen. Leider werden sie jedoch im Auswahlmenü etwas versteckt und sind nicht bei den restlichen Filmen zu finden. Das finden wir schade, entdecken wir doch gerade unter dem lokalen Filmangebot oft Perlen, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Das Unterhaltungssystem lässt sich über den Touchscreen oder die separate Fernbedienung steuern. Der Passagier bekommt einen leistungsfähigen Kopfhörer. Das erste Exemplar, das vor dem Einsteigen ausgeteilt worden war, ist kaputt, wird von der Crew aber umgehend ausgetauscht.

Wifi/Strom: ★★☆☆☆. Internet an Bord gibt es in den Dreamlinern von Kenya Airways nicht. Auch wenn wir es auch mal schön finden, nicht erreichbar zu sein – in einer Business Class braucht es heute diese Option. Für das Fehlen von WLAN gibt es darum wie immer einen großen Abzug. Strom- und USB-Steckdosen sind dagegen vorhanden, sodass man auf dem Flug problemlos offline arbeiten und seine Geräte aufladen kann.

Extras: ★★☆☆☆. Kenya Airways verteilt an Business-Class-Reisende ein Kissen und eine dicke, richtig flauschige Decke. Gediegen oder gestylt wirkt beides nicht, vor allem auch weil die Decke in Plastik eingeschweißt ist. Aber das Bettzubehör ist außerordentlich bequem. Eine Matratze gibt es nicht. Das Amenity Kit enthält Socken, Augenbinde, Kuli, Kamm, Zahnbürste und -paste sowie Ohrstöpsel. Auch wenn wir Schein-Bling-Bling nicht mögen, ist der Kulturbeutel aus Plastik uns für die höchste Reiseklasse doch zu einfach gehalten. Er ähnelt den Produkten, die andere Airlines inzwischen sogar in der Economy Class verteilen.

Gesamtnote: 3,8 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Wer nach Ostafrika fliegen will, findet mit Kenya Airways eine sehr gute Alternative. Das Bordprodukt ist absolut auf der Höhe vieler Konkurrenten aus Europa und aus dem Nahen Osten, hinzu kommt die moderne Flotte als Pluspunkt.

Und die Economy Class? Auf dem Rückflug testeten wir auch die Economy Class. Auch hier braucht sich die Fluglinie nicht zu verstecken. Sie gehört vielleicht nicht zur globalen Spitze, was ihr Angebot betrifft, aber liegt durchaus im oberen Mittelfeld. Wer nach Ostafrika will, sollte Kenya Airways deshalb in seiner Planung nicht ausschließen.

Das Flugticket für diesen Test wurde von Kenya Airways zur Verfügung gestellt. Die Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei ihrem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.