Letzte Aktualisierung: um 16:34 Uhr

Prinz Charles, Johnny Depp, Wizz-Air-Gäste

Ein Pilotenleben zwischen Celebrities und Rucksacktouristen

Er flog Formel-1-Fahrer, Prinzen, aber auch Rucksacktouristen um den Globus. Pilot Georg Schwarz hat mehr als 19.000 Flugstunden im Logbuch - und viel zu berichten.

Mit

«Als Kind wollte ich noch Förster oder Schatztaucher werden», resümiert Georg Schwarz im Gespräch über seine früheren Berufswünsche. «Schlussendlich wusste ich damals aber auch schon, dass ich in meinen späteren Beruf nicht jeden Tag am selben Ort verbringen wollte.» Rund 19.000 Flugstunden als Berufspilot, Fluglehrer und Flugprüfer später ist sein Kindheitstraum zumindest teilweise in Erfüllung gegangen.

Dass der Niederösterreicher in seiner mehr als 30-jährigen Pilotenkarriere einmal Prinz Charles, Jonny Depp oder Madonna fliegen würde, hatte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, als er als junger Jura-Student die Ausbildung zum Privatpiloten absolvierte.

Der Zufall spielte eine wichtige Rolle

Schon bald war dem ambitionierten Hobbypiloten klar, dass er aus seiner Leidenschaft für das Fliegen auch einen Beruf machen könnte. Er machte eine Fluglehrerausbildung und heuerte bald bei einem kleinen Salzburger Bedarfsflugunternehmen an, wo er seine ersten Flugerfahrungen sammelte.

Wer Ende der 1980er-Jahre in Österreich Berufspilot werden wollte, der hatte es schwer. Denn das Angebot an Fluglinien, die Berufspiloten zur damaligen Zeit einstellten, war sehr bescheiden. Und so spielte ein Zufall eine wichtige Rolle in Georg Schwarz zukünftigen Berufsleben.

Plötzlich Teil der Sport-Society

Über Kontakte zur mittlerweile verstorbenen österreichischen Luftfahrtlegende Sigi Angerer (Flugbetriebsleiter bei Tyrolean Jet Service und späterer Flying Bulls Chefpilot) brachte er in Erfahrung, dass der österreichische Formel-1-Rennfahrer Gerhard Berger gerade auf der Suche nach einem neuen Kopiloten für seine private Cessna Citation 501 war. Nachdem man sich nach einem gemeinsamen Probeflug sehr gut verstand, folgte das erste Jobangebot als Berufspilot vom damaligen McLaren- und späteren Ferrari-Formel-1-
Rennfahrer.

Während der gemeinsamen Stunden an Bord des Privatjets von Gerhard Berger entstand so etwas wie eine Freundschaft, erzählt Georg Schwarz. Schon bald flog er als Kapitän auf Bergers Privatjet Formel-1-Legenden wie Ron Dennis, Ayrton Senna, Karl Wendlinger oder Jean Alesi durch ganz Europa. «Über vier Jahre lang war ich mit Gerhard Berger so eng verbunden, sodass ich während der Rennsaison manchmal nur einen Tag pro Monat bei meiner Familie zuhause war», erzählt Schwarz.

Niki Lauda als Partygast auf dem Boot

Berger genoss das Rennfahrerleben und war bekannt dafür, dass er sich nicht länger als drei Tage an einem Ort aufhielt, weshalb Georg Schwarz gemeinsam mit seinem Chef ständig unterwegs war und so Teil des Formel-1-Zirkus wurde. Zu den Annehmlichkeiten dieses Lebens zählte auch der Umstand, dass Schwarz während der Sommermonate auf Bergers 37 Meter langen Luxusjacht, die in Ibiza vor Anker lag, Quartier bezog.

Ibiza ist hinlänglich als Partyinsel bekannt und so war es nichts Besonderes, wenn österreichische Motorsport-Legenden wie Niki Lauda oder der spätere Paris-Dakar
Motorradsieger Heinz Kinigadner regelmäßig zum Feiern an Bord auftauchten. Die gemeinsame Zeit führte auch dazu, dass der Formel-1-Fahrer bei seinem Piloten und lizenzierten Fluglehrer den Privatpilotenschein machte und man in weiterer Folge gemeinsam Bergers Privatjet flog.

Linienpilot auf der De Havilland Dash 8

Nach vier Jahren trennte sich Georg Schwarz schweren Herzens von seinem bisherigen Arbeitgeber und dem Jetset-Leben, um bei Tyrolean Airways als Linienpilot auf der De Havilland Dash 8 einem halbwegs geregelten Familienleben nachgehen zu können. Innsbruck wurde seine neue Heimat.

«Für viele mag dieser Schritt vielleicht unverständlich klingen, doch schlussendlich war die Erfahrung, als Linienpilot bei einem großen Flugunternehmen mit seinen zahlreichen Flügen und regelmäßigen Schulungen für mich eine unverzichtbare Erfahrung, die ich nicht missen möchte», so Schwarz.

Erst Wizz Air, dann Comlux

Es folgten Jahre eines «Beamtenlebens», wie Schwarz es nennt, wo er als Pilot und späterer Tyrolean-Flug-Instruktor mit geregelten Diensten auf der Dash 8-300/400 und in weiterer Folge auf der Fokker 70/100, im Liniendienst unterwegs war. Im Frühling 2006 entschloss sich der inzwischen 41-Jährige dazu, seinen beruflichen Möglichkeiten mit einem privat finanzierten A320-Typ-Rating neuen Spirit zu verleihen.

Nachdem die beruflichen Aussichten bei Tyrolean/Austrian durch den Zusammenschluss der beiden Unternehmen nur wenig berauschend waren, folgte im Spätsommer 2006 der Einstieg bei Wizz Air Hungary, wo Schwarz im polnischen Katowice als A320 Commander Billigfluggäste durch ganz Europa beförderte. Nach drei Jahren im Cockpit der Airline rief im Jahr 2010 ein befreundeter Tyrolean-Pilot an und fragte, ob er den nicht nach Zürich zu Comlux Aviation kommen möchte als Airbus Corporate Jet Pilot?

Mit VIP-Jets von Airbus um die ganze Welt

Das Angebot, die Reichen und Schönen dieser Welt rund um den Globus zu fliegen, erschien Georg Schwarz nach Jahren im trostlosen Katowice durchaus attraktiv: «Anstatt vier tägliche Rotationen für Wizz Air ab Katowice abzufliegen, habe ich doch gerne das Angebot angenommen, so manchen VIP-Kunden von London nach Dubai zu fliegen.»

Von heute auf morgen hatte sich der berufliche Alltag für Georg Schwarz wieder gedreht: «Das typische Klientel wollte aus dem Mittleren Osten oder Russland abgeholt werden, um
nach Asien, Europa oder Amerika geflogen zu werden.» Dabei war es durchaus üblich, dass die Crew reichlich Trinkgeld für ihre Leistungen erhielt. «Ein fünfstelliger US-Dollar-Betrag pro Flug war durchaus möglich», so Schwarz.

New York, Singapur, Sydney

Sehr lehrreiche Jahre folgten, wie Schwarz erzählt, denn mit den bis zu 180-Minuten-Etops-zugelassenen Airbus-Jets von Comlux waren bei Wahl der Destinationen kaum Grenzen gesetzt. Anstatt nach Kutaissi, Tirana oder Katowice zu fliegen, wurden so elitäre Flughäfen wie New York, Dallas, San Francisco, Singapur, Bali oder Sydney zur neuen Heimat des österreichischen Flugkapitäns.

Airbus A318 Elite von Tyrolean Jet Service. Bild: Walter Kaller.

Nachdem ein im Privatbesitz befindlicher A318 Elite, der zuvor von Comlux Aviation betrieben wurde und auf dem Kapitän Schwarz flog, in die Halterschaft der österreichische Tyrolean Jet Service überging, wechselte er nach nur einem Jahr den Arbeitgeber.

Prinz Charles und Johnny Depp an Bord

Am beruflichen Alltag änderte sich für den Flugkapitän, der später auch Chef der Flotte von A318/319 ACJ Corporate Jet von Tyrolean Jet Service wurde, aber dadurch nichts. Neben Regierungschefs, Oligarchen und Vertretern arabischer Königshäuser wurden auch weltberühmte Künstler zu Veranstaltungen geflogen: «Für die Südamerika-Tour von Madonna flogen wir einen Monat lang mit der Pop-Königin quer durch den Kontinent», so Schwarz. Wobei es wie überall im Leben angenehme und weniger angenehme Kunden gab.

Neben dem damaligen Prinzen und heutigen englischen König Charles, der für eine «Middle East Tour» auf die Dienste von Schwarz vertraute, blieb ihm besonders Johnny Depp als ein sympathischer Fluggast in Erinnerung. Damals hatte der Schauspieler gerade in Venedig den Film «The Tourist» gedreht, während zum selben Zeitpunkt die Weltpremiere seines Films «Alice im Wunderland» in Tokio anstand.

Zurück zu Wizz Air

Im Auftrag von Sony Pictures wurde der Hollywood-Star kurzerhand von Schwarz mit seinem A318 ACJ von Paris nach Tokio geflogen. «Irgendwann während des Fluges hat er uns dann gefragt, ob wir auch bei der Filmpremiere dabei sein wollen, woraufhin die ganze Crew am Abend am Event teilnehmen konnte», erzählt der Kapitän.

Johnny Depp. Bild: depositphotos

Nach vier erlebnisreichen Jahren bei Tyrolean Jet Service folgte wieder ein großer Wechsel in der beruflichen Karriere von Georg Schwarz: «Ein ehemaliger Kollege von Wizz Air rief mich an und fragte, ob ich nicht nach Budapest als Pilot und Verantwortlicher für die Rekrutierung der Wizz-Air-Piloten zum Unternehmen zurückkehren möchte.»

«Manchmal noch Anrufe von Ex-Kollegen»

Einmal mehr verabschiedete der sich von seinem bisherigen Umfeld und stieg bei Wizz Air in Folge zum «Head of Training» auf. Mit der Ankündigung, am Flughafen Wien im Jahr 2018 eine neue Wizz-Air-Basis eröffnen zu wollen, war für Schwarz klar, dass der Moment gekommen war, um in seine alte Heimat zurückkehren.

Seitdem fliegt er auf dem A321 Neo wieder Billigfluggäste durch die Welt, wobei er, auf seine weitere Lebensplanung angesprochen, abschließend noch sagt: «Ich liebe es, wieder in meiner Heimat zu fliegen, aber manchmal erreichen mich auch heute noch Anrufe von Ex-Kollegen aus der VIP-Fliegerei, weshalb ich sagen würde: Sag niemals nie.»